Shin Chan: Crash! Königreich Kritzel und fast vier Helden

Eigentlich war Shin Chan gerade damit beschäftigt, leckeres Essen aufs Papier zu zaubern, als auf einmal ein dubioser Mann vor ihm steht und mit einem Stift herumwedelt. Was soll das denn bitte schön? Dabei ahnt er nicht, dass es sich um den Hofmaler des Königreichs Kritzel handelt, der im Auftrag der Prinzessin mit einer wichtigen Mission zur Erde geschickt wurde. Schließlich plant der Verteidigungsminister seines Landes eine Invasion: Um das Königreich mit der dringend benötigten Kritzelenergie zu versorgen, sollen die Kinder zum Kritzeln gezwungen werden. Die wenig ergiebigen Eltern hingegen sollen ausgeschaltet werden. Klar, dass dies irgendwie verhindert werden muss. Und so erhält Shin Chan einen Zauberstift, der Zeichnungen real werden lassen kann. Doch die Zeit drängt, die Armee ist bereits angekommen und beginnt, alle Kinder zu versklaven …

28. Abenteuer einer beliebten Animereihe

Zwar hat die Popularität von Mangas und Anime hierzulande in den letzten Jahren noch einmal kräftig zugenommen, über mangelnden Nachschub an neuen Titeln braucht sich niemand zu beklagen. Und doch gibt es eine Reihe bedeutender Titel, die hierzulande nicht erhältlich sind. Dazu zählen Golgo 13 über einen Auftragsmörder, der langlebigste noch immer fortgesetzte Manga überhaupt, oder auch Doraemon um die Freundschaft zwischen einem Jungen und einer Roboterkatze. Beide Mangas befinden sich in den Top 10 der meistverkauften Mangas aller Zeiten und wurden uns dennoch bislang vorenthalten. Und das gilt auch für Crayon Shin-chan von Yoshito Usui. Vor 20 Jahren gab es zwar mal einen Anlauf, die Mangas und Animes auch bei uns zu verkaufen, was aber nach kurzer Zeit wieder eingestellt wurde.

Umso größer war die Überraschung, als 2021 Shin Chan: Crash! Königreich Kritzel und fast vier Helden auf Deutsch veröffentlicht wurde – der 28. Kinofilm rund um den Dauerbrenner. Wer an der Stelle befürchtet, wegen mangelnder Vorkenntnisse nicht mitzukommen, sei beruhigt. Man muss weder die vorangegangenen 27 Filme importieren noch die Mangas für viel Geld kaufen. Die Geschichte steht für sich allein. Wenn man dennoch verwirrt auf den Bildschirm starrt und nicht so wirklich weiß, was man davon halten soll, dann hängt das weniger damit zusammen, dass da wahllos etwas aus einem langjährigen Franchise genommen wurde. Vielmehr ist besagtes Franchise dafür bekannt, dass es neben Alltagsszenen aus dem Leben des fünfjährigen Protagonisten immer wieder auch sehr verrückte Sachen erzählt.

Verrückter Humor

Hier ist es eben das Königreich, welches nur dann existieren kann, wenn genügend Leute auf der Erde kritzeln. Anfangs meint man noch, es handele sich um eine leichte Gesellschaftskritik, wenn bedauert wird, dass Kinder heutzutage nur noch an Videospielkonsolen oder Tablets hocken, anstatt einfach mal einen Stift in die Hand zu nehmen. Auch die mangelnde Lust am Kreativen wird später bemängelt. Ganz so weit geht man dann aber doch nicht. Regisseur und Co-Autor Takahiko Kyogoku hat mehr Spaß daran, sich der Absurdität des Szenarios hinzugeben. Überhaupt steht der Humor bei Shin Chan: Crash! Königreich Kritzel und fast vier Helden im Vordergrund, wobei die Witze zwischen verrückt, derb und infantil wechseln. Manchmal auch alles zusammen, wenn einer der titelgebenden Helden eine sprechende Unterhose ist.

Die Optik ist dem Thema entsprechend auch eher Gekritzel als feinsinnige Kunst. Das ist nicht zwangsläufig ein Problem. Die Designs des 2009 verstorbenen Usui sind sehr markant, stechen schon sehr aus dem Manga-Alltag hervor. Das Animationsstudio Shin-Ei Animation (Stand by Me Doraemon, Summer Days with Coo), welches auch die Serie produziert, hält sich eng an die Vorlage und fügt seinerseits ein paar interessante Figuren hinzu. Technisch ist Shin Chan: Crash! Königreich Kritzel und fast vier Helden dabei aber weniger auffällig. An manchen Stellen sieht das schon eher billig aus, vergleichbar zu anderen Endlos-Reihen wie Detektiv Conan ist das nicht gerade Kinoniveau. Spaß macht das Animeabenteuer aber schon, weshalb es schade ist, dass im Anschluss nicht weitergemacht wurde und die Ankunft des etwas anderen Helden wohl nur ein Kurzbesuch war.