8. Dezember 1991: Mit der Unterzeichnung der Belavezha-Vereinbarung durch die Präsidenten Russlands, der Ukraine und Weißrusslands endet de facto die Sowjetunion. In den ersten drei Jahren der neugewonnenen Unabhängigkeit wird Belarus durch Präsident Stanislau Schuschkewitsch regiert, der allerdings bereits bei den Wahlen von 1994 gegen Aljaksandr Lukaschenka verlor. Seit nunmehr 30 Jahren regiert Lukaschenka Weißrussland als „Europas letzter Diktator“ mit eiserner Hand. Dennoch gibt es Politiker, Oppositionelle und Aktivisten, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht haben, für die Befreiung von Belarus von dieser tyrannischen Herrschaft zu kämpfen.
Politische Karriere bis zum moralischen Dilemma
Der Film This Kind of Hope begleitet einen dieser Männer, Andrei Sannikov. Beim Zerfall der Sowjetunion und der Geburtsstunde eines unabhängigen Weißrusslands war der inzwischen 69-jährige politisch maßgeblich involviert. Als Diplomat vertrat er Weißrussland in der Schweiz und war von 1992 bis 1995 vor allem federführend bei der Koordination der nuklearen Abrüstung in Belarus. Seine politische Karriere in Belarus erreichte 1996 ihren Höhepunkt, als er unter der Regierung Lukaschenkas zum stellvertretenden Außenminister aufstieg.
Allerdings war er nicht einverstanden mit dem zunehmend autokratischen Regierungsstil Lukaschenkas und quittierte deswegen seinen Posten noch im gleichen Jahr. Er verschrieb sich fortan dem Kampf für ein freies und demokratischeres Belarus. Bei der Präsidentschaftswahl 2010 trat er gegen Lukaschenka an, wurde im Nachgang der Wahl bei einer Demonstration in Minsk festgenommen und 2011 zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Nach einem Gnadengesuch wurde er im April 2012 aus der Haft entlassen und ging mit seiner Frau und seinem Sohn ins Exil nach Polen.
Zwischen politischer Überzeugung und Familienleben
This Kind of Hope zeichnet zuerst einen groben Überblick über die Geschichte Weißrusslands und begleitet dann vor allem in der ersten Hälfte die konkrete politische Karriere von Andrei Sannikov. Im Klimax des Films wird jedoch vor allem der Fokus auf Sannikovs Familiendynamik gelegt, und damit auf die Belastungen und Gefahren, welchen seine Familie durch seine Arbeit ausgesetzt ist. Andrei Sannikov ist mit der Journalistin Iryna Chalip verheiratet, sie haben einen gemeinsamen Sohn. Für den war es besonders hart, Freunde und Verwandte beim Umzug nach Polen zurückzulassen und sich in einem komplett neuen Umfeld zurechtzufinden, zusätzlich noch mitten in der Corona-Pandemie.
Andreis Liebe zu seiner Familie und speziell zu seinem Sohn wird immer wieder sehr deutlich. Es wird ebenso deutlich, dass die Entscheidung, aus Minsk wegzugehen, schwer für ihn war. Dennoch wird klar, dass dies die einzig richtige Entscheidung war, um seine Arbeit als Diplomat, der für ein freies, demokratischeres und „westlicheres“ Belarus kämpft, fortzuführen, ohne sich selbst und vor allem seine Angehörigen in akute Lebensgefahr zu bringen. Bis heute hat er dieses Ziel nicht aus den Augen verloren und verfolgt es mit unerschüttertem Optimismus, überzeugt davon, dass Belarus frei sein wird – entweder durch seine Arbeit oder durch die seiner Nachfolger.
OT: „This Kind of Hope“
Land: Schweiz, Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Pawel Siczek
Drehbuch: Pawel Siczek
Musik: David Langhard
Kamera: Pawel Siczek
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