Sprich mit mir
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Sprich mit mir

„Sprich mit mir“ // Deutschland-Start: 18. Januar 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Für Karo (Alina Stiegler) ist es ein ziemlicher Schlag, als ihr Freund Alex (Jonathan Berlin) nach einem wenig erfreulichen Geschlechtsverkehr mit ihr Schluss macht. Da trifft es sich doch irgendwie gut, dass ihre Mutter Michaela (Barbara Philipp) einen Urlaub auf Rügen gebucht hat. Dort wollen sie sich etwas entspannen und den trüben Alltag hinter sich lassen. Lang hält die traute Zweisamkeit aber nicht an. Kaum auf der Insel angekommen, beginnt Michaela hemmungslos mit Jochen (Peter Lohmeyer) zu flirten, der selbst mit seiner Tochter Marie (Pearl Graw) dort Urlaub macht. Und auch sonst geht da einiges nicht nach Plan, wenn sich die beiden Frauen mit ihren Gefühlen auseinandersetzen müssen – und einem Vater, der vor vielen Jahren verschwunden ist …

Auf der Suche nach den eigenen Gefühlen

Der Anfang ist einer, wie man ihn in vielen Liebeskomödien findet oder auch beim Herzkino: Eine Beziehung zerbricht und die Protagonistin geht erst einmal weg, um sich neu zu sammeln. Hier ist zwar ausnahmsweise mal der Partner kein treuloser Hund, der mit einer anderen Frau etwas laufen hat. Er hat aber auch nicht wirklich etwas mit Karo laufen, versteht nicht, wie sie mit ihm schlafen kann, ohne Lust darauf zu haben. Das ist mal eine etwas andere Version der anfänglichen Trennung. Wobei Sprich mit mir ohnehin kein Liebesfilm ist, zumindest nicht im herkömmlichen Sinne. Um Gefühle geht es aber durchaus, wenn sich das Mutter-Tochter-Duo im Urlaub irgendwie bewusst werden muss, was da im eigenen Herzen so vor sich geht.

Dass Reisen ideal sind, um Familienmitglieder wieder zusammenzubringen, ist bekannt. Zumindest in Filmen klappt das sehr gut. Aber auch in der Hinsicht geht Regisseurin und Co-Autorin Janin Halisch einen eigenen Weg. Zum einen verzichtet sie auf Humor, während die meisten anderen Annäherungen im komödiantischen Kontext stattfinden. Zum anderen ist man sich bei Sprich mit mir gar nicht so sicher, ob es sich wirklich um eine Annäherung handelt. So sehen wir die beiden Frauen vor der Abreise und merken, dass sie ein sehr enges Verhältnis haben, wohl auch weil sie sich aneinanderklammerten, nachdem der Vater die Biege gemacht hatte. Da gibt es eigentlich nicht viel Raum, um sich noch näher zu kommen, könnte man meinen.

Anfang eines Erkenntnisprozesses

Und doch trügt der Eindruck, wie man im Laufe der Zeit feststellt. Der Titel nimmt es bereits vorweg, dass die zwei über vieles nicht in dem Maße geredet haben, wie es vielleicht ratsam gewesen wäre. Vor allem nicht über das, was gefehlt hat. Das schreit dann eigentlich nach großen Aussprachen und einem kathartischen Ende, bei dem sich die beiden nach viel Schluchzen in die Arme fallen. Doch Sprich mit mir ist nun einmal kein Herzkino, wo am Ende alles sauber angeordnet ist und alles sein Plätzchen hat. Vielmehr schwankt man hier zwischen einem Gefühl des Anfangs und dem eines Endes. So hat ein Erkenntnisprozess eingesetzt, der mit dem Abspann nicht abgeschlossen ist und bei dem offen ist, ob er die Frauen zusammenführen oder auseinandertreiben wird. Schließlich sind da immer wieder Szenen, in denen sie fremdeln.

Daran haben die beiden anderen Figuren ihren Anteil, die aufgrund einer Scheidung selbst gerade eine traurige Geschichte durchmachen und den Urlaub durcheinanderbringen. Die einzelnen Konflikte werden dabei oft nicht wirklich ausformuliert. Manche werden deshalb den Titel auf den Film selbst anwenden und sich mehr Konkretes einfordern. Und doch ist Sprich mit mir ein sehenswertes Langfilmdebüt geworden. Das Drama, welches auf dem Max Ophüls Preis 2023 Premiere feierte, zeigt die Schwierigkeiten von Beziehungen auf, familiärer wie amouröser, und dass die Antworten nicht einfach vom Himmel fallen. Es ist ja nicht einmal sicher, ob es diese gibt oder ob dies nur eine der Illusionen sind zwischen Film, Karaokeabend und Reisebroschüre.

Credits

OT: „Sprich mit mir“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Janin Halisch
Drehbuch: Janin Halisch, Hannah Sioda
Kamera: Antonia Lange
Besetzung: Alina Stiegler, Barbara Philipp, Peter Lohmeyer, Pearl Graw, Jonathan Berlin, Zethphan Smith Gneist, Pierre Besson

Bilder

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Sprich mit mir
fazit
„Sprich mit mir“ begleitet eine Mutter und eine Tochter zu einem gemeinsamen Urlaub, wo sie sich mit ihren Gefühlen und der Vergangenheit auseinandersetzen müssen. Der Film zeigt auf, wie schwierig menschliche Beziehungen sein können. Und wie schwierig es ist, sich derer bewusst zu werden und die passenden Worte zu finden.
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