Landgericht Geschichte einer Familie TV Fernsehen 3sat ZDF DVD kaufen Streamen online Mediathek Video on Demand
© ZDF/Walter Wehner/Jakub Bejnarowicz

Landgericht – Geschichte einer Familie

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„Landgericht – Geschichte einer Familie“ // Deutschland-Start: 30. Januar 2017 (ZDF) // 24. März 2017 (DVD)

Inhalt / Kritik

Berlin, 1938: Bislang hatte Richard Kornitzer (Ronald Zehrfeld) als Richter für Recht und Ordnung gesorgt. Doch das ist nun vorbei, aufgrund seines jüdischen Glaubens wird er immer weiter an den Rand gedrückt. In Zukunft soll er gar nicht mehr als Jurist arbeiten dürfen. Auch seine Frau Claire (Johanna Wokalek) bekommt zunehmend die Auswirkungen zu spüren. Zwar ist sie selbst keine Jüdin. Die Arbeit mit ihrer Werbefirma kann sie aber ebenfalls vergessen. Aus Angst vor dem, was noch kommen könnte, beschließen die beiden, ihre Kinder mit einer Hilfsorganisation nach England zu schicken, wo sie in Sicherheit wären. Richard wiederum flieht nach Kuba. Erst Jahre später begegnen sich die beiden wieder und müssen erkennen, dass sich die Zeit nicht zurückdrehen lässt …

Erinnerung an den Nazi-Schrecken

Bald wird es 80 Jahre her sein, dass das Dritte Reich ein Ende fand. Und doch, so richtig weit weg scheint das Thema nie zu sein. Das liegt zum einen daran, dass ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung diese Zeit gern zurück hätte. Zum anderen wird natürlich immer wieder an den damaligen Schrecken erinnert. Gerade in Filmen und Serien ist das ein beliebter Stoff, regelmäßig reisen wir darin zurück in die 1940er und werden mit den Verbrechen unserer Vorfahren konfrontiert. Vor ein paar Wochen etwa startete die Serie Deutsches Haus, die sich mit der schwierigen Aufarbeitung der Vergangenheit beschäftigte. Einige Jahre her ist es, dass Landgericht – Geschichte einer Familie ebenfalls in eine solche Richtung ging, indem der Fernsehzweiteiler anhand einer Familie zeigte, wie schwierig die Rückkehr zur Normalität war.

Ausgefacht hat sich das Szenario Ursula Krechel. In ihrem 2012 veröffentlichen Roman folgt sie einer Familie von den Anfängen der Judenverfolgung über die Jahre auf der Flucht bis zu der Wiedervereinigung Jahre später. Die zeitliche Dimension ist dadurch recht umfangreich, weshalb man sich bei der Adaption auch dafür entschied, lieber etwas mehr als drei Stunden zur Verfügung zu stellen. Das hat sich durchaus gelohnt. Im Vergleich etwas zu Die Mittagsfrau, das sich an einer ähnlichen Thematik versuchte und dabei verhob, wird hier nicht von Etappe zu Etappe gesprungen. Bei Landgericht – Geschichte einer Familie entwickelt sich das alles etwas organischer, die Figuren verändern sich nicht sprunghaft. Wobei es schon ein gewisses Ungleichgewicht gibt. Der Versuch einer Wiederannäherung nimmt einen größeren Raum ein als die Zeit der Trennung. Über die Kinder, die während der Jahre im Ausland sind, erfährt man gar nichts. Der Fokus liegt allein auf den Eltern.

Interessant, aber dick aufgetragen

Einige Punkte sind dabei ganz interessant. Das betrifft einerseits das Privatleben, das selbst nach dem Happy End wenig Raum für Glück lässt. So haben sich die Eheleute mit der Zeit entfremdet. Vor allem aber die Kinder wollen nichts davon wissen, wieder bei ihren Eltern zu sein, zu viel Zeit ist vergangen. Landgericht – Geschichte einer Familie kombiniert diese persönlichen Schwierigkeiten mit gesellschaftlichen Aspekten, bei denen es um die rechtliche Aufarbeitung der Nazi-Verbrechen geht. Gerade die Enteignung der jüdischen Familien spielt eine große Rolle, da sich diese Vorfälle nur schwer wieder rückgängig machen lassen. Selbst Richard, der wieder als Richter arbeitet, stößt an seine Grenzen. Ein Grund: Auch wenn die Nazis besiegt waren, die Bevölkerung hielt am Status Quo fest, sei es aus Überzeugung oder Gier.

Stoff hat der Zweiteiler also einiges zu bieten. Allerdings wird es zwischendurch immer mal wieder plakativ. Vor allem aber neigt Regisseur Matthias Glasner (Gnade) dazu, bei der Inszenierung richtig dick aufzutragen, anstatt einfach mal der Geschichte zu vertrauen. Gebraucht hätte es das nicht, das gut besetzte Drama hätte auch leicht auf die aufdringliche Musik verzichten können, die tonnenschwer auf allem lastet. Das schmälert den ansonsten guten Eindruck von Landgericht – Geschichte einer Familie. Wer sich nicht daran stört oder umgekehrt vielleicht sogar eine Vorliebe hat für solche Hochglanz-Historienfilme, kann es einmal hiermit versuchen. Zwar wird hier nichts erzählt, was man nicht schon ähnlich anderswo gesehen oder gehört hat. Solide ist die Romanadaption aber allemal.

Credits

OT: „Landgericht – Geschichte einer Familie“
Land: Deutschland
Jahr: 2017
Regie: Matthias Glasner
Drehbuch: Heide Schwochow
Vorlage: Ursula Krechel
Musik: Thomas Osterhoff
Kamera: Michael Clayton
Besetzung: Ronald Zehrfeld, Johanna Wokalek, Saskia Reeves, Felix Klare, Christian Berkel, Ulrike Kriener, Julia Kranz

Bilder

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Landgericht – Geschichte einer Familie
fazit
„Landgericht – Geschichte einer Familie“ erzählt von einem jüdischen Richter und dessen Familie, die während des Dritten Reichs auseinandergerissen werden. Das Drama hat eine Menge zu erzählen und ist auch gut besetzt. Es wird aber leider mal wieder richtig dick aufgetragen, vor allem die aufdringliche Musik des Hochglanz-Historienfilms wird zum Ärgernis.
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