Marvel’s Spider-Man 2 ist nach Marvel’s Spider-Man (2018) und Marvel’s Spider-Man: Miles Morales (2020) nun das dritte Spiel über den bekannten Wandkrabbler von Insomniac Games, die sich vorher vor allem einem Namen mit der Ratchet & Clank-Reihe gemacht haben. Im Kern bleiben sie hierbei der Erfolgsformel der Vorgänger treu. Abermals bewegt man sich frei in der 3rd-Person-Perspektive durch einen Teil von New York und meistert eine Vielzahl an Missionen. In fast allen Aspekten hat man aber eine oder mehrere Schippen draufgelegt.
Doppelt hält besser
Die offensichtlichste Neuerung ist, dass man nicht mehr allein ist, sondern entweder als Peter-Parker-Spider-Man oder Miles-Morales-Spider-Man unterwegs ist. In spezifischen Haupt- und Nebenmissionen ist man festgelegt, wen man spielt, aber ansonsten kann man frei zwischen den beiden Spider-Mans wählen. In manchen Missionen unterstützen sich beide Figuren gegenseitig. Das führt mitunter zu witzigen Momenten, wenn man wieder zu einem Notfall schwingt, nur um festzustellen, dass der andere Spider-Man bereits da ist.
Apropos „Schwingen“: Diese Fortbewegungsart stellt nach wie vor ein Markenzeichen der Reihe dar und geht einem ab der ersten Minute leicht von der Hand. Im Gegensatz zu den Vorgängern kommen im Laufe des Spiels noch weitere Fortbewegungsmöglichkeiten hinzu. Direkt zu Beginn des Spiels erhält man beispielsweise Netzflügel, die es einem erlauben, durch die Luft zu segeln. Dies funktioniert recht ähnlich wie in den Batman-Spielen von den Rocksteady Studios. Man kann aber auch auf dem Wasser surfen und durch Erlernen neuer Fähigkeiten sein Bewegungsrepertoire erweitern.
Vorsprung durch Technik
Tatsächlich macht das Schwingen und an Wänden krabbeln so viel Spaß, dass man oft gerne auf die Schnellreisefunktion verzichtet und New York lieber zu Fuß – äh – per Netz erkundet. Und es gibt reichlich zu entdecken. Die Spielwelt ist um einiges größer als in den Vorgängern (geschätzt etwa das Doppelte) und umfasst nun auch größere Gebiete jenseits des Flusses. Und sie ist nicht nur größer, sondern auch schöner und abwechslungsreicher. Spider-Man 2 profitiert davon, dass es nur noch für die PlayStation 5 entwickelt wurde und daher den Restriktionen der PlayStation 4 nicht mehr unterworfen ist. Dies erlaubt einen deutlichen technischen Sprung nach vorne. Die Darstellung ist flüssiger, Techniken wie Raytracing (bspw. zur realistischen Berechnung von Schattenwürfen und Spiegelungen) werden (mehr) eingesetzt und die Straßen sind nun deutlich dichter bevölkert.
Aber die schönste Open-World bringt nichts, wenn es nichts zu tun gibt. Und auch hier hat Insomniac Games nachgelegt. Wie schon zuvor ist die Welt gefüllt mit Collectibles, plötzlich auftauchende Aufgaben (die meist in der Bekämpfung von Verbrechern oder anderen Gegnern bestehen) und Haupt- und Nebenmissionen. Hierbei sammelt man unterschiedliche „Währungen“ wie beispielsweise technische Bauteile. Diese können dann investiert werden wie in den Kauf neuer Spider-Man-Anzüge (die im Gegensatz zu früher nur optische Unterschiede bewirken), Verbesserung von Gadgets oder das Freischalten neuer Fähigkeiten. Später im Spiel können auch Eigenschaften verbessert werden wie die Erhöhung der Ausdauer, der Angriffskraft oder Bewegungsgeschwindigkeit. Diese kommen einem in den unterschiedlichen Missionen zugute.
Zwischen Kämpfen und Schleichen
Im Prinzip gibt es wieder zwei Arten von Missionen: Kampfmissionen und Schleichmissionen. Die Kämpfe sind nach wie vor höchst dynamisch. Spider-Man kann zuschlagen, schwingen, Gegner in die Luft ziehen, Gegner wegschleudern, entwaffnen, etc. Trotz dieser Vielzahl an Möglichkeiten bleiben die Kämpfe in der Regel gut beherrschbar. Nur bei großen Gegnermassen kann man mal den Überblick verlieren. Nicht überraschend hat sich hier sowohl die Anzahl der einsetzbaren Fähigkeiten als auch der Gegnertypen deutlich erhöht. Dies macht die Kämpfe noch interessanter als in den Vorgängern, insbesondere da man noch häufiger die Angriffsstrategie anpassen muss und kann. Auch die Bosskämpfe sind nun packender und besser inszeniert als zuvor.
Ähnliches lässt sich auch zu den Schleichmissionen loben. Dank der neuen Fähigkeiten, aber auch Techniken, die bereits in Miles-Morales etabliert wurden wie Takedowns von der Decke und der Wand aus, hat man nun vielfältige Möglichkeiten, unentdeckt durch die Mission zu kommen. Die Schleichmissionen mit Mary Jane, die man bereits aus dem ersten Spider-Man-Spiel kannte, sind nun ebenfalls zurück und auch hier dank Neuerungen wie einem Taser zum Ausschalten von Wachen oder Steinen zum Ablenken von Gegner deutlich spannender geworden. Abgerundet werden diese Tätigkeiten durch zu lösende Rätsel, die herausfordernder als noch in den Teilen davor sind. Gerade gegen Ende des Spiels wird es durchaus knackig.
Zusammengehalten werden diese Missionen durch eine Story, die abwechslungsreicher und überraschender ist als in den Spielen davor. Auch die Nebenmissionen wurden aufgewertet. Sie bauen teilweise aufeinander auf und geben bei Vollendungen wertvollere Belohnungen.
Luft nach oben
Trotz all des Lobes gibt es Aspekte, die noch verbessert werden könnten. Da es von fast allem mehr gibt, besteht das Risiko, dass gerade Spielanfänger von all den Möglichkeiten erschlagen werden. Gerade zu Spielanfang werden gefühlt im Sekundentakt neue Optionen gezeigt. In einem anderen Punkt gibt es sogar einen Rückschritt: Die verfügbaren Gadgets ähneln sich in ihrer Wirkung viel stärker als in den Spielen davor. Schade ist ebenfalls, dass man das Maximallevel von 60 gefühlt zu schnell erreicht. Während man im ersten Teil danach wenigstens noch leicht Eigenschaften verbessern konnte, passiert hier jenseits dieser Grenze nichts mehr. Es gibt auch keine Belohnung dafür, wenn man das Spiel zu 100% komplettiert. Ein weiteres Problem, dass das Spiel von seinen Vorgängern geerbt hat, ist, dass einem je nach Spielweise irgendwann die Nebenmissionen ausgehen können. Konkret sieht das Spiel immer wieder vor, dass nach einer abgeschlossenen Hauptmission die Stadt erforscht werden soll, bis die nächste Hauptmission freigeschaltet wird. Wenn man zu diesem Zeitpunkt aber schon alle Nebenmissionen absolviert hat, bleibt nicht viel zu tun, um diese Durststrecke zu überwinden.
All dies ist aber Meckern auf hohem Niveau. Spider-Man 2 übernimmt die Vorzüge der bereits sehr guten Vorgänger und verbessert diese größtenteils. Daher kann das Spiel uneingeschränkt empfohlen werden. Sollte man die Vorgänger noch nicht gespielt haben, sollte man sich überlegen, ob man dies nicht vorher nachholt. Der Story kann zwar größtenteils auch ohne Kenntnisse der anderen beiden Spiele gefolgt werden, aber man kann einfach nicht genug Spider-Man haben.
OT: „Marvel’s Spider-Man 2“
Land: USA
Jahr: 2023
Director: Bryan Intihar, Ryan Smith
Artist: Jacinda Chew, Grant Hollis
Texte: Jon Paquette, Walt Williams, Benjamin Arfmann
Musik: John Paesano
Publisher: Sony Interactive Entertainment
Entwickler: Insomniac Games
Plattformen: PlayStation 5
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