Ein starkes Team: Man lebt nur zweimal

Im Operationssaal war bereits alles vorbereitet, Lukas Schack sollte eine neue Leber erhalten. Da stürmt plötzlich ein Unbekannter hinein und erschießt vor den entsetzten Angestellten des Krankenhauses den Patienten. Aber weshalb? Eben das wollen Otto Garber (Florian Martens), Sebastian Klöckner (Matthi Faust) und Linett Wachow (Stefanie Stappenbeck) herausfinden, als sie die Ermittlungen einleiten. Eine Spur führt zu Jasmin Tönning (Hanna Hilsdorf), der Freundin des Toten und Spenderin der Leber, sowie zu deren Mutter Elisabeth (Deborah Kaufmann), die stattdessen das Organ erhalten hat. Und auch Benny Schack (Max Krause), der Bruder des Opfers, wird befragt, der nun alleiniger Erbe eines Parfüm-Herstellers wird. Aber je tiefer die drei in die Geschichte einsteigen, umso verworrener wird diese …

Der OP-Saal als Tatort

Kaum eine Krimireihe im ZDF wird derart oft bedient wie Ein starkes Team. Vor allem im Moment ist das Trio im Dauereinsatz. So wurde im Dezember Jemma ausgestrahlt, bei dem ein Freier in den Tod stürzte. Anfang Januar folgte Der Tausch, dort wurde ein Steuerprüfer auf offener Straße erschossen. Eigentlich hätte zwei Wochen später Und vergib ihnen ihre Schuld kommen sollen, der dritte neue Film innerhalb von anderthalb Monaten. Kurzfristig verschob der Sender aber alle neuen Krimifilme um mehrere Wochen, wohl wegen der begonnenen Handball-EM. Aber wozu hat man einen schier unerschöpflichen Vorrat bereits abgedrehter Geschichten? Also wird dann stattdessen einfach Man lebt nur zweimal wieder ausgepackt.

Eines muss man dabei dem 83. Teil des Dauerbrenners lassen: Er beginnt ungewöhnlich. Dass jemand in einen Operationssaal stürmt und vor dem verdutzten Arzt und den anderen einen Mann auf dem OP-Tisch erschießt, wie oft sieht man das schon? Auch im Anschluss darf sich das Publikum auf zahlreiche Fragen gefasst machen, die einem unweigerlich kommen. Der genreerfahrene Drehbuchautor Timo Berndt hat die unterschiedlichsten Spuren gelegt und lässt lange offen, worum es eigentlich geht. Wollte jemand den Tod von Schack oder ging es um das Organ, das stattdessen weitergewandert ist? Und falls es primär um Schack ging, aus welchem Grund wurde der Mord begangen? Je länger Ein starkes Team: Man lebt nur zweimal dauert, umso vielfältiger werden die Motive.

Schamlos übertrieben

Das wird für manche eine Stärke des Films sein, wenn wirklich bis zum Schluss mitgeraten werden kann. Es führt aber auch zu einer gewissen Beliebigkeit, so als habe man es dann am Ende dem Zufallsgenerator überlassen, wer von den vielen Verdächtigen es nun gewesen ist. Hinzu kommt die mangelnde Glaubwürdigkeit. Schon der Einstieg, so unerwartet er ist, erscheint wenig plausibel. Später gibt sich Ein starkes Team: Man lebt nur zweimal dann völlig dem Blödsinn hin. Das ist an vielen Stellen schamlos übertrieben. Manches erinnert auch an eine Seifenoper, gerade dann, wenn ein paar Nebendarsteller und Nebendarstellerinnen Overacting betreiben, bei dem man nicht weiß, ob es jetzt ernst gemeint ist oder ein Scherz sein sollte.

Ärgerlich ist dabei auch, dass Themen für diesen Mischmasch verschwendet werden, die eine tatsächliche Auseinandersetzung verdient hätten. Das gilt natürlich besonders für den sensiblen Bereich der Organspende. Aber auch die Art und Weise, wie Unternehmen für Profit mit der Gesundheit von Menschen spielen, ist ein immer wieder dankbarer Stoff. So bleibt bei Ein starkes Team: Man lebt nur zweimal ein Krimi, bei dem man zwar ständig überrascht wird und neue Hypothesen anstellen darf, der am Ende aber unbefriedigend ist. Immerhin: Er ist zum Teil so kurios, dass er etwas stärker in Erinnerung bleibt als viele andere Fließbandproduktionen aus diesem Bereich. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass der Film deswegen gut ist.