Nachdem Matt Groening uns mit Hilfe seines Teams zehn Staffeln von Die Simpsons gegeben hatte, wurde es Zeit für eine weiteres Projekt. Futurama wurde in den USA von 1999 bis 2003 vom Sender FOX ausgestrahlt, bevor die Serie vorerst abgesetzt wurde. Heute wissen wir natürlich, dass die Serie wie Kenny aus South Park nicht dauerhaft totzukriegen ist, aber damals gingen selbst die Macher davon aus, dass die Sache vorbei wäre. Daher kann die letzte Folge der fünften Staffel als das erste Serienfinale von Futurama angesehen werden.
Das vergessene Videospiel
2003 wusste also niemand, dass es einmal weitergehen würde. Doch wer nicht genug von der Science-Fiction-Zeichentrickserie bekommen konnte, für den gab es ungefähr zur Zeit der Absetzung bereits Nachschub in Form eines Videospiels. Neuere Fans beziehungsweise solche, die damals weder eine PlayStation 2 noch eine Xbox hatten, kennen dieses Spiel wohl lediglich aus den DVD-Extras zu Futurama: Die Ära des Tentakels, dem zweiten der vier Direct-to-DVD-Filme, welcher 2008 erschien. Gemeinsam mit den weiteren drei Streifen wurden diese Werke später seriengerecht aufgearbeitet und als sechste Staffel bei Comedy Central veröffentlicht.
In den Extras war natürlich nicht das gesamte Spiel enthalten. Allerdings wurden die Cutscenes daraus zu einer eigenen Folge gemacht, die auf der DVD unter Futurama: The Lost Adventure zu finden ist. Etwas nur zu sehen ist aber natürlich etwas ganz anderes als auch damit zu interagieren. Wer das Spiel heutzutage zocken möchte, sollte hoffen, in Europa zu leben. Hier lässt es sich – Zeit und Muße für die Suche vorausgesetzt – für relativ vertretbare Beträge erstehen. In den USA sieht die Sache schon anders aus, 150 Dollar sind kein selten geforderter Preis.
Hilfe, wo bin ich?
Sammler können dem Spiel diesen Wert vielleicht beimessen, aber wer lediglich auf Spielspaß aus ist oder als Fan der Serie seine Neugier befriedigen möchte, der würde so einen Kauf hinterher wohl bereuen. Ein geringerer zweistelliger Betrag dürfte da schon eher verschmerzbar sein. Was hier auf jeden Fall geboten wird, ist eine bessere Qualität der Cutscenes – da das verantwortliche Studio und somit die Originaldateien nicht mehr existierten, mussten diese als Video aufgenommen werden, während das Spiel auf einer Xbox lief.
Wer erst heute auf einer PlayStation 2 spielt, der wird sich wohl an der umständlichen Steuerung stören. Das ist natürlich kein Fehler des Spiels. Damals schien es normal gewesen zu sein, dass die horizontale Kameraführung invertiert war. Wer zum Beispiel mit einer PlayStation 4 das erste Mal so richtig mit Konsolen in Berührung kam, der wird sich über lange Zeit hier ziemlich schwer tun. Der Spielspaß wird dadurch unweigerlich getrübt. Während das aber mit den damaligen Konventionen zusammenhängt, können die Verfehlungen der Kameraführung nicht gänzlich wegerklärt werden. Gerade in engen Räumen ist es schwierig, sich zu orientieren, außerdem lässt sich keine 360-Grad-Drehung vollziehen.
Spielerisch mäßig
Futurama ist ein 3D-Plattformer gemischt mit einem Third Person Shooter beziehungsweise einem Beat ‚em up. Der Spieler agiert zunächst als Fry und muss sich durch ein Tutoriallevel arbeiten. Das ist alles recht lustig geschrieben und es entsteht der Eindruck, wirklich in einer Futurama-Folge zu sein. Das Tutorial findet im beinahe originalgetreu nachgebauten Planet Express-Hauptquartier statt, und sich hier umzusehen kann sich für Fans lohnen. Nach diesem Level lässt das Spiel dann aber in mehreren Aspekten nach.
Zunächst einmal sind die Cutscenes sehr rar gesät. Das hätte man sich zwar denken können – schließlich entsprechen sie ja insgesamt ungefähr der Länge einer Folge –, aber beim Spielen selbst kann das schon negativ auffallen. Außerdem wird das Leveldesign sehr generisch. Das Kampfsystem lässt auch zu wünschen übrig. Fry hat eine Pistole zur Verfügung, die auch ein genaues Ziel ausmachen kann – zumindest theoretisch. So genau ist das hier nämlich leider nicht, nimmt manchmal den weiter entfernten Gegner oder sogar ein Objekt ins Visier. Auch das Plattforming ist eher suboptimal. Das Springen fühlt sich oft irgendwie falsch an und so mancher Tod ist nicht selbstverschuldet.
Frusterlebnis (nur) für Fans
Außer Fry lassen sich im weiteren Laufe noch Bender und Leela spielen, einmal auch kurz Dr. Zoidberg. Mit Bender kann leider gar nichts verbogen werden, außerdem hätte sein Flammenrülpser aus der Serie hier gut als Waffe implementiert werden können. Stattdessen nutzen er und Leela Meele-Attacken, was bei Leela auch nahe am Original ist. Es gibt nur leider zu viele Gegner und manche Typen sind auch ziemlich nervig. Gerade die Suizidskelette vermiesen einem hier bei ihrem Auftreten immer wieder die Stimmung. In Kombination mit den angesprochenen Steuerungsproblemen ist das Spiel dadurch häufig schwieriger, als es hätte sein müssen.
Fry und der Professor können manchmal etwas komisch aussehen, insgesamt sind die Charaktermodelle aber durchaus gelungen. Vor allem Bender überzeugt hier dank seines eher simplistischen Designs. Die Probleme und Nachlässigkeiten könnten den Eindruck vermitteln, dass es sich bei Futurama um einen von den vielen als Cashgrab auf den Markt geworfenen Lizenztiteln handelt. Tatsächlich ist hier aber einiges an Liebe und Arbeit hineingeflossen, es hat dann nur bei der technischen Umsetzung eben nicht so ganz geklappt. Für die Synchronisation wurden mindestens sowohl für die englische als auch die deutsche Fassung die Originalsprecher der Serie verpflichtet, was die Authentizität und Immersion immens erhöht. Die etwa fünf bis zehn Stunden Spielzeit (es hängt wirklich stark davon ab, wie mit der Steuerung zurechtgekommen wird) können mitunter sehr frustrierend sein, aber für Fans ist es auf jeden Fall ein cooles Erlebnis, temporär in diese Welt einzutauchen.
OT: „Futurama“
Land: USA
Jahr: 2003
Producer: John Melchior
Musik: Christopher Tyng
Publisher: SCi Games, Vivendi Universal Games
Entwickler: UniqueDevelopment Studios
Plattform: PlayStation 2, Xbox
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