Trunk – Locked in

Eigentlich hatte Malina (Sina Martens) gemeinsam mit ihrem Freund Enno (Artjom Gilz) eine Reise nach Südamerika antreten wollen. Aber es kommt anders. Als sie wieder zu sich kommt, merkt sie, dass sie in dem Kofferraum eines fahrenden Autos gefangen ist. Sie weiß dabei weder, wer sie dort hineingesteckt hat, noch wohin die Reise gehen soll. Zu ihrem Glück hat sie aber ihr Handy, das auch unter diesen widrigen Umständen noch funktioniert. Als sie den Notruf wählt, meldet sich am anderen Ende der Leitung eine Frau (Luise Helm), der sie panisch alles erzählt. Die verspricht auch, alles Mögliche zu tun, um Malina zu befreien. Aber das ist nicht so einfach, wenn niemand weiß, wo sie gerade steckt …

Der bekannte Notfall

Eine Frau, die entführt wurde und aus dem fahrenden Auto heraus mit der Notrufzentrale der Polizei telefoniert? Das könnte manchen bekannt vorkommen. So gab es 2013 den Thriller The Call – Leg nicht auf! mit Halle Berry, bei dem ein Mädchen am Parkplatz entführt wurde und nun im Kofferraum gefangen ist. Dann war da der dänische Genrebeitrag The Guilty von 2018, der für Furore sorgte und Jahre später ein Hollywood-Remake erhielt. Dort versuchte ein Polizist, die Anruferin aus den Händen ihres Mannes zu befreien, der sie mitgenommen hat und irgendwo mit ihr hinfährt. Jetzt gibt es mit dem Amazon Prime Video Film Trunk – Locked in einen deutschen Beitrag, der sich ebenfalls an einem solchen Szenario versucht.

Sonderlich neu ist die Geschichte damit nicht, das hat man prinzipiell alles schon gehabt. Aber deswegen ist der Film ja nicht automatisch schlecht. So gibt es hier einen Perspektivwechsel, der eine etwas andere Seherfahrung verspricht. Wo The Call ständig zwischen Szenen im Kofferraum und solchen in der Notrufzentrale wechselte, spielte The Guilty ausschließlich in der Notrufzentrale. Dort sah man also das Entführungsopfer nicht, sondern erlebte die Panik des Polizisten, der verzweifelt Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen versucht. Trunk – Locked in wiederum bleibt in dem Kofferraum, zeigt weder die sich als Elisa vorstellende Helferin noch die beiden Eltern. Dadurch verstärkt sich das Gefühl, anderen ausgeliefert und völlig allein zu sein. Orientierungspunkte gibt es ebenfalls wenige.

Wenig spannend

Das hätte ganz spannend werden können. Hilflosigkeit, in Kombination mit einem klaustrophobischen Setting? Das klang gut. Das Ergebnis ist es aber leider nicht. Ein großes Problem sind die unnatürlichen Dialoge, bei denen man von Anfang an kaum glauben mag, dass sie wirklich menschlichen Ursprungs sein sollen. Immer wieder ist nicht nachzuvollziehen, warum wer was sagt. Gerade dann, wenn der Film richtig etwas erzählen will, beispielsweise über die Beziehungen der Figuren, fällt das negativ auf. Überhaupt überzeugt das inhaltlich nicht. So versucht sich Trunk – Locked in später an einer Wendung. Aber ganz ehrlich: Die sieht man schon kilometerweit entgegenkommen, selbst mit verbundenen Augen in einem Kofferraum. Andere Punkte, die potenziell hätten interessant werden können, wurden hingegen unterwegs einfach vergessen.

Inszenatorisch sieht es etwas besser aus. Zwar kann man sich darüber streiten, ob der Blick auf Kameraaufnahmen, die Regisseur und Drehbuchautor Marc Schießer immer wieder ins Bild holt, so eine gute Idee ist. Sicher, Malina verlässt das Auto nicht, die Aufnahmen sind ein Trick, um einiges zu erzählen, ohne es in Dialoge packen zu müssen. Es macht aber auch etwas die Atmosphäre kaputt. Dafür gibt es im weiteren Verlauf einige stylische Kamerafahrten, bei denen Trunk – Locked in seine kunstvolle Seite entdeckt. Auch das passt dann eigentlich nicht zur Geschichte, sieht aber ganz schick aus. Das allein reicht aber nicht aus. Der Thriller, der auf dem Film Festival Cologne 2023 Premiere hatte, kann trotz vereinzelt vielversprechender Elemente nicht überzeugen. Spannend wird es hier trotz der brenzligen Situation nie.