
Kaum passt man mal einen Moment nicht auf, geschieht so etwas. Als Fiona Holzmann (Wanda Perdelwitz) bei einer Autofahrt kurz abgelenkt ist, übersieht sie ein wichtiges Schild und rast in einen Haufen Baumstämme. Sie selbst kommt mit dem Schrecken davon, das Auto ist aber hinüber. Zu ihrem Glück läuft sie dabei dem Holzrücker Sascha Gerber (Tobias Licht) über den Weg, der eine provisorische Lösung hat. Sie könne sich doch für eine Nacht bei dem Ehepaar Marlies (Aglaia Szyszkowitz) und Joseph Wehrle (Martin Lindow) einquartieren, das einen Berghof betreibt. Aber die Pechsträhne hält im Anschluss an. Nicht nur, dass aufgrund eines Missverständnisses ihre Reservierung in einem Wellnesshotel im Schwarzwald storniert wurde. Ihr Freund Marc Tressmer (Richard Ulfsäter), in dessen Kanzlei sie als Anwältin für Mietrecht arbeitet, hält zudem eine böse Überraschung bereit …
Ein Wald der Liebe
Auch wenn der Sommer naturgemäß nur wenige Wochen anhält, beim ZDF ist die Jahreszeit sehr viel häufiger präsent. Grund hierfür ist die Reihe Ein Sommer in…, die im Rahmen der sonntäglichen Herzkino-Programmschiene ausgestrahlt wird. Zeitweilig war diese sehr produktiv, in manchen Jahren kamen vier bis fünf neue Teile hinzu. Zuletzt hat die Frequenz aber stark abgenommen, 2023 standen mit Ein Sommer auf Kreta und Ein Sommer auf Malta gerade einmal zwei neue Filme an, die zudem beide auf Inseln spielten. So richtig abwechslungsreich war das nicht. Insofern ist es eigentlich ganz erfreulich, wenn mit Ein Sommer im Schwarzwald ein ganz anderes Setting Verwendung findet, Küstenidyllen gegen saftige Wälder getauscht werden.
Inhaltlich bewegt man sich hingegen nicht von der Stelle. Schon bei der ersten gemeinsamen Szene, wenn Fiona und Sascha aufeinandertreffen, weiß das Publikum, dass die beiden füreinander bestimmt sind. Zwar haben wir zuvor Fionas Freund kennengelernt, der gleichzeitig ihr Chef ist. Außerdem können sich die Zufallsbekanntschaften zunächst nicht leiden. Aber das gehört zum Spiel dazu, Ein Sommer im Schwarzwald lässt zu keinem Zeitpunkt einen Zweifel daran, dass die zwei zusammengehören. Auch die späteren Momente, bei denen sich beide in die Haare bekommen, zu den unterschiedlichsten Anlässen, sind nur die üblichen Kabbeleien, bevor sie sich endlich in die Arme fallen dürfen.
Ambitionslose Träumerei
Es ist aber nicht allein diese vorherbestimmte Liebe, bei der man sich auf Klischees und Konventionen verlässt. Ob es der Versuch von Marc ist, seine Freundin zurückzubekommen, oder der obligatorische Schicksalsschlag, der beim Herzkino quasi vertraglich zugesichert ist, Ein Sommer im Schwarzwald ist ein extrem austauschbarer Film. Wenn etwas hervorsticht, dann ist es das Nebenthema Mieten. Damit kann man beim Publikum schnell punkten, vor allem wenn die Protagonistin sich für die Armen und Schwachen einsetzt. Ein bisschen verlogen ist es aber schon, wie Fiona da unbekümmert Geschenke verteilt und sich nicht dafür schert, wie das notwendige Geld für die Kanzlei reinkommt. Später wird der Film zwar ansprechen, dass es auch so etwas wie eine wirtschaftliche Realität gibt. Doch das ist schon recht zynisch, was den Zuschauern und Zuschauerinnen vorgesetzt wird.
Aber um Realität geht es bei diesen Filmen nun einmal nicht. Die Zielgruppe will nicht sehen, wie es da draußen zugeht, sondern möchte lieber träumen. Zu diesem Zweck gibt es zahlreiche Postkartenmotive vom Land und eine attraktive Besetzung. Inhaltlich wird der übliche Mix aus gelegentlichem Herzschmerz, komischen Reibungen und Wohlfühlkitsch zum Ausklang geboten. Darüber kann man dann die Nase rümpfen, Ein Sommer im Schwarzwald ist völlig ambitionsloses Berieselungsfernsehen. Aber es erfüllt seinen Zweck. Am Ende darf man hier glauben, dass alles wieder gut werden kann und selbst vermeintliche Unglücke die eine große Chance bieten – ob nun im Sommer oder zu anderen Jahreszeiten.
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