The Royal Hotel
© Universal Pictures

The Royal Hotel

The Royal Hotel
„The Royal Hotel“ // Deutschland-Start: 11. Januar 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Liv (Jessica Henwick) und Hanna (Julia Garner) wollten raus, einmal alles hinter sich lassen und etwas Neues erleben. Und so machen sich die beiden Freundinnen auf die lange Reise von Kanada bis nach Australien. Zunächst genießen sie das Leben dort, amüsieren sich auf Partys. Die Feierlaune nimmt jedoch ein jähes Ende, als ihnen das Geld ausgeht. Ein Job muss her, dringend. Nur wie? Notgedrungen nehmen sie das einzige Angebot an, in einem abgelegenen Pub bei einer Minenstadt zu arbeiten. Dort treffen sie auf den Besitzer Billy (Hugo Weaving) sowie Carol (Ursula Yovich), die ihm zur Hand geht. Und sie treffen auf zahlreiche Menschen, die sich abends mangels Alternativen betrinken. Teilweise wird es dann sehr lustig. Aber es sind auch immer wieder Situationen dabei, die gerade Hanna sehr unangenehm sind …

Die Gefahr lauert überall

Abgelegene Schauplätze sind ideal für düstere Filme. Vor allem im Horrorgenre wird gern auf solche Settings zurückgegriffen, ob es nun das Haunted-House-Subgenre ist oder Geschichten um provinzielle Kulte und Gottheiten. Zunächst meint man noch, dass The Royal Hotel in eine ähnliche Richtung geht, zumal es nicht wenige Beispiele gibt, in denen ein Hotel mitten im Nirgendwo zum Ort des Schreckens wird, weit entfernt von allen anderen Menschen. Shining ist auch mehr als vier Jahrzehnte später die offensichtlichste Referenz. Und doch geht der Film in eine andere Richtung. Zum einen handelt es sich bei dem Etablissement, dem Titel zum Trotz, nicht um ein Hotel, sondern einen Pub. Einen sehr heruntergekommenen Pub, bei dem es schon einen gewissen Sinn für Humor braucht, um diesen als königlich zu bezeichnen. Zum anderen finden sich erstaunlich viele Menschen dort ein.

Erstaunlich deshalb, weil um den Pub herum nichts anderes ist. Irgendwo in der Nähe muss eine Mine sein, müssen die Häuser sein, in denen die Menschen wohnen. Keines von denen wird aber jemals gezeigt, was dem Film eine leicht surreale Note gibt. Vor allem aber ist die Atmosphäre bedrohlich. Solange sich die beiden Protagonistinnen in der Großstadt verlustieren, ist die Stimmung ausgelassen. Sobald The Royal Hotel aber am titelgebenden Pub angekommen ist, wird schnell klar, dass das nicht gut ausgehen wird. Immer wieder baut Regisseurin und Co-Autorin Kitty Green Situationen ein, die auf die eine oder andere Weise beklemmend sind. Ungewöhnlich ist dabei, dass man gar nicht genau sagen kann, von wem die Gefahr ausgeht, da kommen gleich mehrere in Frage.

Ambivalent und intensiv

Diese sind durchgängig Männer. Green, die sich schon in The Assistant mit übergriffigen Männern auseinandersetzte, zeichnet hier kein besonders schmeichelhaftes Bild vom starken Geschlecht. Dabei ist vieles ambivalent. Von Dolly (Daniel Henshall) einmal abgesehen, der früh als Wolf etabliert wird, sind die Grenzen zwischen gut und böse fließend. Wenn Matty (Toby Wallace) die beiden jungen Frauen anfangs zu einer Schwimmstelle mitnehmen möchte und immer tiefer ins Outback fährt, weiß man daher gar nicht, ob es sich nicht vielleicht um eine Falle handelt. Auch Teeth (James Frecheville), der Gefühle für Liv entwickelt, ist von einer Ambivalenz gezeichnet. Er ist nicht die direkte Gefahr, wie sie bei Dolly herrscht. Tatsächlich zeigt er sich hilfsbereit, will seinem Schwarm Gutes tun. Besitzansprüche hat er jedoch ebenfalls, das Potenzial für Gewalt ist überall.

Das ist insgesamt sehr spannend. Der Thriller, der auf dem Telluride Film Festival 2023 Premiere feierte, steigert nach und nach die Intensität, man wartet nur darauf, dass der große Knall kommt. Tatsächlich werden sich später die Ereignisse auch überschlagen, die Lage gerät außer Kontrolle. Enttäuschend ist jedoch, wie schnell das am Ende dann aufgelöst wird. Hinzu kommt, dass das Verhalten der Figuren nicht immer ganz nachzuvollziehen ist. Aber auch mit diesen kleineren Mankos ist The Royal Hotel ein sehenswerter Film geworden, mit einer makellosen Atmosphäre, starken schauspielerischen Leistungen und bestechenden Bildern. Wer mal wieder in der Stimmung ist für einen Schrecken, der dem Wesen des Menschen entspringt, weniger irgendwelchen übernatürlichen Bedrohungen, findet hier einen kleinen, aber feinen Geheimtipp, bei dem es einen selbst im strahlenden Sonnenschein regelmäßig fröstelt.

Credits

OT: „The Royal Hotel“
Land: Australien
Jahr: 2023
Regie: Kitty Green
Drehbuch: Kitty Green, Oscar Redding
Vorlage: Pete Gleeson
Musik: Jed Palmer
Kamera: Michael Latham
Besetzung: Julia Garner, Jessica Henwick, Toby Wallace, Hugo Weaving, Ursula Yovich, James Frecheville, Daniel Henshall

Bilder

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The Royal Hotel
fazit
„The Royal Hotel“ besticht durch eine unheilvolle Atmosphäre, wenn zwei kanadische junge Frauen in einem abgelegenen Outback-Pub arbeiten, wo überall Gefahren drohen. Sehenswert ist das auch wegen des Ensembles und der Bilder. Das Ende überzeugt jedoch weniger, die Figuren sind auch nicht immer ganz nachzuvollziehen.
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