Als Daria Ballhofer tot aus dem Bodensee geborgen wird, ist schnell klar, dass sie ermordet wurde. Nicht nur, dass sie eine Kopfverletzung aufweist, jemand hatte zudem ein Tauchgewicht um ihren Hals gelegt, um sicherzugehen, dass sie nicht wieder auftaucht. Für ihre Mutter Marlene Wabinski (Regula Grauwiller) und Schwester Sina Wabinski (Miriam Fussenegger) ist der Fall klar: Darias Mann Victor (Marc Benjamin), ein bekannter Taucher, ist es gewesen. Schließlich wären die beiden schon länger nicht mehr miteinander glücklich gewesen. Victor wiederum erzählt, dass sie sich vorher verändert habe und er Angst um sie und ihre seelische Gesundheit hatte. Micha Oberländer (Matthias Koeberlin) und Luisa Hoffmann (Alina Fritsch) gehen der Sache nach und stoßen bald auf Widersprüche …
Noch immer blasse Zweitbesetzung
Grundsätzlich ist Die Toten vom Bodensee eine der größeren etablierten Krimireihen im ZDF. 2014 gestartet kommen derzeit jährlich zwei neue Filme heraus, die jeweils von einem hohen einstelligen Millionenpublikum gesehen werden. Und doch war zuletzt die Einschaltquote stark rückläufig. Das mag auch damit zu tun haben, dass seit dem Ende von Corona viele zwischenzeitlichen TV-Hochs in weite Ferne gerückt sind, bei zahlreichen Reihen sind Rückgänge zu beobachten. Es könnte aber auch damit zusammenhängen, dass Nora Waldstätten ausgestiegen ist und Alina Fritsch sie ersetzt hat. Solche Wechsel sind immer heikel. Tatsächlich enttäuschte die Neue in Nemesis und Der Nachtalb, die Drehbücher wussten nichts mit ihr anzufangen. Höchste Zeit, das bei Atemlos zu ändern.
Doch auch bei ihrem dritten Auftritt bleibt die Nachfolgerin blass. Während die Drehbuchteams bei Hannah Zeiler noch eine klare Vision hatten, wer sie sein soll, weiß man das hier immer noch nicht. Der Fokus liegt so stark auf Oberländer, dass man sich fragt, warum es überhaupt eine zweite Hauptfigur gibt. Das Thema, dass Österreich und Deutschland im Grenzgebiet zusammenarbeiten und es zu Kompetenzgerangel kommt, wurde eh vor Ewigkeiten fallengelassen. Erst zum Schluss schenkt Die Toten vom Bodensee: Atemlos Hoffmann ein wenig Beachtung, was nicht nur ihr Kollege erstaunt feststellt. Auch das Publikum vor den Fernsehern darf sich wundern: Echt, die hat ein Privatleben und soll ein Mensch sein? Immerhin, beruflich arbeiten sie gut zusammen. Ein bisschen kommen sie sich dabei auch näher.
Geschichte voller Wendungen
Das ist aber nicht der Grund, weshalb der 18. Teil der Krimireihe den Vorgängern wieder überlegen ist. Vielmehr ist es die wendungsreiche Geschichte, die einen stärker an den Fernseher fesselt. Prinzipiell ist Die Toten vom Bodensee: Atemlos natürlich ein klassischer Whodunit, bei dem herausgefunden werden muss, wer das Verbrechen begangen hat. Die Sache ist nur, dass man lange im Dunkeln tappt, weil ein klares Motiv fehlt. Das wird sich später natürlich ändern, wobei man bei einigen schon ein Fragezeichen dahinter setzen muss. Glaubwürdig ist das nicht immer. Die zahlreichen Wendungen und Enthüllungen, die gerade in der zweiten Hälfte anstehen, sorgen aber für Kurzweil.
Zudem handelt es sich mal wieder um einen dieser besonders tragischen Fälle, bei denen wir lauter unglücklichen Leuten begegnen. Viele werden von nicht erfüllten Träumen geplagt oder traumatischen Erfahrungen, immer wieder ist von Geistern die Rede. Das trägt zu der bedrückenden und melancholischen Atmosphäre bei, die dem Film guttut. Und auch die schauspielerischen Leistungen passen diesmal. Insgesamt ist Die Toten vom Bodensee: Atemlos damit einer der besseren Teile der Reihe und vielen der doch recht mäßigen Vorgängerfolgen überlegen. Jetzt müsste nur die Sache mit dem Duo selbst mal angegangen werden, dann reicht es vielleicht auch wieder für einen der vorderen Plätze. Zumindest zeigt man hier, dass es doch noch eine Zukunft geben kann, woran man eine ganze Weile seine Zweifel haben durfte.
OT: „Die Toten vom Bodensee: Atemlos“
Land: Deutschland, Österreich
Jahr: 2024
Regie: Michael Schneider
Drehbuch: Jeanet Pfitzer, Frank Koopmann, Roland Heep
Musik: Chris Bremus
Kamera: Lukas Gnaiger
Besetzung: Matthias Koeberlin, Alina Fritsch, Hary Prinz, Stefan Pohl, Fiona Katharina Neumeier, Marc Benjamin, Regula Grauwiller, Miriam Fussenegger, Eidin Seyed Jalali, Gabriela Garcia-Vargas
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