Als sich Johnny Case (Cary Grant) und Julia Seton (Doris Nolan) während eines Urlaubs kennenlernen, ist es Liebe auf den ersten Blick. Erst auf den zweiten müssen sie feststellen, dass sie aus völlig unterschiedlichen Welten stammen. So kommt Johnny aus einfachen Verhältnissen, während die Familie von Julia sehr reich ist. Ihr Vater Edward (Henry Kolker) ist dann auch sehr misstrauisch, als er von der Beziehung erfährt, glaubt nicht daran, dass der junge Mann der richtige ist. Das verstärkt sich umso mehr, als Johnny erzählt, dass ihm Geld nicht wichtig ist. Anstatt sein Leben der Arbeit zu verschreiben, würde er lieber durch die Welt reisen. Während Julia und Edward aus allen Wolken fallen, ist Julias Schwester Linda (Katharine Hepburn) davon begeistert, hat sie doch eine ähnliche Einstellung zu Reichtum und Besitz …
Eine vergessene Star-Komödie
Ein Film mit Katharine Hepburn und Cary Grant? Bei einer derart hochkarätigen Besetzung sollte man eigentlich meinen, dass das ein großer Klassiker ist. Und doch ist Die Schwester der Braut ein vergleichsweise unbekannter Film. In den USA floppte die Komödie um ein ungleiches Paar, trotz guter Kritiken. Hierzulande kam der Film 1938 nicht einmal in die Kinos. Erst Jahrzehnte später lief er im deutschen Fernsehen, damals noch untertitelt. Irgendwann erschien eine DVD, doch das ist Jahre her, sie ist allenfalls noch antiquarisch erhältlich. Bei fremdsprachigen Veröffentlichungen sieht es ebenfalls mau aus. Insofern sind die seltenen Ausstrahlungen im TV eine der wenigen Gelegenheiten, das Ganze überhaupt noch zu sehen.
Die Frage ist dabei: Sollte man den Film überhaupt sehen? Die Antwort darauf hängt davon ab, was man von diesem erwartet. So ist immer mal wieder zu lesen, dass es sich um eine Screwballkomödie handelt. Das passt aber nicht so richtig. Eigentlich leben diese von Auseinandersetzungen zwischen Mann und Frau, von Spitzen und Wortgefechten. In Die Schwester der Braut gibt es das so aber gar nicht. Sicher sind da die Meinungsverschiedenheiten zwischen Johnny und Julia im Hinblick auf Arbeit und die Bedeutung von Geld. Daraus wird aber kein witziger Schlagabtausch. Und bei Linda gibt es ohnehin keine Konflikte. Vielmehr geht es ja genau darum, dass diese sehr viel besser zum Protagonisten passt. Da ist für Streitigkeiten kein Platz.
Mehr Sinnsuche als Liebe
Als Liebeskomödie passt das schon besser. Zumindest teilweise entspricht die Adaption des Bühnenstücks Holiday von Philip Barry einem beliebten Klischee, das bis heute ein fester Bestandteil des Genres ist. So sind zu Beginn der Geschichte die falschen Leute zusammen. Erst am Ende werden sie erkennen, wer passt und worauf es wirklich ankommt. Allerdings bräuchte es dafür auch tatsächlich romantische Szenen. Und diese sind in Die Schwester der Braut rar gesät. So kommt es in der Mitte des Films zu einer Annäherung, bei der das Publikum weiß, dass sie erst später wirklich vollzogen wird. In diesen Momenten entdeckt der Film auch eine leichte Tragik, die von der hochkarätigen Besetzung profitiert. Hier geht es tatsächlich um eine Herzensangelegenheit. Aber es bleibt eben die Ausnahme.
Stattdessen hat Regisseur George Cukor (Die Nacht vor der Hochzeit) eher eine Art Gesellschaftskomödie gedreht, bei der es um Fragen der Sinnhaftigkeit geht. Dabei zeigte sich der Film erstaunlich modern. Wenn hier darüber gesprochen wird, dass Arbeit und Geld nicht der Sinn des Leben sein können und eine berufliche Karriere nicht das zwingende Nonplusultra ist, greift das heutige Diskussionen vorweg. Eine kapitalismuskritische Komödie? Das ist zeitloser als so manch anderer Film aus der Zeit. Allein deshalb schon ist Die Schwester der Braut einen Blick wert. Der große Klassiker mag das wirklich nicht sein, der Film ist auch nicht so lustig, wie es wünschenswert gewesen wäre. Aber man kann hiermit schon seinen Spaß haben, ein bisschen Träumen ist ebenfalls drin.
OT: „Holiday“
Land: USA
Jahr: 1938
Regie: George Cukor
Drehbuch: Donald Ogden Stewart, Sidney Buchman
Vorlage: Philip Barry
Musik: Sidney Cutner
Kamera: Franz Planer
Besetzung: Katharine Hepburn, Cary Grant, Doris Nolan, Lew Ayres, Henry Kolker
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1939 | Bestes Szenenbild | Stephen Goosson, Lionel Banks | nominiert |
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