Nord Nord Mord: Sievers und die fünf Fragezeichen

Eigentlich hätte das Klassentreffen des Abschlussjahrgangs 1998 der Polizeischule Hamburg ein Grund zur Freude sein sollen. Carl Sievers (Peter Heinrich Brix) hätte darauf aber gern verzichtet. Nicht nur, dass er an der Reihe ist, das Treffen zu organisieren, obwohl er gerade mehr als genug zu tun hat mit der Suche nach einem neuen Zuhause. Markus Burgholz (Oliver Warsitz), einer aus der Gruppe, wird zudem erschossen aufgefunden. Doch warum sollte jemand den Hauptkommissar erschießen wollen? Gemeinsam mit Ina Behrendsen (Julia Brendler) und Hinnerk Feldmann (Oliver Wnuk) macht sich Sievers auf die Suche nach Antworten. Als kurze Zeit später jedoch auch auf ihn ein Anschlag verübt wird, liegt der Verdacht nahe, dass es jemand auf die komplette Gruppe abgesehen hat …

Gefangen auf einer Insel

Nord Nord Mord gehört zu den zuverlässigsten Publikumsmagneten, die das ZDF im Bereich des Krimigenres hat. Von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen, schalten jedes Mal acht, neun Millionen Zuschauer und Zuschauerinnen ein, wenn das Sylter Polizeitrio seine Fälle löst. Kein Wunder also, dass quasi nonstop neue Teile der 2011 gestarteten Reihe gedreht werden, allein 2023 wurden vier neue Fälle ausgestrahlt. Und es scheinen nicht weniger zu werden. Gerade einmal drei Wochen ist es her, dass mit Sievers und der Traum vom Fliegen der letzte Teil im Fernsehen zu sehen war, da kommt mit Sievers und die fünf Fragezeichen gleich wieder Nachschub. Das neue Jahr beginnt also mehr oder weniger so, wie das alte aufgehört hat.

Immerhin, nachdem die ganzen letzten Filme durchschnittlich waren und nicht mehr wirklich etwas zu erzählen hatten, ist der nunmehr 23. Teil der Mörderjagd wieder etwas besser. Prinzipiell bewegt man sich natürlich nicht von dem bewährten Erfolgsrezept weg. So beginnt die Geschichte wie fast immer damit, dass zu Beginn eine Leiche entdeckt wird und es im Anschluss darum geht, den Täter oder die Täterin zu finden. Dass das Opfer in Nord Nord Mord: Sievers und die fünf Fragezeichen ein Polizist ist, gehört auch noch zum Bereich des Erwartbaren. Spannend wird es erst, als klar wird, dass offensichtlich die gesamte Polizeigruppe ausgelöscht werden soll. Da kann dann auf einmal von überall her Gefahr drohen, zumal man sich auf Sylt nicht unbedingt verstecken kann.

Weniger Humor als früher

Der Humor wurde hingegen reduziert. Ein bisschen versucht man noch, mit dem inzwischen dauernd schlecht gelaunten Feldmann für die üblichen Witze zu sorgen. Das fällt aber nicht mehr so penetrant aus, wie es zuletzt bei einigen Teilen der Fall gewesen ist. Außerdem kommt es zu diversen Reibungen, wenn die Polizeigruppe in einem Haus zusammengesperrt wird. Zu viel sollte man davon aber nicht erwarten. Wo frühere Teile der Reihe einen stark komödiantischen Einschlag hatten, da ist Nord Nord Mord: Sievers und die fünf Fragezeichen ziemlich zurückhaltend. Lauthals lachen wird hier wohl niemand. Und selbst das Schmunzeln, welches früher dazugehörte, bleibt dieses Mal weitgehend aus. Schade ist das schon irgendwie, war es doch eigentlich das Zusammenspiel aus Lustigem und Abgründigem, das die Filme auszeichnete.

Wen das nicht stört, bekommt hier aber guten Rätselstoff, der einen bis zum Schluss beschäftigt. Intuitiv wird man zwar vielleicht schon erraten können, wer hinter allem steckt. Auf dem Weg zur Lösung gibt es aber ein paar Wendungen. Außerdem ist es schon ziemlich perfide, was hier getan wird. Der Polizeiberuf wird hier nicht gerade glorifiziert, wenn gleich mehrere aus der Truppe ihre hässlichen Seiten offenbaren. Nord Nord Mord: Sievers und die fünf Fragezeichen gehört damit zu den besseren deutschen Krimis der letzten Zeit, selbst wenn die Geschichte ziemlich konstruiert ist. Hinzu kommen die wie immer reizvollen Aufnahmen aus dem Norden Deutschlands, wenn wir ständig bei Dünen unterwegs sind.