Wie in jedem Jahr empfängt das luxuriöse Palace Hotel in Gstaad, Schweiz eine Reihe ausgesuchter internationaler Gäste zu seiner Silvestergala, bei der es wie gewohnt massenweise feinsten Kaviar und andere Leckereien geben wird. Seit Tagen achtet Hotelmanager Hansueli Kopf (Oliver Masucci) auf jedes noch so kleine Detail und hat keine ruhige Minute mehr, weil er sich um jede noch so belanglose Sorge seiner Gäste kümmern und dabei noch die Belegschaft des Palace überwachen muss. Da wäre zum einen der Geschäftsmann Bill Crush (Mickey Rourke), der keine Reservierung gemacht hat, aber auf seine übliche Suite besteht, in der er einen wichtigen Geschäftskontakt empfangen will. Parallel reist sein unehelicher Sohn samt Familie an, um seine Kinder endlich ihrem Opa vorzustellen, der sie aber ignoriert Auch der Millionär Arthur William Dallas III (John Cleese) ist alles andere als einfach, denn um seine weitaus jüngere Ehefrau zu beeindrucken, bestellt er sogar einen echten Pinguin auf das gemeinsame Zimmer.
Darüber hinaus sind einige russische Gäste, die nicht nur viele Zimmer in Anspruch nehmen, sondern auch den Safe für ihre Koffer beanspruchen. Ein ehemaliger Pornostar, der einen Ski-Unfall hat, oder eine reiche Witwe, die sich um die Gesundheit ihres Sohne mehr Sorgen macht als um alles andere, sind dabei nur die geringste Sorge des Hotelmanagers. Daneben gibt es nämlich noch das Gerücht, dass zum Jahreswechsel von 1999 auf 2000 ein technisches Chaos ausbrechen soll, was naturgemäß viele der reichen Gäste in große Unruhe versetzt.
Prunk, Kaviar und Hundekot
Dass seine Filme aufgrund seiner Biografie immer wieder für Kontroversen sorgen, sollte für den polnischen Regisseur Roman Polanski (Rosemaries Baby, Der Gott des Gemetzels) nichts Neues mehr sehen, doch sein neuer Film ist diesbezüglich schon eine Besonderheit. Wurde The Palace auf den Filmfestspielen in Venedig noch mit einer dreiminütigen Standing Ovation gefeiert, war die Kinoauswertung der Satire begleitet von geradezu vernichtenden Kritiken, die The Palace gar Polanski schlechtesten Film nannten. Dabei greift er ein Thema auf, dass ihn seit Gott des Gemetzels immer wieder beschäftigt hat, nämlich die soziale Kluft in der Gesellschaft, die in The Palace eben nicht nur das neue Jahr, sondern vor allem sich selbst feiert und sich dabei in Nichtigkeiten, Banalitäten und bizarren Eitelkeiten verliert.
Vermeintlich sichere Rückzugsorte, die immer mehr zu einer Bedrohung werden, sind ein Thema, was Polanski seit Werken wie Ekel oder Rosemaries Baby begleitet und sich auch in seinem neuen Film wiederfindet. In The Palace sind sich die Figuren diverser Bedrohungen bewusst, wobei man sich, im Gegensatz zu denen der Heldinnen der gerade genannten Filme, darüber streiten kann, wie ernst diese zu nehmen sind. Die Welt der Reichen ist in The Palace eine Bubble, die wie eine Freakshow anmutet oder eine Reality-Show, bei der sich die Protagonisten schon lange vom Rest der Welt entfernt haben. Überzeichnung und Karikatur sind die Mittel, mit denen Polanskis Film erzählerisch wie auch ästhetisch arbeitet, sodass man den Verlauf so mancher Episode, die sich alle um die diversen Nöte der Gäste drehen, bereits nach wenigen Minuten erahnen kann. Subtil ist das sowieso nicht, aber das erwartet man bei einer Karikatur nicht. Dafür ist es nach einer Weile sehr zäh, vor allem da die Pointen allesamt nicht wirklich sitzen.
Was Geld mit Menschen macht
Das ein Übermaß an Geld und Luxus Menschen zu Monstern oder zu bizarren Zerrbildern werden lässt, ist nichts Neues. In den letzten Jahren wussten Werke wie Ruben Östlunds Triangle of Sadness von der dekadent-leeren Welt der Reichen zu berichten, was aber bei weitem unterhaltsamer war als bei The Palace. Dabei gibt es durchaus Potenzial in der Geschichte, beispielsweise in Oliver Masuccis Figur oder den zahllosen Angestellten des Hotels, die sich um die Nöte der Gäste kümmern müssen, mögen sie auch noch so lächerlich sein. Stattdessen bestätigt man jenes Klischee der Reichen und Schönen immer wieder aufs Neue, sodass keine der Figuren etwas an Substanz haben. Von einer luftigen Prämisse zusammengehalten wankt The Palace von einer Episode in die nächste, verknüpft die eine mit der anderen, ohne wirklich auf ein Ziel hinzusteuern. Für manche Zuschauer mag dies genügen, doch von einem Roman Polanski hat man schon weitaus besseres gesehen als diese bisweilen sehr lieblos zusammengeschusterte Knallchargenparade.
OT: „The Palace“
Land: Italien, Schweiz, Polen, Frankreich
Jahr: 2023
Regie: Roman Polanski
Drehbuch: Ewa Piaskowska, Roman Polanski, Jerzy Skolimowski
Musik: Alexandre Desplat
Kamera: Pawel Edelman
Besetzung: Oliver Masucci, Mickey Rourke, John Cleese, Joaquim de Almeida, Fanny Ardant, Luca Barbareschi
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