Unter anderen Umständen: Dominiks Geheimnis

Als der 15-jährige Dominik Wiesner (Levi Kirchhoff) spurlos verschwindet, sind seine Eltern Rosalie (Katrin Wichmann) und Henning (Jean-Luc Bubert) ratlos. Was könnte nur mit ihm geschehen sein? Jana Winter (Natalia Wörner) und Matthias Hamm (Ralph Herforth) gehen der Sache nach, finden aber keine Spur. Die Ermittlungen an der Schule, zu der auch Winters Sohn Leo (Jacob-Lee Seeliger) geht, führen ebenfalls zu nichts. Niemand weiß etwas. Es interessiert aber auch niemanden, was mit dem Außenseiter passiert ist. Dennoch wird die Suche fortgesetzt, bis es zu einer überraschenden Wendung kommt, die noch einmal alles in einem anderen Licht erscheinen lässt …

Krimi mit hohen eigenen Ansprüchen

Eigentlich war Unter anderen Umständen eine recht sichere Bank fürs ZDF gewesen. Natürlich gab es auch dort Schwankungen im Laufe der Zeit. Seit 2018 lagen die Zuschauerzahlen aber doch ziemlich konsequent bei rund 7,5 Millionen. Umso länger dürften die Gesichter gewesen sein, als diese bei Mütter und Söhne auf nicht einmal mehr 5,5 Millionen absackten. Unglücklicher Ausrutscher oder doch Ausdruck einer gewissen Müdigkeit? Zumindest fiel die Enttäuschung mit einer auch qualitativen zusammen. Die Geschichte um einen toten Miethai litt unter einem schwachen Drehbuch. Ob der neue Film Dominiks Geheimnis im Hinblick auf die Quote wieder zu alter Stärke zurückfinden wird, bleibt abzuwarten. Besser ist er aber nicht geworden.

Eigentlich bietet der 22. Teil des 2006 gestarteten Dauerbrenners dabei einiges an Stoff. Beispielsweise geht es um den Umgang mit Außenseitern, wenn sich an der Schule niemand dafür interessiert, was mit ihm geschehen ist. Homophobie spielt ebenso eine Rolle wie Gewalt in der Familie. Es wird vor Räubern im Internet gewarnt. Und dann wäre da noch der Nebenstrang rund um Jana Winter, die auf einmal große Probleme mit ihrem Sohn hat. Drehbuchautorin Zora Holt, die schon mehrfach für die Reihe geschrieben hat, wollte wohl richtig viel in Unter anderen Umständen: Dominiks Geheimnis hineinpacken. Der Anspruch, dabei gesellschaftlich relevant zu sein, war offensichtlich hoch. Der Film sollte mehr bieten als bloße Unterhaltung.

Willkürlich bis albern

Grundsätzlich ist dagegen nichts einzuwenden. Allerdings braucht es viel Fingerspitzengefühl, um eine Balance aus all diesen Elementen herzustellen. Und eben das fehlt hier. Der Film hat mehr von einer Checkliste, die abgearbeitet wurde. Da werden in Unter anderen Umständen: Dominiks Geheimnis willkürlich Themen zusammengeworfen, ein Gewicht auf das andere gelegt, bis das unter der eigenen Last zusammenkracht. So wichtig es ist, auf Diskriminierung hinzuweisen oder auch darauf, dass die Menschen zu wenig auf andere achten, sollte das auf eine Weise erzählt werden, die auch natürlich wirkt. Trotz einer routiniert und überzeugend auftretenden Natalia Wörner, die immer wieder ihr schauspielerisches Talent demonstriert, das ist einfach alles zu konstruiert und überzogen.

Leider überzeugt der Krimi an sich ebenso wenig. Nicht nur dass da vieles keinen wirklichen Sinn ergibt, die Figuren sich willkürlich verhalten und die Auflösung mehr Fragen aufwirft als sie beantwortet. Die Ermittlungen sind ebenso flatterhaft. Da fallen entscheidende Hinweise einfach vor die Füße, die Rückschlüsse daraus kommen ebenfalls aus dem Nichts. Die Sache mit einem Namen, der eine wichtige Rolle spielt, grenzt zudem an Betrug. Und wenn der Film dann zum Ende hin noch einmal ganz dramatisch werden will, darf man sich endgültig veralbert vorkommen und fragen, ob das eine Komödie hätte sein sollen. Das ist schade, weil Unter anderen Umständen: Dominiks Geheimnis eben eigentlich gute Elemente hat, inhaltlich wie schauspielerisch. Es fehlt aber erneut ein gutes Drehbuch, das es versteht, das alles zusammenzubringen.