Es hätte der schönste Tag im Leben von Dan (Bryan Dechart) und Skylar (Alexa Vega) werden sollen. Aber es kam anders. Als Tommy (Johnny Pacar), ein enger Freund, der mit der Aufgabe betreut wurde, den Abend mit der Kamera zu dokumentieren, mit den Eltern von Skylar im Aufzug fährt, fallen diese urplötzlich tot um. Und sie sind nicht die einzigen, in dem Gebäude hat noch eine Reihe weiterer Menschen dieses Schicksal ereilt. Als Tommy und Jack (Shaun Sipos) der Sache nachgehen wollen und hierfür nach draußen gehen, bietet sich ihnen ein Anblick des Schreckens. Die ganze Stadt steht in Flammen. Und das ist nur der Anfang, ein Ton, der wie eine Trompete klingt, ist überall zu hören, Blitz und Donner stehen an. Was geschieht hier bloß? Skylar, die aus einer streng religiösen Familie stammt, hat eine Idee, was dahinterstecken könnte: Das Jüngste Gericht hat begonnen …
Horror und Religion
Religion spielt in Horrorfilmen immer mal wieder eine größere Rolle. So sind es bei den okkulten Genrevertretern immer wieder Geistliche, die gegen die dämonische Bedrohung ankämpfen, siehe letztes Jahr etwa Der Exorzist: Bekenntnis oder The Pope’s Exorcist. Aber auch heidnische Überzeugungen werden gern mal genutzt, um die Figuren mit unbekannten Gefahren zu konfrontieren. Midsommar war 2019 ein hochgelobtes Beispiel, das bei strahlendem Tageslicht furchterregende Abgründe erschuf und immer wieder auf Bestenlisten erscheint. Eher weniger Aufmerksamkeit erregte einige Jahre zuvor The Remaining. Dabei hat auch diese kleinere Produktion einige interessante Aspekte, die zumindest einen Blick rechtfertigen, wenn wir live beim Jüngsten Gericht dabei sein dürfen.
Anfangs spielt der Film zwar noch ein wenig mit der Ungewissheit, ob es sich wirklich darum handelt. Die Hypothese wird quasi gleich am Anfang geäußert, dann aber erst einmal verworfen, während nach alternativen, besseren Erklärungen gesucht wird. Ob Außerirdische dabei unbedingt plausibler sind, darüber kann man sich streiten. Unstrittig ist, dass die US-Indieproduktion eine ganz ansehnliche Atmosphäre erzeugt. Bei The Remaining darf man wirklich das Gefühl haben, dass gerade die Welt untergeht. Originell sind die einzelnen Stationen dieser Endzeitvision zwar nicht unbedingt. Aber es ist doch einigermaßen spannend, wenn die Freundesclique durch eine auseinanderbrechende Stadt flieht und an jeder Ecke der Tod auf sie wartet. Regisseur und Co-Autor Casey La Scala, der zuvor überwiegend als Produzent gearbeitet hat, zeigt hier schon Geschick bei der Inszenierung, selbst wenn der Versuch, vom damaligen Found-Footage-Boom zu profitieren, seinerzeit schon überholt war.
Fragwürdiger Inhalt
Inhaltlich ist das hingegen in mehrfacher Hinsicht fragwürdig. So will man sich irgendwie nie ganz entscheiden, ob der Tod nun etwas Positives oder Negatives sein soll. Zwischendurch entsteht zwar eine Art Konsens, dass gläubige Menschen zu Gott geholt werden, wo sie bis ans Ende aller Tage leben dürfen. Gleichzeitig will The Remaining aber auch Angst erzeugen, indem Dämonen umherziehen und alle möglichen Leute töten. Schließlich schaut man sich einen Horrorfilm an, um Angst zu haben. Zurück bleibt dann ein Genrevertreter, der sich für den Glauben ausspricht und damit in der Tradition zahlreicher anderer US-Produktionen steht, die nicht mehr sind als eine Werbeveranstaltung für das Christentum. Das mag dann Bestätigung für manche sein, ist letztendlich aber unbefriedigend, da sich der Film gar nicht wirklich mit dem Thema auseinandersetzt. Was heißt Glauben eigentlich?
Es ist auch nicht so, als hätten La Scala und Chris Dowling in dem Drehbuch irgendwelche nennenswerten Denkanstöße geliefert. Wie so etwas deutlich besser geht, zeigte vor einigen Monaten der französische Kollege Pandemonium. Der hatte nicht nur eine furchterregende Version der Hölle erschaffen, nach der man sich kaum noch aus dem Haus traut. Es gab auch ein paar Überlegungen rund um Gut und Böse, Gnade und Bestrafung. Bei The Remaining beschränkt man sich darauf, die Leute herumkreischen zu lassen. Das ist schade, weil bei dem Thema durchaus einiger mehr drin gewesen wäre. Die Idee, das Jüngste Gericht zu visualisieren und als Horrorfilm zu bringen, war nicht schlecht. Man hat sie jedoch zu wenig entwickelt, weshalb es bei einem oberflächlichen Beitrag bleibt, der eher kurios als wirklich anregend ist.
OT: „The Remaining“
Land: USA
Jahr: 2014
Regie: Casey La Scala
Drehbuch: Casey La Scala, Chris Dowling
Musik: Nathan Whitehead
Kamera: Doug Emmett
Besetzung: Johnny Pacar, Shaun Sipos, Bryan Dechart, Alexa Vega, Italia Ricci, Liz E. Morgan, John Pyper-Ferguson
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