1959 in Sydney, Australien: Weihnachten steht vor der Tür, weshalb der Rummel in dem Warenhaus immer größer wird. Für Lisa (Angourie Rice), die gerade ihre Stelle in der Kleidungsabteilung angetreten hat, bedeutet das gleich doppelt Stress. Schließlich sind die Kundinnen schon unter normalen Umständen häufig schwierig. Doch zu ihrem Glück findet sie Anschluss unter den anderen Angestellten. Da ist Magda (Julia Ormond), die aus Slowenien eingewandert ist und beschlossen hat, die junge Frau unter ihre Fittiche zu nehmen. Und auch Fay (Rachael Taylor) und Patty (Ryan Corr) arbeiten in der Abteilung. Während Lisa auf diese Weise immer mehr Leute kennenlernt und sich in dieser für sie fremden Welt zurechtfindet, entdeckt sie ein Kleid, das sie unbedingt haben möchte. Nur kann sie sich das von ihrem Gehalt kaum leisten …
Ein Ort der Träume
Auch wenn die Assoziation naheliegt, handelt es sich bei Ladies in Black nicht um das weibliche Pendant zu den Men in Black, die in mehreren Actionkomödien Jagd auf skurrile Außerirdische gemacht haben. Und auch mit dem Mysterygrusel von Die Frau in Schwarz hat das hier nichts am Hut. Stattdessen haben wir es mit der Adaption des Romans Drei Frauen in Schwarz zu tun. In diesem erzählte die Schriftstellerin Madeleine St John von einer jungen Frau, die als Aushilfskraft in einem Warenhaus arbeitet und dabei sehr unterschiedlichen Frauen begegnet. In den 1990ern war die Autorin durchaus bekannter, veröffentlichte insgesamt vier Bücher. Danach zog sie sich zurück und verstarb 2006. Noch zu ihren Lebzeiten hatte der Regisseur Bruce Beresford (Miss Daisy und ihr Chauffeur, Black Robe – Am Fluss der Irokesen), der mit ihr befreundet war, dieses verfilmen wollen, aber erst 20 Jahre später war die Adaption draußen.
Großen Eindruck hat sie dabei nicht hinterlassen, trotz guter Kritiken ging der Film 2018 international ziemlich unter. Hierzulande wurde das Kino gleich ganz ausgespart, es kam nicht einmal eine DVD heraus. Dafür findet Ladies in Black derzeit digital neue Fans. Und es ist nicht schwierig zu erkennen, was die Menschen an dem Ganzen mögen. Das fängt schon mit dem nostalgisch stimmenden Setting an. Gerade in einer Zeit, in der hierzulande Warenhäuser – mal wieder – vor dem Aus stehen, erinnert Beresford daran, dass diese Orte mal eine gewisse Magie hatten. Man konnte dort alles Mögliche einmal ansehen und ausprobieren. So darf Lisa beispielsweise von einem Abendkleid träumen, das deutlich oberhalb ihrer Gehaltsklasse liegt und einen starken Kontrast zu ihrer bodenständigen Herkunft bildet.
Unterhaltsam und hübsch verpackt
Das ist dann auch eines der Themen, die St John in ihrer Geschichte anspricht: Klassenunterschiede. Das macht den Roman und damit den Film auch für ein heutiges Publikum relevant. Gleiches gilt für einen anderen Aspekt, der in Ladies in Black immer mal wieder thematisiert wird. Wenn sich die Gespräche um Immigration drehen, wird der in den 1950ern angesiedelte Film auf einmal ganz aktuell. Auch wenn man anfangs den Eindruck hat, es hier mit Edelkitsch zu tun zu haben, wie man ihn gerade bei historischen Stoffen immer wieder findet, ist der Anspruch schon ein wenig größer. Vor allem die feministischen Aspekte fallen auf, wenn die Frauen für sich selbst einstehen oder dies noch lernen müssen. Das trifft besonders auf Lisa zu, die sich von den Vorstellungen ihres Vaters emanzipieren will.
Dabei bleibt der Ton insgesamt heiter und versöhnlich. Selbst wenn es zwischendurch mal ernster wird, bei dem Film ist man eher auf Wohlgefühl aus. Ein Crowdpleaser, der nicht ohne Grund bei den AACTA Awards insgesamt elf Mal nominiert war. Zu viel sollte man dennoch nicht erwarten. Manche Themen werden nicht wirklich vertieft oder verlaufen im Sand. Die Geschichte um Pattys verschwundenen Ehemann gehört beispielsweise dazu. Am Ende ist Ladies in Black ein angenehmer Film, der unterhaltsam eine Reihe schwerer Themen anfasst und hübsch verpackt. Unbedingt gesehen haben muss man diesen nicht. Aber es ist doch recht nett.
OT: „Ladies in Black“
Land: Australien
Jahr: 2018
Regie: Bruce Beresford
Drehbuch: Bruce Beresford, Sue Milliken
Vorlage: Madeleine St John
Kamera: Jeanne Lapoirie
Besetzung: Julia Ormond, Angourie Rice, Rachael Taylor, Ryan Corr, Alison McGirr, Shane Jacobson, Noni Hazlehurst, Susie Porter
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