Anna (Hannah Mciver) hat einen Traum: Sie möchte als Influencerin so richtig groß rauskommen. Einen ersten Schritt dafür hat sie getan. So war sie Teil eines Pranks rund um den populären Influencer Scary Scott (Samuel Van der Zwalmen), was ihr selbst einen größeren Popularitätsschub gegeben hat. Nun will sie sich darauf konzentrieren und mit dem Thema Horror punkten. Pranks und Challenges sollen sie zu einer Berühmtheit machen. Anfangs sieht das nicht schlecht aus, ihre Videos werden von einem immer größeren Publikum gesehen. Dabei erkennt Anna zu spät, dass da etwas Böses vor sich geht und von ihr Besitz ergreift. Oder etwa doch nicht?
Der Horror von Influencern
Manchmal hat man das Gefühl, dass sie überall sind: Influencer und Influencerinnen. Kaum ein Bereich des Lebens, in denen nicht jemand sich berufen fühlt, vor Wildfremden Geschichten zu erzählen und sich in Szene zu setzen. Das hat auch Auswirkungen auf den Filmbereich, gerade in Horrorfilmen und Thrillern wird das Thema auf die eine oder andere Weise aufgegriffen. In Influencer – Trau niemanden, dem du folgst etwa muss eine Influencerin erkennen, dass ihre neue Urlaubsbekanntschaft eine eigene Agenda hat. Bei Skal – Fight For Survival wiederum sehen wir, dass ein junger Mann seine Follower bei Laune zu halten versucht, während gerade die Welt untergeht. Und auch in No Filter spielt das Thema eine sehr große Rolle.
Schon einmal hat der belgische Regisseur und Drehbuchautor Michael Dupret dieses Konzept angewendet, in dem gleichnamigen Kurzfilm von 2019. Offensichtlich sah er richtig viel Potenzial darin und weitete diesen dann zu einem Langfilm aus. Das ist im Horrorgenre keine Seltenheit. Immer wieder erlebt man es, dass dort alte Ideen wieder ausgegraben und ausgeweitet werden. Baghead war kürzlich so ein Fall. Auf der einen Seite ist es natürlich erfreulich für die Filmschaffenden, wenn sie die Möglichkeit bekommen, alles noch einmal etwas größer aufzuziehen. Aber nicht jede dieser Expansionen überzeugt am Ende. Bei Lights Out funktionierte das seinerzeit. Oft ist da aber das Problem, dass die Idee allein nicht für 90 Minuten oder mehr ausreicht. Auch bei No Filter ist das so.
Gut gemeint, aber langweilig
So dauert es beispielsweise ewig, bis mal der tatsächliche Horrorpart beginnt. Zuvor will Dupret mehr über die Figuren sprechen, insbesondere Anna, die durch die neue Popularität eine gefährliche Wandung durchmacht. Das war sicherlich alles gut gemeint. Allerdingst hat der Filmemacher nichts Interessantes zu sagen, weder über die Protagonistin noch die anderen. Dass die Sehnsucht nach Ruhm negative Auswirkungen haben kann, bringt einem im Jahr 2024 nun wirklich keine Punkte für Originalität an. Das gehört eher zum Allgemeinwissen. Hinzu kommt, dass die Hauptfigur von No Filter ziemlich unsympathisch ist, was zusammen mit dem Fehlen jeglicher spannenden Charakterzüge keine gute Voraussetzung ist, um mit ihr Zeit verbringen zu wollen.
Aber auch der besagte Horrorpart überzeugt nicht so wirklich. Grundsätzlich ist die Idee, dass innerhalb der sozialen Medien etwas ein Eigenleben entwickelt, zwar nicht verkehrt. Der Film macht aber relativ wenig daraus. Die meisten dieser Schreckszenen laufen zum Ende hin alle nach demselben Prinzip ab. Warum manche in diesen Momenten nicht einfach davonlaufen, sondern weiterhin auf den Bildschirm starren, ist auch nicht ganz nachzuvollziehen. Eine Katastrophe mag No Filter nicht sein. Ein nennenswerter Beitrag zu dem mittlerweile schon arg überlaufenen Thema ist das aber sicherlich ebenso wenig. Wenn zum Schluss die Weisheit geteilt wird, dass Selfies immer zwei Personen abbilden, eine äußere und eine innere, dann ist das nicht annähernd so tiefsinnig, wie es wohl angedacht war.
OT: „#No_Filter“
Land: Belgien
Jahr: 2022
Regie: Michael Dupret
Drehbuch: Michael Dupret
Musik: Daniel A. Davies
Kamera: Yvan Coene, Thomas Rentier
Besetzung: Hannah Mciver, Jasmine Daoud, Samuel Van der Zwalmen, Carole Weyers, David Coburn, Kassim Meesters, Reiky de Valk, Priya Blackburn
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