Die Sorge ist groß bei Sean (Jason Patric) und seiner Frau Kesia (Susan Beckwith), als ihre älteste Tochter nicht von ihrem Urlaub in Mexiko zurückkehrt. Dazu hat er auch allen Grund, wie sich herausstellt: Ein von Garza (Mauricio Mendoza) geleitetes Kartell hat die Jugendliche entführt. Auf Hilfe kann die Familie lange warten, weder auf der mexikanischen noch der US-amerikanischen Seite wird man tätig – teils aus Angst vor der Gewalt der Verbrecher, die vor nichts Halt machen, teils aus Korruption. Als Sean klar wird, dass niemand Garza befreien wird, beschließt er, den Kampf in die eigene Hand zu nehmen. Gemeinsam mit seinem früheren Kameraden Max (Cam Gigandet) macht er Jagd auf die Männer …
Die tägliche Jagd auf Menschenhändler
Aus irgendeinem Grund scheint man in den USA vom Thema Menschenhandel besessen zu sein. Vor allem einem solchen, der im Ausland stattfindet und bei denen nur US-amerikanische Helden für Ordnung sorgen können. Das bekannteste Beispiel ist sicherlich der blauäugige Patriotismus-Wunschtraum Sound of Freedom, der 2023 zu einem der erfolgreichsten dortigen Filme überhaupt wurde. Die meisten dieser Filme werden aber direkt für den Heimgebrauch produziert, ohne viel Werbung oder Aufwand. Braucht es in den meisten Fällen gar nicht, die Zielgruppe ist da nicht so anspruchsvoll. Darauf wird man auch bei Shrapnel – Kampf mit dem Kartell zählen, ein weiterer dieser Titel, die direkt im DVD-Handel auftauchen und recht bald auf den Grabbeltischen landen dürften.
Auffällig ist allenfalls, dass es eine ganze Weile dauert, bis der Actionfilm tatsächlich mal loslegt. Meistens präsentieren diese Filme ihre Hauptfiguren von Anfang an als unbesiegbare Kampfmaschinen. Hier ist das etwas anders. So beschreibt Shrapnel – Kampf mit dem Kartell zunächst die Hilflosigkeit des Protagonisten, der alles tun will, um seine Tochter zurückzubekommen. Anstatt gleich zur Waffe zu greifen, sucht er das Gespräch. Bei verschiedenen Stellen versucht er etwas zu erreichen, nur um überall eine Abfuhr zu bekommen. Wenn Sean später gewalttätig wird, dann nicht aus Kampfeslust heraus, sondern weil ihm nichts anderes übrigbleibt. Das ändert zwar am Ergebnis wenig, man versuchte aber zumindest, den Feldzug zu begründen.
Inhaltlich wie inszenatorisch einfallslos
Das war es dann aber auch schon wieder, was erzählerische Ambitionen angeht. So ist die Geschichte sterbenslangweilig. Jeder einzelne Schritt ist vorgezeichnet und absehbar. Bei den Figuren ist ebenfalls nichts zu holen, weder bei den Guten noch den Bösen. Garza ist ein typischer Kartellboss, ohne jegliche Persönlichkeit oder Charakteristiken. Max zeichnet sich wiederum nur dadurch aus, dass er kämpfen kann. Mehr gibt es nicht. Nuancen oder Ambivalenzen sucht man bei Shrapnel – Kampf mit dem Kartell vergebens. Und selbst die wenig ambitionierten Dialoge lassen zu wünschen übrig. Das ist oft schon am Rande der Zumutung, besonders in der deutschsprachigen Fassung, die mal wieder unter einer lausigen Synchro leidet.
Das ließe sich alles ertragen, wenn denn der Actionpart überzeugen würde. Aber auch in der Hinsicht schwächelt die US-Produktion. Mal wieder kommen Heerscharen von Berufsverbrechern nicht gegen einzelne Helden an, da wird geschossen und geschossen, ohne aber zu treffen. Wenn dieser Unsinn wenigstens packend inszeniert wäre. Regisseur William Kaufman hat aber keine Ideen, was er mit dem Stoff anfangen kann, und macht deshalb immer wieder dasselbe. Der Zielgruppe mag das egal sein. Und die muss offensichtlich eine beachtliche Größe haben, sonst würden solche Filme nicht dauernd produziert. Der Rest darf um Shrapnel – Kampf mit dem Kartell aber einen größeren Bogen machen. Bei dem Überangebot von Actionfilmen sollte es nicht schwierig sein, etwas Besseres zu finden.
OT: „Shrapnel“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: William Kaufman
Drehbuch: Chad Law, Johnny Walters
Musik: John Roome
Kamera: Mark Rutledge
Besetzung: Cam Gigandet, Jason Patric, Efrain Villa, Megan Elisabeth Kelly, Teresa Decher, Vincent E. McDaniel, Guillermo Iván, JT Tomangi
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