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Tatort: Pyramide

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„Tatort: Pyramide“ // Deutschland-Start: 14. Januar 2024 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) werden zu einem besonders brenzligen Einsatz gerufen. Bei der Investment-Firma „Concreta“, wo sonst Anteile von Unternehmen verkauft werden, ist es zu einer Geiselnahme gekommen. Robert Andersen (Oleg Tikhomirov), von den anderen nur „Rocko“ genannt, bedroht dort seinen Chef Christopher Komann (Robin Sondermann) mit der Waffe. Er solle vor laufender Kamera zugeben, sowohl die Kundschaft wie auch die eigenen Angestellten zu betrügen. Aber warum tut er das, wo er doch bis vor Kurzem die rechte Hand Komanns war und dafür gesorgt hat, dass auch André Stamm (Rouven Israel) dort angefangen hat? Und gibt es einen Zusammenhang mit dem Mord an einem Rechtsanwalt, der eine Sammelklage für Betrogene vorbereitete?

Die Gefahren der Gier

Unterschiedlicher können die aktuellen Teile beim Tatort kaum sein. Während Was bleibt ein melancholischer Abschied von der Vergangenheit war, wagte man bei Avatar einen Blick auf die Zukunft, verbunden mit den Gefahren des Internets. Und auch bei Pyramide versucht man sich daran, aktuelle gesellschaftliche Schieflagen anzusprechen und dabei in die Abgründe zu blicken. So etwas kann schnell moralisch werden, was beim Publikum entsprechende Reaktionen provoziert. Manche reagieren sehr empfindlich bei dem Gedanken, vom Fernsehen belehrt zu werden. Beim neuen Film ist das aber eher unwahrscheinlich. Dass Firmen, die andere ausnehmen, verabscheuungswürdig sind, dürfte so sehr Konsens sein, dass sich niemand auf den Schlips getreten fühlt.

Wobei der 1257. Teil des ARD-Dauerbrenners schon auch beim Publikum ein paar Denkanstöße liefert. Genauer zeigt der Film auf, welche Gefahren mit Gier verbunden sein können. Denn das führt dazu, dass man anderen alles glaubt, selbst den größten Blödsinn. An einem solchen mangelt es in Tatort: Pyramide nicht gerade. Hier machen sie sich alle gegenseitig und auch sich selbst etwas vor. Besonders perfide ist, wie das System auf Mundpropaganda basiert, also im Freundeskreis und in der Familie gewildert wird. Dabei verschwimmen dann auch die Grenzen, wer Opfer und wer Täter ist, wenn das Ganze ein schleichender Prozess ist. Zumal im Grunde alle hätten Nein sagen können, niemand wurde gezwungen mitzumachen.

Blick in die Abgründe

Ungewöhnlich ist dabei die Erzählstruktur. So wechselt der in mehrere Kapitel unterteilte Krimi gerade zu Beginn ständig zwischen verschiedenen Zeitebenen. Da ist die Geiselnahme. Es gibt die Vorgeschichte rund um Stamm, der als Identifikationsfigur in dem Sumpf versinkt, was aber rückblickend erzählt wird. Auf diese Weise sorgt Tatort: Pyramide für Abwechslung. Auch das Tempo ist hoch, zumal es mehrere Gründe gibt für das Publikum mitzufiebern, wenn noch mehr geschieht als die Geiselnahme. Ein bisschen gerätselt werden darf auch, den da ist noch der zweite Fall des ermordeten Anwalts. Es dauert aber eine ganze Weile, bis das Thema überhaupt vertieft wird. Und richtig viel zu raten ist da eigentlich nicht, man rät doch schnell, was da los war.

Schade ist zudem, dass mit einer Reihe von Stereotypen und Klischees gearbeitet wird und durch das Herumspringen nicht die Zeit bleibt, manches zu vertiefen. Darüber muss man hinwegsehen, ebenso über die nicht allzu große Glaubwürdigkeit. Das funktioniert vor allem in den Situationen gut, wenn wir Robin Sondermann (Wer wir sind) zu sehen bekommen. Zwar ist auch seine Figur nicht vertieft, sie wirft nur mit Floskeln um sich. Aber das ist so bewundernswert schmierig und aalglatt gespielt, dass Tatort: Pyramide sehenswert ist. Selten gibt es einen Teil, über den man sich derart gut aufregen kann und wo das von der Redaktion dahinter auch so gewollt ist. Als Krimi mag das weniger interessant sein, als Blick in die menschlichen Abgründe lohnt sich das aber durchaus.

Credits

OT: „Tatort: Pyramide“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Charlotte Rolfes
Drehbuch: Arne Nolting, Martin Scharf
Musik: Philipp Thimm
Kamera: Mathias Prause
Besetzung: Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär, Joe Bausch, Roland Riebeling, Tinka Fürst, Renan Demirkan, Robin Sondermann, Oleg Tikhomirov, Rouven Israel, Roxana Samadi

Bilder

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Tatort: Pyramide
fazit
„Tatort: Pyramide“ nimmt uns mit in eine Investment-Firma, wo völlig frei von Skrupeln Menschen betrogen werden. Das geht dann zwar nicht in die Tiefe, ist aber flott erzählt und sorgt auch durch die wechselnden Zeitebenen für Spannung. Vor allem der schmierige Antagonist macht das sehenswert und lässt einen die inhaltlichen Mängel vergessen.
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