Pläsier
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Pläsier

Pläsier
„Pläsier“ // Deutschland-Start: 4. November 1952 (Kino) // 16. Februar 2012 (DVD)

Inhalt / Kritik

In der ersten Episode des Filmes befinden wir uns zunächst im Pariser Palais de la Danse, der, wie jede Nacht, gut besucht ist. Es ist drinnen kaum mehr Platz für die Gäste von Rang und Namen, doch um die Stimmung noch zusätzlich aufzuheizen, tritt ein ungelenker, wild tanzender Mann auf die Tanzfläche, dem die Tänzerinnen mit ihrer Begleitung bereitwillig folgen. Nach einigen Minuten des wilden Tanzes bricht der Mann schließlich zusammen und es wird ein Arzt (Claude Dauphin) hinzugerufen, der sich um den Tänzer kümmern soll. Als der eigentliche Mann hinter der Maske enttarnt wird und der Doktor den Erschöpften nach Hause begleitet, hört er dessen Lebensgeschichte.

In der zweiten Episode sind wir in einem Freudenhaus in Le Havre, seit vielen Jahren geleitet von Madame Teller (Madeleine Renaud). Eines Abends ist das Haus, sehr zum Leidwesen der männlichen Bevölkerung Le Havres, geschlossen, weil Teller sowie ihre weibliche Belegschaft aufs Land unterwegs sind. Ihre Nichte feiert ihre Erstkommunion, sodass sie und die anderen Damen in ihre besten Kleider gepackt haben, um auf keinen Fall den Verdacht aufkommen zu lassen, es handle sich bei ihnen um Freudenmädchen. Am Bahnhof angekommen werden sie von Tellers Cousin (Jean Gabin) empfangen, der ihnen in ihrem Haus ein Dach für die Nacht gibt. Der Gottesdienst am nächsten Tag wird jedoch mehr als nur eine Feierlichkeit, denn die Frauen sind berührt von der Predigt des Pfarrers.

Die letzte Episode erzählt die Geschichte eines Künstlers namens Jean (Daniel Gélin) und Josephine (Simone Simon). Beide verlieben sich ineinander, doch während es bei ihr wirkliche Zuneigung ist, scheint es bei dem Maler mehr um ein Ideal zu gehen, was er in ihr gesehen hat. Immer mehr erkaltet die Beziehung der beiden, sodass Josephine zu drastischen Mittel greifen muss, damit sie Jeans Liebe zurückgewinnt und sein Bild von ihr korrigieren kann.

Rückkehr nach Frankreich

Mit der Rückkehr nach Europa, genauer gesagt nach Frankreich, begann das letzte Kapitel der Karriere von Regisseur Max Ophüls, der 1957 verstarb. Die Filme dieser Zeit zeugen von einer enormen Kreativität und Schaffenswut in erzählerischer wie auch technischer Hinsicht. Alleine die Literaturverfilmungen Ophüls’ gehören bis heute zu den besten überhaupt, denn in ihnen fängt er nicht nur die Essenz der Vorlage ein, sondern erweitert diese mit den Mitteln des Filmes. Neben seiner Adaption von Arthur Schnitzlers Reigen zählt Pläsier, die Verfilmung dreier Kurzgeschichten des Autors Guy de Maupassant, zu den besten Filmen des Regisseurs, dessen Eröffnungssequenz bis heute erstaunt.

Opulenz und Bewegung sind Begriffe, die immer wieder bei Besprechungen der Filme von Max Ophüls fallen und Pläsier bildet keine Ausnahme. Jedoch darf man die drei Episoden keineswegs für reines Kostümkino halten, das, wie viele andere Kostümdramen optisch vielleicht ansprechend, inhaltlich aber hohl ist. Schon das erste Segment, die Verfilmung der Kurzgeschichte Die Maske, führt den Zuschauer in einer Welt des Rauschs ein, des schnellen Vergnügens, das seine Konsumenten bereits nach wenigen Momenten süchtig machen kann. Die Kamera gibt sich scheinbar diesen Rausch hin, wirbelt wie ein Derwisch mit dem sich etwas unbeholfen bewegenden Tänzer mit der Maske über die Tanzfläche und kommt dann abrupt zum Stehen. Den Rausch erleben wir später immer wieder, wenn auch nicht ganz so wild, beispielsweise in der Kirche, als die Damen um Madame Teller der Predigt lauschen, und dann als der junge Künstler einer jungen Dame folgt und dabei Inspiration mit Liebe verwechselt. Ophüls zeigt den Rausch als das besondere Vergnügen, auf das der Titel anspielt, doch ebenso das Erwachen, wenn es nicht mehr da ist, oder was die Sucht danach aus Menschen macht.

Die Einsamen und die Nacht

Der Erzähler, der uns durch die einzelnen Episoden begleitet, spielt darauf an, dass Komödie und Tragödie in den Geschichten immer nah beieinander sind. Konsequent vereinen sich die Gegensätze in den Figuren, die wir treffen und denen wir für eine Weile folgen. Die Gesellschaft der Männern in Le Havre, die nun versuchen, den Samstagabend irgendwie um zu kriegen, wirkt nur auf den ersten Blick lächerlich und absurd, bis man die Einsamkeit bemerkt. Ebenso erscheint es bei den Frauen, deren Gesellschaft die Männer nachtrauern, die versuchen (zumindest für ein paar Stunden) aus einer Rolle zu entkommen, doch irgendwie immer wieder zurückgeworfen werden in den Ruf der „leichten Mädchen“.

Ein Moment der Zugehörigkeit zu einer anderen Gemeinschaft, die nach anderen Werten funktioniert, gibt ein temporäres Gefühl der Erhabenheit, gefolgt von einem ebenso plötzlichen Erwachen. Ophüls großartiges Ensemble spielt Menschen, die dazugehören wollen, zurück wollen zu ihrer Jugend oder einfach einem Ideal folgen, was sie meinen, in die Wirklichkeit übertragen zu können. Es ist bei weitem nicht alles Optik, denn Ophüls vermag seinem Zuschauer visuell ansprechend und narrativ vielschichtig über Eitelkeit, Rausch und Einsamkeit zu erzählen, wie es nicht viele Filmemacher fertig bringen.

Credits

OT: „Le Plaisier“
Land: Frankreich
Jahr: 1952
Regie: Max Ophüls
Drehbuch: Jacques Natanson, Max Ophüls
Kamera: Christian Matras, Philippe Agostini
Musik: Joe Hajos, Maurice Yvain
Besetzung: Claude Dauphin, Jean Galland, Gaby Morlay, Madeleine Renaud, Jean Gabin, Danielle Darrieux, Simone Simon, Daniel Gélin

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 1955 Bestes Szenenbild (Schwarzweiß) nominiert

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Pläsier
fazit
„Pläsier“ ist eine Mischung aus Tragödie und Komödie, basierend auf drei Kurzgeschichten Guy de Maupassants. Max Ophüls erzählt von großer Leidenschaft und von Einsamkeit, auf schauspielerischem und technisch sehr hohem Niveau, und erschafft ein zeitloses Drama der Eitelkeiten.
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