Emma (Kaley Cuoco) und Dave (David Oyelowo) führen eine liebevolle und glückliche Ehe, die beiden gemeinsamen Kinder sind ihr ganzer Stolz. Allerdings funkt den beiden immer wieder ihre Arbeit dazwischen, ständig ist sie wegen ihrer Geschäftsreisen unterwegs. Um ihrer Beziehung einen kleinen Kick zu verleihen, beschließen sie deshalb, sich in einem Hotel zu treffen und so zu tun, als seien sie Fremde. Was eine prickelnde erotische Erfahrung hätte werden sollen, wird jedoch durch Bob Kellerman (Bill Nighy) torpediert, einen aufdringlichen Gast an der Hotelbar. Dabei ahnt Dave weder, dass der Fremde seine Frau bereits beruflich kennt, noch, dass sie einen anderen Beruf ausübt als behauptet. In Wahrheit ist sie eine Auftragskillerin, auf die selbst ein hohes Kopfgeld ausgesetzt ist …
Der mörderische Alltag
Die Erfahrung dürften viele schon einmal gemacht haben: Man kann viele Jahre mit einem anderen Menschen verbringen, sein ganzes Leben vielleicht sogar, und doch immer wieder etwas Neues entdecken. Doch was, wenn dieser Mensch eine so geheime Seite hat, dass niemand davon wissen darf? Es hat in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Filmen und Serien gegeben, bei denen sich herausstellt, dass eine unscheinbare Hauptfigur in Wirklichkeit beeindruckende Kampferfahrungen hat, oft sogar andere getötet hat. Das lässt sich in Form eines düsteren Thrillers umsetzen, wie es beispielsweise bei Ein Teil von ihr der Fall war. Andere nehmen ein solches Szenario eher mit Humor, The Family Plan war kürzlich ein Beispiel dafür. Und auch Role Play will in erster Linie das Publikum zum Lachen bringen.
Das funktioniert anfangs auch ziemlich gut. Wenn Emma regelmäßig zwischen ihrer mörderischen Arbeit und dem alltäglichen Familienleben wechselt, mag das nicht übermäßig originell sein. Und klar, glaubwürdig ist das nicht, wenn eine Auftragskillerin einfach nur eine Perücke aufzieht, um unerkannt zu bleiben. Aber Role Play zielt von Anfang an auf die Absurdität dieses Kontrasts ab. Sehr unterhaltsam ist auch die Passage, in der auf einmal der zweite Killer hinzukommt und eine Duellsituation entsteht, bei der alle wissen, was auf dem Spiel steht. Nur eben Dave nicht. Der ahnt weder zuvor während des Alltags noch in der fatalen Nacht, was da eigentlich vor sich geht. Und als er es erfährt, hält er das alles erwartungsgemäß für ein Missverständnis, alternativ für richtig großen Blödsinn.
Unterhaltsam trotz eines schwächelnden Drehbuchs
Der sonst oft im dramatischen Umfeld tätige David Oyelowo (Silo) bekommt hier die Gelegenheit, sein komödiantisches Talent unter Beweis zu stellen. Bill Nighy ist sowieso überragend als süffisanter Killer, der gern mit seiner Beute spielt, in einer Mischung aus Arroganz und Unbekümmertheit. Überhaupt lebt der Film sehr von der Spielfreude des Ensembles, zu dem später auch Connie Nielsen in der Rolle der Antagonistin hinzukommt. Da ist schon die Lust am Overacting mit dabei. Allerdings können sie nicht ganz überdecken, dass die Figuren wenig interessant sind. Mehr als Stereotypen ist Autor Seth Owen (Das Morgan Projekt) nicht eingefallen, vielleicht hatte er auch einfach keine größeren Ambitionen als das. Role Play macht da nicht mehr als das Nötigste.
Allgemein ist das Drehbuch der Schwachpunkt. Gerade das letzte Drittel fällt schon ziemlich ab, wenn sich der Film stärker in Richtung Action verlagert. Nicht nur, dass die Ideen fehlen, was man da erzählen könnte. Regisseur Thomas Vincent (Absturz ins Leben) zeigt sich ebenso einfallslos bei der Inszenierung dieser Szenen. Doch auch wenn man hier vieles kritisieren könnte, allen voran die Vorhersehbarkeit der Ereignisse, so macht es doch Spaß, bei dieser etwas anderen Ehekrise dabei zu sein. Das oft genutzte Grundszenario funktioniert, dazu gibt es einige nette Settings. Wer zum Jahresauftakt einfach nur ein wenig abschalten möchte, ist bei Role Play an einer guten Adresse.
OT: „Role Play“
Land: USA, Frankreich
Jahr: 2023
Regie: Thomas Vincent
Drehbuch: Seth Owen
Musik: Rael Jones
Kamera: Maxime Alexandrew
Besetzung: Kaley Cuoco, David Oyelowo, Connie Nielsen, Bill Nighy, Rudi Dharmalingam
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