Lange hat sie darauf warten müssen, doch Kristie Kristofferson (Maya Haddad) hat es geschafft: Sie hat ein neues Spenderherz erhalten. Die Operation ist erfolgreich verlaufen, ihr Körper hat das Organ angenommen. Doch jetzt braucht sie Ruhe, viel Ruhe. Das zumindest bekommt sie ständig von ihrem Mann Björn (Dominik Weber) und ihrer Mutter Ebba Perhammer (Justine Hirschfeld) zu hören. Dabei würde die lebenshungrige Frau viel lieber ihre neue Freiheit genießen und wieder Spaß haben, etwas unternehmen. Bei einem ihrer Soloauftritte läuft sie zufällig Sixten Seyboldt (Max Koch) über den Weg, mit dem sie als Kind eng befreundet war, bevor er wegzog. Er kann sich zwar kaum an sie erinnern, verbringt aber viel Zeit mit ihr – und bringt damit jede Menge Chaos in ihr Leben …
Der beliebige Traum von der großen Liebe
Letztes Jahr gab es ein großes Jubiläum bei Inga Lindström: Mit Einfach nur Liebe wurde die 100. Folge der Liebesfilmreihe ausgestrahlt, die zum festen Bestandteil der sonntäglichen ZDF-Programmschiene Herzkino gehört. Und damit ist noch nicht Schluss, es wird bereits an weiteren Filmen gearbeitet. Demnächst kommt mit Die vergessene Hochzeit bereits die neueste Romanze hinzu. Fans dürfen sich darüber freuen, auch in Zukunft von der großen Liebe träumen zu können. Der Rest darf auch weiterhin den Kopf schütteln, wie diese Filme noch immer ein Millionenpublikum finden können. Schließlich sind die sich, trotz der jedes Mal wechselnden Figuren und Geschichten, sehr ähnlich. So ähnlich, dass sie oft austauschbar sind. Das gilt auch für Das gestohlene Herz, der 86. Teil der Reihe.
So weiß das Publikum bei der ersten Begegnung von Kristie und Sixten bereits, dass die beiden dazu bestimmt sind ein Paar zu werden. Zu dem Zeitpunkt kennt man die beiden nicht, hat kaum Einblicke in ihre Lebensgeschichten. Regisseurin und Drehbuchautorin Stefanie Sycholt (Familienfest in Sommerby) lässt aber keinen Zweifel an der Geschichte. Später erfahren wir zwar, dass Kristie verheiratet ist, offensichtlich auch noch nicht sehr lange, da sie den Namen auf ihrem Ausweis nicht geändert hat. Eigentlich sollte sie also nicht für eine Romanze zur Verfügung stehen. Aber das ist bei dieser Art Film selten ein Hindernis. So auch bei Inga Lindström: Das gestohlene Herz. Immerhin, hier wird dafür gesorgt, dass die Neuorientierung wie eine logische Konsequenz wirkt. Dennoch, Beziehungen haben hier schon eine etwas eigenartige Beliebigkeit.
Mal witzig, mal ärgerlich
Wobei es schon ein paar Punkte gibt, die den Film im Vergleich zu anderen Teilen dieses Segments eigenständiger machen. So ist die Idee, dass Chaos im Leben auch etwas Positives sein, schon nett. Es geht auch mit ein paar witzigeren Momenten einher, wenn Sixten auf einmal alles durcheinanderbringt. Zwar kann sich Inga Lindström: Das gestohlene Herz nie ganz entscheiden, ob Kristie nun freiheitsliebend oder ordnungsliebend sein soll. Aber grundsätzlich funktioniert das. Allerdings will der Film noch deutlich mehr unterbringen, weswegen da noch eine mysteriöse Vorgeschichte dazukommt: Ebba hat ihrer Tochter nie verraten, wer ihr Vater ist. Und dann ist da noch die Sache mit dem neuen Herz, was ein eigener Nebenstrang ist.
Letzterer wird aber etwas lieblos hineingequetscht. Eigentlich ist das ein spannendes Thema. Was bedeutet es für jemanden, das Organ eines toten Menschen in sich zu haben? Und wie geht es den Angehörigen der Verstorbenen damit? Inga Lindström: Das gestohlene Herz bleibt da aber nur an der Oberfläche, setzt lieber auf Fast-Food-Emotionalität. Ärgerlich ist zudem die Bagatellisierung des Broken-Heart-Syndroms. Dafür gibt es wie immer schöne Landschaften und eine attraktive Besetzung. Das ist weder originell noch ambitioniert, eher das filmische Pendant zu Malen nach Zahlen. Aber der Zielgruppe darf das egal sein. Man darf auch hier davon träumen, dass einem das Schicksal in Liebesdingen unter die Arme greift und man manchmal nur den Mut haben muss das zuzulassen.
OT: „Inga Lindström: Das gestohlene Herz“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Stefanie Sycholt
Drehbuch: Stefanie Sycholt
Vorlage: Inga Lindström
Musik: Christoph Zirngibl
Kamera: Birgit Bebe Dierken
Besetzung: Maya Haddad, Max Koch, Dominik Weber, Justine Hirschfeld, Michael Schiller, Sinha Melina Gierke
Die sonntags auf dem ZDF ausgestrahlte Reihe Herzkino gehört zu den Dauerbrennern des Senders. Seit 1987 laufen, damals noch unter dem Titel Der große ZDF Sonntagsfilm, deutsche Dramen, die sich meistens mit Familien- und Liebesgeschichten befassen. Mehrere Hundert Titel wurden so im Laufe der letzten Jahrzehnte produziert. Unten findet ihr alle unsere bisherigen Rezensionen zu diesem Thema auf einen Blick.
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