Seit einiger Zeit schon ist Schulleiterin Dr. Kira Madaki (Thelma Buabeng) um den zwölfjährigen Faris Salem (Giorgio Valero) besorgt, der seit dem Tod seines Vaters allein bei seiner Mutter Minou (Oona Devi Liebich) lebt. Früher war er lebensfroh und aufgeschlossen, inzwischen ist er aber zurückgezogen und still. Therapeut Paul Winter (Christoph Schechinger) nimmt sich der Sache an. Tatsächlich findet er Zugang zu dem Jungen, auch dank seiner Hündin Käthe. Als er der Sache nachgeht, merkt er, dass da wirklich einiges im Argen liegt. Das wiederum ruft Gudrun Tönnissen (Saskia Vester) vom Jugendamt auf den Plan, die damit droht, der überforderten Mutter das Kind wegzunehmen. Währenddessen hat Eric (Ulrich Friedrich Brandhoff) ein anderes Problem: Man versucht, ihn mit Jo (Marcel Kowalewski) zu verkuppeln …
Nachschub der Dramareihe
Der ganz große Publikumsmagnet ist Käthe und ich war nicht. Lockte die ARD-Dramareihe zu Beginn noch knapp fünf Millionen Menschen vor den Fernseher, rutschte Verbotene Liebe zuletzt unter die Dreimillionengrenze. Und das obwohl sie am Freitagabend zur Hauptsendezeit läuft, wo man schon etwas größere Erwartungen hat. Bislang hält der Sender dennoch an den Filmen rund um den Psychologen fest, der mit einer Hündin den Menschen wieder zum Glück verhilft. Und so startet das Jahr wieder mit zwei neuen Teilen. Los geht es dabei mit Der kleine Ritter, bevor die Woche drauf mit Sommerliebe bereits der nächste Film auf dem Programm steht.
Das ist für ein Publikum, das gefühlvolle Geschichten mag, eine gute Nachricht. Denn hier werden traditionell tragische Schicksale ausgepackt, wird von Traumata erzählt, von zerbrochenen Freundschaften oder auch unerfüllten Wünschen. Mit Käthe und ich: Der kleine Ritter wird nun ein Thema angepackt, das wie kaum ein anderes zur Emotionalisierung geeignet ist: die Beziehung von Eltern und Kindern. Es dauert dabei eine Weile, bis Drehbuchautorin Brigitte Müller, die gemeinsam mit Oliver Liliensiek auch Regie geführt hat, dabei mal wirklich konkret wird. Nur langsam nähern sich die zwei dem Kern. Anfangs ist da noch ein kleinerer Mystery-Aspekt dabei, wenn es darum geht, die wahre Lebensgeschichte des Jungen zu erfahren.
Der emotionale Kampf ums Kind
Der Hauptteil dreht sich jedoch um die Bemühungen von Tönnissen, Faris von seiner Mutter wegzunehmen. Ein solches Thema ist grundsätzlich immer dazu geeignet, die Zuschauer und Zuschauerinnen zu bewegen. In den letzten Jahren hat es auch mehrere Beispiele dafür gegeben, wie Eltern dagegen ankämpfen, dass sie ihre Kinder verlieren. All to Play For etwa ist ein sehr sehenswertes Drama, auch Wenn Hirsche Flügel haben ist einen Blick wert. Ganz schafft es Käthe und ich: Der kleine Ritter zwar nicht auf das Niveau der beiden besagten französischen Kollegen. Die Fragen sind aber ähnlich und damit auch ähnlich wichtig. Wann ist der Punkt erreicht, wenn es für ein Kind besser ist, von dem Elternteil getrennt zu werden? In allen drei Fällen handelt es sich nicht um Eltern, die ihre Kinder misshandeln, womit die Sache klarer wäre. Sie sind „nur“ überfordert.
Grundsätzlich ist das sehenswert. Weniger geglückt ist aber, dass man natürlich bei Tönnissen noch eine tragische Hintergrundgeschichte dazudichten musste, um ihr nach außen hin herzloses Verhalten zu rechtfertigen. Anstatt sich tatsächlich mit dem Thema auseinanderzusetzen und dieses für sich sprechen zu lassen, wird da eher billig ein Trauma drüber gestülpt. Ebenfalls weniger überzeugend ist der Nebenstrang um Eric, der verkuppelt werden soll. Offensichtlich will man damit für Komik sorgen. Es führt aber eher dazu, dass es wie ein Fremdkörper wirkt. Doch auch wenn Käthe und ich: Der kleine Ritter da ein paar inhaltliche Schwächen hat, ist der Film besser als die vorherigen Teile und es wäre ihm zu wünschen, dass er sein Publikum findet. Da gibt es im Deutschland deutlich schlechtere Dramen.
OT: „Käthe und ich: Der kleine Ritter“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Oliver Liliensiek, Brigitte Müller
Drehbuch: Brigitte Müller
Musik: Maurus Ronner
Kamera: Jochen Braune
Besetzung: Christoph Schechinger, Ulrich Brandhoff, Hildegard Schroedter, Thelma Buabeng, Anna Hausburg, Saskia Vester, Oona Devi Liebich, Giorgio Valero
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