Seit einer Weile schon geht es Lara (Georgia Eyers) nicht gut. Immer wieder hat sie Halluzinationen, weiß nicht mehr, was sie tut oder wer sie ist. Für ihren streng gläubigen Mann Ron (Dan Ewing) ist klar, dass die Frau von irgendeinem Dämon besessen sein muss und nur ein tüchtiger Exorzismus ihr jetzt noch helfen kann. Dafür braucht er aber das Einverständnis ihrer Psychiaterin Dr. Marisa Walsh (Eliza Matengu), damit die katholische Kirche tätig werden kann. Und die will davon nichts wissen. Bei seiner Suche nach Antworten lernt er irgendwann Daniel (Tim Pocock) kennen, der eine eigene religiöse Gemeinschaft leitet. Dort ist man sehr viel weniger zimperlich. Wenn es um den Kampf gegen das Böse geht, ist jedes Mittel erlaubt …
Kampf gegen Dämonen
Auch wenn man eigentlich meinen sollte, dass in der heutigen Zeit Exorzismus kein wirkliches Thema ist, im Horrorgenre erfreuen sich solche Filme großer Beliebtheit. Immer wieder erscheinen neue Titel. Selbst Hollywood mischt da vereinzelt noch mit, letztes Jahr gingen etwa die Kinofilme The Pope’s Exorcist und Der Exorzist: Bekenntnis an den Start. Vor allem aber im No-Name-Bereich ist man sehr produktiv, dort kann man sich über mangelnden Nachschub nicht beklagen. Neuestes Beispiel hierfür ist Godless: Der Exorzismus der Lara Levonde, das auf einigen bedeutenderen Filmfesten zu sehen war, bei uns aber direkt fürs Heimkino erscheint.
Dort wird er damit beworben, dass er von wahren Ereignissen inspiriert ist. Als Verkaufsargument zieht das immer, auch wenn es im Horrorbereich eher etwas fragwürdig ist. Wenn es richtig dokumentierte Beispiele dämonischer Besessenheit gäbe, objektiv festgehalten, hätte sich das schließlich rumgesprochen. Insofern durfte man hier ein bisschen misstrauisch sein. Bei Godless: Der Exorzismus der Lara Levonde funktioniert das am Ende aber besser als gedacht, da das Thema gar nicht so sehr der spirituelle Kampf gegen übernatürliche Wesen ist. Vielmehr erzählt der australische Film von übergriffigen Menschen, die anderen ihre Weltansichten überstülpen wollen.
Opfer von patriarchalen Systemen und religiösem Fanatismus
Das läuft dann auf ein immer wieder beliebtes Duell hinaus, wenn sich Religion und Wissenschaft unvereinbar gegenüberstehen. Der Film ist damit dem parallel bei uns veröffentlichten In the Fire gar nicht so unähnlich. Bei beiden Titeln steht auf der einen Seite eine Psychologin, die auf Rationalität setzt, auf der anderen ein geifernder Geistlicher. Gemeinsam ist zudem, dass dabei Geschlechterrollen und damit verbundene Machtungleichgewichte angesprochen werden. Während es bei dem obigen Kollegen allerdings um eine Geringschätzung fachlicher Kompetenz ging, ist in Godless: Der Exorzismus der Lara Levonde die vermeintlich Besessene Zielscheibe von Unterdrückung. Hier sind es zwei Männer, die über den Kopf der Frau hinweg entscheiden, was das Beste für sie ist. Der Film ist damit eine recht unverhohlene Kritik an patriarchalen Systemen und religiösem Fanatismus.
Als solche ist das hier nicht uneffektiv. Anstatt sich auf dämonische Bedrohungen zu konzentrieren, sind hier die Menschen das Monster, was erschreckender sein kann als irgendwelche Fabelwesen. Richtig viel Tiefgang sollte man dabei aber nicht erwarten. Bei den Figuren ist nicht viel zu holen. Es ist auch nicht so, dass die Handlung übermäßig überraschend ausfallen würde, vor allem dann, wenn der eigentliche Horror auf dem Programm steht. Dennoch, in der Flut an thematisch ähnlichen Filmen sticht Godless: Der Exorzismus der Lara Levonde schon hervor, da er stärker als andere Genrebeiträge den Fokus auf die Menschen legt und was es bedeutet, einen solchen Exorzismus durchzuführen.
OT: „Godless: The Eastfield Exorcism“
Land: Australien
Jahr: 2023
Regie: Nick Kozakis
Drehbuch: Alexander Angliss-Wilson
Musik: Dmitri Golovko
Kamera: Carl Allison
Besetzung: Georgia Eyers, Dan Ewing, Tim Pocock, Rosie Traynor, Eliza Matengu
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