Sarah Kohr: Mord im Alten Land

Der Fall scheint klar zu sein: Thomas Lichter (Marcus Mittermeier) hat seine Geliebte ermordet, auch wenn er weiterhin seine Unschuld beteuert. Doch während einer Verhandlungspause nutzt der Chemielaborant seine Chance und flieht. Dabei nimmt er die Polizistin Sarah Kohr (Lisa Maria Potthoff) als Geisel und lässt sie später in seinem Fluchtwagen zurück. Als sie sich befreien kann, lässt sie sich in die Fahndungsgruppe aufnehmen und beginnt ihre Jagd auf den Flüchtigen, noch immer von dessen Schuld überzeugt. Aber was, wenn er die Wahrheit sagt? Als sie beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln, stellt sie fest, dass an der Geschichte offensichtlich wirklich mehr dran ist, als es zunächst den Anschein hatte …

Rückkehr der toughen Polizistin

Eigentlich wird ja nicht lang gefackelt, wenn es darum geht, ein erfolgreiches Konzept im Fernsehen auszuschlachten. Und doch dauerte es überraschend lang, bis das Publikum Sarah Kohr wiedersehen durfte. Anfang 2014 trat die toughe Polizistin das erste Mal in Der letzte Kronzeuge – Flucht in die Alpen auf und lockte damit Millionen Menschen vor die Fernseher. Mehr als vier Jahre sollte es im Anschluss dauern, bis mit Mord im Alten Land ein zweiter Film herauskam. Erst mit diesem begann auch die eigentliche Reihe. Beim Auftakt gab es den inzwischen etablierten Reihennamen noch nicht, was ebenfalls ein Zeichen dafür ist, dass es ursprünglich überhaupt keine Fortsetzungspläne gab und man erst später diese entwickelte.

Eine solche lange Wartezeit ist natürlich schwierig, wenn es darum geht, ein Publikum aufzubauen. Die meisten dürften bei der Ausstrahlung schon vergessen haben, dass es überhaupt einen Vorgänger gab. Das ist insofern nicht weiter tragisch, der der zweite Film inhaltlich unabhängig funktioniert. Vorkenntnisse braucht es nicht. Wobei die Chancen nicht schlecht stehen, dass man Sarah Kohr: Mord im Alten Land im Anschluss ebenfalls rasch wieder vergessen hat. So baute der genreerfahrene Drehbuchautor Timo Berndt (Ein starkes Team: Jemma) letztendlich nur alte Versatzstücke ein, die ohne große kreative Eigenleistung zusammengebastelt werden. Ob es nun die Flucht des unschuldig Verdächtigten ist oder die kriminellen Machenschaften eines Unternehmens, da ist jetzt nichts dabei, woran man sich erinnern müsste.

Actionreich und gut besetzt

Ein Alleinstellungsmerkmal ist dabei natürlich die Titelheldin. Eine Frau, die sich ständig mit Männern prügelt, sich nimmt, was sie will, und auf Regeln pfeift? Das war seinerzeit im braven deutschen Krimi-Segment doch mal etwas Anderes. Lisa Maria Potthoff, die viele aus den Eberhofer-Krimikomödien kennen, ist für diese Rolle eine gute Besetzung. Sie bringt die entsprechende Körperlichkeit mit, die es immer wieder braucht. Für die Actionszenen kann man daher hier schon mal reinschauen, Sarah Kohr: Mord im Alten Land hat da doch deutlich mehr zu bieten, als man es aus dem deutschen Fernsehen gewohnt ist. Das restliche Ensemble, zum Teil ebenfalls bekannt, macht seine Arbeit ordentlich, ohne dabei aber einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Die Nebengeschichten um eine Affäre von Kohr mit Staatsanwalt Anton Mehringer (Herbert Knaup) und ihr schwieriges Verhältnis zur Mutter Heike (Corinna Kirchhoff) bleiben ohne große Konsequenz-

Insgesamt ist der Thriller durchaus brauchbar. Das Tempo ist hoch, ständig passiert etwas, Kohr und Lichter geraten ständig in brenzlige Situationen. Allerdings sollte man seinen Kopf dabei besser ausschalten. Es ist nicht nur die Austauschbarkeit der Geschichte, die dem Film zu schaffen macht. Sarah Kohr: Mord im Alten Land hat an vielen Stellen auch ein Glaubwürdigkeitsproblem. Manches ist sogar ein bisschen albern. Dem Publikum war das seinerzeit egal, mehr als sieben Millionen Menschen schalten seinerzeit ein, als die Polizistin quasi im Alleingang ein Unternehmen zu Fall bringt. Wer auch einfach nur anderthalb Stunden abschalten bzw. mitfiebern will, der ist hier an keiner schlechten Adresse.