Sie gehören zu jeder Konsole von Nintendo fest dazu: Spiele rund um die Pokémon. Seit ihrem ersten Auftritt 1996 bei Rot / Blau auf dem Game Boy sorgen sie jährlich für pralle Kassen. Insofern war es klar, dass auch die Switch früher oder später mit einem Besuch der Monster geehrt würde. Es dauerte jedoch eine Weile, bis es soweit war. Mehr als anderthalb Jahre nach dem Start der Konsole kam zwar Pokémon: Let’s Go, Pikachu / Evoli!. Doch dabei handelte es sich letztendlich „nur“ um eine Neuinterpretation des ersten Spiels, angereichert mit Elementen aus Pokémon Go. Im Anschluss hieß es, ein weiteres Jahr zu warten, bis mit Schwert und Schild der erste echte Teil der Hauptreihe kam, mit neuen Monstern, Gegenden und auch Mechaniken.
Die Anfänge einer offenen Welt
Die größte Neuerung war, dass man sich an dem Prinzip einer offenen Welt versuchte, also einer, bei der man hingehen kann, wohin man will. Dies beschränkt sich jedoch auf ein zugegeben recht großes Areal, das in der Mitte des Landes liegt. Dort gibt es verschiedene Gegenden, von Gras und Wald über Wasserlandschaft bis zu einem trockenen Bereich. Allerdings sollte man da keine völlige Freiheit erwarten. Zum einen sind manche Abschnitte erst später zu erreichen, wenn man die Fähigkeit erworben hat, übers Wasser zu fahren. Außerdem steigt zwischen den einzelnen Arealen der Schwierigkeitsgrad extrem an. Auf diese Weise gibt einem Pokémon: Schwert / Schild zu verstehen, dass man sich doch an die vorgesehene Reihenfolge halten sollte. Zumal die Pokémon auf hohen Leveln zwar bekämpft, aber nicht gefangen werden können. Dafür muss man erst die üblichen Arenen schaffen.
Eine zweite Neuerung ist, dass man in manchen Situationen die Pokémon auf eine gewaltige Größe anwachsen lassen kann, Dynamaximierung wird das genannt. Dabei werden auch die Attacken gegen vorgefertigte Dynamax-Angriffe ausgetauscht, wobei zumindest der Typ gleich bleibt. Hat ein Pokémon mehrere Gras-Techniken, werden die alle zur selben Riesen-Version. Das Ergebnis ist etwas zwiespältig. In den Arena-Kämpfen wird es ziemlich langweilig, da grundsätzlich alle Leiter und Leiterinnen diese Wandlung für das letzte Pokémon aufheben. Dadurch weiß man, dass man selbst warten muss. Interessanter sind in Pokémon: Schwert / Schild die damit verbundenen Dyna-Raids, die in dem besagten riesigen Natur-Areal stattfinden. Dabei treten immer vier Trainer und Trainerinnen gegen ein solches Dyna-Pokémon an. Das ist alternativ als tatsächliche Multiplayer-Variante möglich, alternativ spricht die Switch ein. Teilweise sind diese Kämpfe recht spannend und vermitteln zudem eine Online-Rollenspiel-Atmosphäre.
Bewährter Spielspaß
Ansonsten ist das Grundprinzip gleichgeblieben. Noch immer misst man sich in rundenbasierten Kämpfen in den Arenen oder Leuten, denen man unterwegs begegnet. Noch immer wird dabei auf ein komplexes System aus verschiedenen Klassen wie Feuer, Wasser oder Psycho gesetzt, die nach Stein-Schere-Papier-Manier Stärken und Schwächen haben. Die Kunst ist es daher, ein möglichst breit aufgestelltes Team zusammenzustellen. Die Möglichkeiten sind dabei gefühlt endlos, schließlich gibt es mehrere hundert Monster zu fangen. Allein deshalb schon lohnt sich Pokémon: Schwert / Schild. Man kann viele Stunden damit verbringen, sich in der weitläufigen Welt nach seltenen Exemplaren umzusehen und diese zu trainieren. Glücklicherweise gibt es da neben den eigentlichen Kämpfen noch die Jobs, die man annehmen kann und bei denen man Pokémon für mehrere Stunden oder einen ganzen Tag wegschickt. Dabei locken Erfahrungspunkte, dazu noch eine Belohnung.
Das Ganze macht Spaß, das Spiel bietet klassische Unterhaltung, zumal man von einigen Besonderheiten in Pokémon: Let’s Go, Pikachu / Evoli! wieder Abstand nahm – allen voran die gewöhnungsbedürftige Fangmethode. Zwar muss man sich von einigen beliebten alten Monstern verabschieden. Dafür gibt es jede Menge neue, dazu noch ein paar regionale Varianten. Negativ ist jedoch zum einen die Technik, in vielerlei Hinsicht ist das hier einfach nicht auf der Höhe der Zeit. Die Abwechslung bei den Settings, die Großbritannien nachempfunden sind, stimmt zwar, die Umsetzung lässt aber zu wünschen übrig. Zum anderen ist die Geschichte langweilig. Grundsätzlich ist es zwar nett, wenn versucht wird, über die Arena-Kämpfe hinaus etwas zu erzählen. Das wird aber so halbherzig getan, dass man sich das auch hätte sparen können, trotz sehr umfangreicher Dialoge will das mit der alten Sage irgendwie nicht zünden. Wem beides nichts ausmacht, findet mit Pokémon: Schwert / Schild einen weiteren guten Teil, mit dem man Wochen verbringen kann.
OT: „Pokémon: Sword / Shield“
Land: Japan
Jahr: 2019
Director: Shigeru Ohmori
Producer: Junichi Masuda, Hitoshi Yamagami, Akira Kinashi, Takanori Sowa, Mikiko Ohashi, Shin Uwai
Designer: Kazumasa Iwao
Texte: Toshinobu Matsumiya
Musik: Minako Adachi, Go Ichinose
Publisher: Nintendo
Entwickler: Game Freak
Plattformen: Nintendo Switch
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