Margaret Tate (Sandra Bullock) hat in ihrem Verlag eine ganze Menge erreicht, was sie sich in den Kopf setzt, das bekommt sie auch. Bei der übrigen Belegschaft hat sie sich mit ihrer unbarmherzigen Art jedoch nicht unbedingt Freunde gemacht. Sie ist ebenso verhasst wie gefürchtet, wenn sie das Büro betritt, ducken sich alle weg. Und doch gibt es jemanden, gegen den selbst sie nichts ausrichten kann: die Einwanderungsbehörde. So hat es die gebürtige Kanadierin verpasst, sich rechtzeitig um den Antrag für eine Aufenthaltsgenehmigung zu bemühen. Ihr droht damit nicht nur die Ausweisung, sondern auch ein Berufsverbot in den USA. In ihrer Verzweiflung beschließt sie daher, ihren Assistenten Andrew Paxton (Ryan Reynolds) zu nötigen, dass er sie heiratet, womit sie automatisch ein Bleiberecht hätte. Der lässt sich darauf ein, hofft er doch auf berufliche Vorteile. Nun heißt es aber erst einmal, seine Familie von der bevorstehenden Hochzeit zu überzeugen …
Aus Liebe zur Lüge
Es ist ein im Bereich der Liebeskomödie immer wieder gern angewandtes Szenario: Zwei Menschen, die sich eigentlich nicht mögen, geben sich aus verschiedenen Gründen als Paar aus und entdecken später, dass sie wirklich Gefühle füreinander haben. Aktuell zeigt Wo die Lüge hinfällt, dass das Publikum nicht genug bekommt von diesen Geschichten. Mehr als 100 Millionen US-Dollar hat der Film bereits eingespielt und ist in einer Zeit, in der Hollywoodfilme am laufenden Band floppen, ein einsamer Hoffnungsschimmer dafür, dass Kinos noch nicht obsolet sind. Wobei die Einspielergebnisse noch ziemlich bescheiden sind im Vergleich zu Selbst ist die Braut. Der spülte damals mehr als 300 Millionen Dollar in die Kassen – bei einem Budget von gerade mal 40 Millionen.
Der Geschichte ist das nur bedingt zu verdanken. Sobald erst einmal die Lüge in der Welt ist, dürften die meisten Zuschauer und Zuschauerinnen wissen, wie es im Anschluss weitergeht. Dann und wann ist zwar mal ein überraschendes Element dabei. Beispielsweise kommt Andrew nicht aus einfachen Verhältnissen, wie man es zunächst denken konnte. Stattdessen verfügt seine Familie über Geld, viel Geld sogar. Oft werden schmale Bankkonten mit einem stärkeren Zusammengehörigkeitsgefühl in Verbindung gebracht. Bei Selbst ist die Braut ist das anders. Sicher, der Protagonist hat ein schwieriges Verhältnis zum Vater. Davon einmal abgesehen halten hier aber alle zusammen. Man verzichtet sogar praktisch völlig darauf, die Sache mit den Finanzen überhaupt zu thematisieren. Dass die Familie reich ist, ist völlig ohne Belang und letztendlich nur eine Ausrede dafür, ein möglichst schickes Anwesen verwenden zu dürfen.
Einfallsloses Mittelmaß
Dafür wird in Selbst ist die Braut mit einer tragischen Vorgeschichte gearbeitet, um das Verhalten von Margaret rechtfertigen zu können. Das ist ziemlich billig und einfallslos. Man machte sich nicht einmal die Mühe, an einer wirklichen Entwicklung der angehenden Braut zu arbeiten, wie es bei Läuterungsfilmen der Fall ist. Hier heißt es nur: Eigentlich ist sie gar nicht so. Drehbuchautor Peter Chiarelli (Crazy Rich) zeigt sich da von einer sehr genügsamen Seite. Etwas besser sieht es beim Humor aus. Gerade zu Beginn, wenn die Verlagshexe noch richtig böse sein darf, gibt es einige komische Auseinandersetzungen. Ab dem Moment, wenn Andrew auf einmal ein Selbstbewusstsein hat, das er zuvor offensichtlich immer unterdrückte, kommt es vereinzelt zu amüsanten Momenten.
Dennoch, in der Summe ist das hier ziemlich durchschnittlich. Zwar sind Sandra Bullock und Ryan Reynolds als Paar eine gute Idee. Es ist auch sympathisch, wie hier eine Frau mit einem deutlich jüngeren Mann zusammen sein darf, in Hollywood eine absolute Seltenheit. Aufgrund der formelhaften Geschichte ist Selbst ist die Braut dennoch kaum erwähnenswert. Vor allem in der zweiten Hälfte, wenn die Zahl der Witze spürbar abnimmt, verliert der Film schnell an Reiz. Schade ist zudem, wie wenig der Rest des Ensembles genutzt wird. Golden Girl Legende Betty White kommt zwar als Großmutter des Bräutigams eine zentrale Rolle in der Geschichte zu. Sie bekommt aber kaum Gelegenheit, ihr komödiantisches Talent auszuspielen, so wie allgemein vieles nicht gut genug genutzt wird.
OT: „The Proposal“
Land: USA
Jahr: 2009
Regie: Anne Fletcher
Drehbuch: Peter Chiarelli
Musik: Aaron Zigman
Kamera: Oliver Stapleton
Besetzung: Sandra Bullock, Ryan Reynolds, Malin Åkerman, Craig T. Nelson, Mary Steenburgen, Betty White
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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Golden Globes | 2010 | Beste Hauptdarstellerin (Komödie oder Musical) | Sandra Bullock | nominiert |
Amazon (Blu-ray „Selbst ist die Braut“)
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