Ulzana
© IcestormPROGRESS Film-Verleih/Eberhard Daßdorf

Ulzana

Ulzana
„Ulzana“ // Deutschland-Start: 10. August 2015 (DVD)

Inhalt / Kritik

Als Häuptling der Apachen hat Ulzana (Gojko Mitić) Großes geleistet. Nicht nur ist es ihm gelungen, seinen Stamm wirtschaftlich unabhängig von den Siedlern zu machen, sondern er hat es auch geschafft, mit der US-Regierung einen Waffenstillstand zu vereinbaren. Bei einem Besuch des Stammesgebiets können sich General Crook (Amza Palllea) und seine Untergebenen ein eigenes Bild von dem Wohlstand machen, für den Ulzana den Weg geebnet hat. Während Crook sehr zufrieden ist und die Pläne des Häuptlings, auch andere Stämme von seinen Reformen zu überzeugen, voranschreiten, gibt es auch viele Unzufriedene. Besonders eine Gruppe Geschäftsmänner aus Tucson, Arizona, die bislang die Stämme der Ureinwohner mit Gewehren, Alkohol und Tabak belieferte, sehen es gar nicht gern, wenn die Apachen auf einmal nicht mehr auf sie und ihre Waren angewiesen sind.

Schließlich schmieden sie gemeinsam mit Captain Burton (Rolf Hoppe) einen Plan, wie man zum einen die Wirtschaft der Apachen nachhaltig zum Erliegen bringen kann und sich zum anderen ihres Häuptlings entledigen kann. Als Crook unter einem Vorwand nach Washington beordert wird, beginnt Burton mit der Durchführung des Planes, sodass Ulzana bei einem Attentat schwer verwundet wird und nur knapp überlebt. In seiner Abwesenheit sollen die Apachen umgesiedelt werden, jedoch will sich Ulzana nicht kampflos ergeben.

Die Gemeinschaft der Apachen

Für die Filmindustrie der DDR gehörte Regisseur Gottfried Kolditz mit zu den kommerziell erfolgreichsten Filmemachern, auch wenn seine Western und Science-fiction-Filme immer etwas abfällig als „Unterhaltungsfilme“ seitens der Kulturpolitik des Landes gesehen wurden. Insbesondere die „Indianerfilme“, die als Antwort auf die Karl May-Verfilmungen gesehen wurden, müssen hierbei erwähnt werden, denn Titel wie Apachen oder Ulzana geben eben jenen eine Stimme, die im US-amerikanischen Western immer ein Nischendasein geführt haben, nämlich den Ureinwohnern. So kann man Ulzana zwar als ein Spiegelbild der Ideologie der DDR betrachten, doch andererseits sind viele der Fakten, auf denen der Film basiert, nicht zu ignorieren und verleihen dem Western eine gewisse Aktualität.

Dies fängt schon beim Narrativ der Ureinwohner als die Wilden, was man in vielen US-Western wiederfindet, an. Zwar gab es durchaus Bestrebungen seitens Filmemacher wie Arthur Penn oder  Ralph Nelson, dieses Muster zu korrigieren, doch waren dies nur Momentaufnahmen, die teils auch kommerziell oder gar kritisch ignoriert wurden. Anders als die Karl May-Filme, die mit dem Häuptling Winnetou ein positiv besetzte Heldenfigur in den Vordergrund stellten, ist der von Gojko Mitić gespielte Ulzana ein ganz anderer Heldentypus. Ähnlich wie der von Pierre Brice gespielte Winnetou begegnet er dem „weißen Mann“ auf Augenhöhe, jedoch nicht auf Basis einer Freundschaft, sondern durch einen unmissverständlichen Stolz auf die eigene Kultur sowie die Errungenschaften der Apachen.

Die Apachen werden von der ersten Minute an nicht nur als ebenbürtig gezeigt, denn vor allem in moralischer Sicht sind sie weitaus positiver belegt, wenn man die Szenen der Kameradschaft berücksichtigt. Wenn man dann noch sieht, dass die von Renate Blume gespielte Leona die Gemeinschaft der Apachen die der weißen Siedler vorzieht, komplettiert dies das Bild der überlegenen Apachen, die ihre Ideologie nun in andere Stämme bringen wollen und zugleich attraktiv für jene geworden sind, welche bei den Siedlern nicht willkommen sind.

Inszenatorische Mängel, überraschende Aktualität

Das von Kolditz und Mitić geschriebene Drehbuch bezieht sich auf teils überlieferte Tatsachen, dennoch ist die Inszenierung, wie bei den Karl May-Filmen, sehr naiv. Die Idealisierung der Ureinwohner mag zwar in das Bild einer Ideologie wie die der DDR passen, ist aber ebenso löchrig wie die, Siedler als Bösewichte darzustellen. Insgesamt macht es sich Koldlitz etwas zu einfach, auch bei der Struktur seines Westerns, dessen Agenda ebenso transparent ist wie dessen Ausgang. Da kann Gojko Mitić mit noch so viel Charisma spielen, sein Held ist und bleibt eine Märchenfigur, die zudem noch recht eindimensional bleibt. Ulzana bleibt ein Protagonist ohne viele Ecken und Kanten und hinterlässt wenig Eindruck beim Zuschauer, was schade ist. Das Bild der Ureinwohner, was Ulzana zeichnet, ist nämlich gerade in der Filmlandschaft der Moderne, die Feindbilder und Helden neu denkt, durchaus interessant.

Credits

OT: „Ulzana“
Land: DDR
Jahr: 1974
Regie: Gottfried Kolditz
Drehbuch: Gottfried Kolditz, Gojko Mitić
Musik: Karl-Ernst Sasse
Kamera: Helmut Bergmann
Besetzung: Gojko Mitić, Renate Blume, Colea Răutu, Dorel Iacobescu, Rolf Hoppe, Amza Pallea

Bilder

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Ulzana
fazit
„Ulzana“ ist ein Western mit einer sehr transparenten Ideologie, der zudem an einigen inszenatorischen und narrativen Mankos leidet. Gottfried Kolditz’ Western hat aber durchaus interessante Ansätze, die ihn modern machen, weshalb sich die Sichtung in jedem Fall lohnt.
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