Als sie einem Schusswechsel auf den Grund gehen, finden die Brüder Pedro und Demián (Ezequiel Rodríguez und Demián Salomon) die verstümmelte Leiche eines Mannes. Zunächst vermuten sie den Angriff eines Tieres, jedoch ist die Angelegenheit weitaus komplizierter, denn in einem nahen Farmhaus finden sie heraus, dass einer der Bewohner ein „Rotten“ geworden ist. Der junge Mann ist von einem ungeborenen Dämon besessen und das schon seit einer ganzen Weile, doch auf die Hilferufe seiner Mutter kam niemand. Der Landbesitzer Ruiz (Luis Ziembrowski), für den die Brüder arbeiten, wird zur Hilfe gerufen, aber seine Idee, den armen Mann umzubringen, wird von allen Seiten abgelehnt, da dies den Dämon aus seinem Wirtskörper befreien würde und nur noch mehr Chaos nach sich ziehen würde. So beschließen die drei, ihn einfach auf einen Laster zu laden und irgendwo weiter weg abzuladen, sodass der „Rotten“ das Problem von jemand anderem wird.
Dämonenhorror einmal anders
Seit William Friedkins Der Exorzist kennen Zuschauer die Konventionen von Horrorfilmen, die sich mit Besessenheit und Dämonen befassen zur Genüge, denn gefühlt dauert es keine zwei Monate bevor nicht der nächste Film die erzählerischen und ästhetischen Klischees des Sub-Genres bedient. Dass der Argentinier Demián Rugna Horror anders denkt, hat er bereits mit seinem Film Terrified bewiesen, der auf Festivals mehrfach ausgezeichnet und von der Kritik hochgelobt wurde. In When Evil Lurks, der in Deutschland im Rahmen der Fantasy Filmfest White Nights zu sehen ist, widmet er sich Themen wie Besessenheit, aber, wie schon erwähnt, etwas anders, als man es erwarten würde. Neben Aspekten wie den Effekten ist der Film vor allem erzählerisch interessant, da er zeigt, wie Menschen Probleme ignorieren oder noch schlimmer machen durch ihr Handeln.
Wer Rugnas Terrified kennt, wird wissen, dass Effekte eine Seite der Filme des Argentiniers sind. Auch When Evil Lurks geizt nicht mit einigen sehr drastischen Szenen, in denen das Ausmaß der Eskalation nach der Befreiung des Dämons ersichtlich wird. Nicht nur kann wirklich jeder zu einem Besessenen werden, es ist auch niemand sicher, denn auch Kinder und Tiere fallen der Wut des bösen Geistes zum Opfer, der bereits nach wenigen Stunden heilloses Chaos in der Gemeinde, in der die Handlung spielt, verursacht hat. Rugna verzichtet dabei auf jegliche Exposition im klassischen Sinne, denn die „Rotten“ sind bereits bestens bekannt (und gefürchtet) bei den Charakteren, was der Handlung eine interessante Dynamik gibt. Die Eskalation, die kommt, wenn man den Dämon befreit, ist bekannt und man weiß eigentlich auch, wie man ihr begegnet. Da ein entschiedenes Handeln ausbleibt, führt dies jedoch zum zweiten Aspekt, der When Evil Lurks auszeichnet.
Das Problem beiseite schaffen
In seinem neuen Spielfilm erzählt Rugna von der erstaunlichen Eigenschaft der Menschen, zu vergessen und zu verdrängen. Insbesondere die Reichen, in diesem Falle der Landbesitzer, wollen viel lieber das Problem weiterreichen, wenn er es schon nicht mit roher Gewalt beseitigen kann. Später wollen die Brüder es ebenso immer wieder auf eine einfache Tour versuchen, und spielen dem Dämon damit genau in die Hände. Ezequiel Rodríguez spielt dabei einen zunehmend tragischen Helden, der sich als Beschützer seiner Familie beweisen will, aber es eigentlich immer schlimmer macht und so noch mehr Unheil über die Menschen, die ihm lieb sind oder helfen wollen, bringt. Die Suche nach einfachen und schnellen Lösungen missachtet das Problem an sich, weil man nicht bereit ist zuzuhören, besonnen zu handeln oder überhaupt eine seiner Aktionen infrage zu stellen. Der Horror in When Evil Lurks liegt in der Frage, wie weit man gehen muss, bis man endlich so weit ist, sich einzugestehen, dass man falsch liegt. Vielleicht ist es aber dann schon zu spät und das Böse hat die Oberhand gewonnen.
OT: „Cuando acecha la maldad“
Land: Argentinien, USA
Jahr: 2023
Regie: Demián Rugna
Drehbuch: Demián Rugna
Musik: Pablo Fuu
Kamera: Mariano Suárez
Besetzung: Ezequiel Rodríguez, Demián Salomon, Silvia Sabater, Luis Ziembrowski, Marcelo Michinaux
Toronto International Film Festival 2023
Sitges 2023
Fantasy Filmfest White Nights 2024
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