Ein starkes Team: Der Tausch

Gerade noch trieb Uwe Benrath seine Nachbarschaft in den Wahnsinn, als er Samstagmorgen den Laubbläser anwirft. Nun liegt er tot auf der Straße, von unbekannt erschossen. Doch auch wenn der Mann von vielen privat verhasst war: Otto Garber (Florian Martens), Sebastian Klöckner (Matthi Faust) und Linett Wachow (Stefanie Stappenbeck) vermuten, dass der Mord mit seiner Tätigkeit als Steuerprüfer zu tun hat. Tatsächlich haben sie bald einen Verdächtigen, den Autohändler Tarek Habib (Atheer Adel). Die Beweislage scheint eindeutig, weshalb nicht lange gefackelt wird, kurze Zeit später sitzt er bereits in Untersuchungshaft. Dabei ahnt das Team nicht, dass dies erst der Anfang eines Falls ist, der sie bis an ihre Grenzen bringen wird …

Betont düsterer Teil

Unter den diversen Endlosreihen im Segment des deutschen Fernsehkrimis gehört Ein starkes Team sicherlich zur Speerspitze, zumindest im Hinblick auf die Zahl neuer Titel. Seit 1994 werden diese Filme produziert, jedes Jahr kommen drei bis vier weitere hinzu. Da kann man schon einmal den Überblick verlieren. Dabei muss man die meisten davon nicht unbedingt gesehen haben. So waren die letzten beiden Folgen nur mäßig: Weder Kurierfahrt in den Tod über den Mord an einer Essensaufahrerin noch das vor einem Monat ausgestrahlte Jemma, das mit dem Tod eines Freiers beginnt, konnten überzeugen. Zumindest teilweise stellt Der Tausch, der neueste Beitrag im Dauerzirkus, da schon eine Verbesserung dar.

Der 94. Teil der ZDF-Reihe erreicht dies, indem er gleich auf mehrfache Weise mit dem Gewohnten bricht. Auffällig ist beispielsweise, dass der Humor, der sonst fest dazu gehört, diesmal ziemlich klein ausfällt. Der Einstieg rund um den Mord am nervigen Nachbarn steht da zwar noch näher an der Tradition. Danach wird es aber betont ernst. Ein starkes Team: Der Tausch verzichtet auch auf Sputnik, der sonst als Running Gag in jeder Folge dabei ist. Erwähnt wird er zwar von den übrigen, er selbst lässt sich aber nicht blicken. Die Witze, die mit den Auftritten sonst verbunden sind, fallen dadurch weg. Es gibt auch keinen Ersatz für diese Passagen, die sonst der Auflockerung dienen und dabei den Fall kurz pausieren lassen. Der genreerfahrene Drehbuchautor Leo P. Ard hat einen betont düsteren Film geschrieben. Lediglich der Auftritt von Atheer Adel in einer Doppelrolle ist irgendwie komisch, selbst wenn nicht klar ist, ob das so gedacht war.

Mehr Spannung als zuletzt

Und noch etwas ist anders: Es gibt in dem Film kein Verbrechen aufzuklären. Klar, in den ersten Minuten wird nach dem Mörder des Steuerprüfers gesucht. Der wird aber recht schnell gefasst. Die Geschichte handelt eben nicht davon, wie der Täter geschnappt werden muss, sondern von den Folgen, die dessen Verhaftung hat. Ohne dabei viel vorab zu verraten, es geht damit ein Genrewechsel einher. Ein starkes Team: Der Tausch ist kein regulärer Rätselkrimi, sondern ein Thriller, bei dem das Team um das Leben eines Menschen kämpfen muss. Der Titel nimmt dabei bereits vorweg, in welche Richtung das geht. Da geht es auch um ein schwieriges Abwägen. Das macht den Krimi recht menschlich, zuweilen aber auch fragwürdig, wenn auf einmal Gesetze niemanden mehr interessiert.

Insgesamt ist das nicht unspannend. So wird anfangs der Eindruck vermittelt, dass das alles böse ausgehen könnte. Später überschlagen sich die Ereignisse auch, sodass prinzipiell vieles zumindest denkbar ist und man bis zum Schluss nicht sicher kein kann, worauf es hinauslaufen wird. Ob das jetzt für diese Reihe so passend ist, darüber kann man sich streiten. Nach den diversen enttäuschenden Folgen reicht es bei Ein starkes Team: Der Tausch immerhin wieder für durchschnittliche Unterhaltung vor den Fernsehern. Wer gar nicht mehr sucht und Lust hat auf einen brisanten Fall, der kann es hiermit versuchen. Ein filmischer Höhepunkt mag das nicht sein, aber da waren einige Genrebeiträge in der letzten Zeit doch deutlich langatmiger.