Es ist ein schlimmer Verdacht, den Jochen Mohn (Stefan Rudolf), Leiter der Passauer Kriminalpolizei, da hat. Er vermutet, dass der Anwalt Jürgen Ritter (Peter Fieseler), der neue Lebensgefährte seiner Ex-Frau Monique (Davina Donaldson), in kriminelle Machenschaften verwickelt ist. Doch was tun? Da er nicht selbst ermitteln kann, bittet er Frederike Bader (Marie Leuenberger) um Hilfe, die er noch aus seiner Zeit beim Zeugenschutz kennt. Diese lässt sich darauf ein und beginnt, unterstützt von dem Privatdetektiv Ferdinand Zankl (Michael Ostrowski), den für eine Investmentgesellschaft tätigen Anwalt zu beschatten. Zu dem Zweck geht sie sogar ins Kloster, wo er eine Auszeit verbringt. Bald nimmt die Geschichte jedoch eine unerwartete Wendung …
Rückkehr des ungleichen Duos
Bei Ein Krimi aus Passau muss man immer ein bisschen mehr Geduld haben. Wo die meisten anderen Krimireihen der öffentlich-rechtlichen Sender mindestens jährlich fortgesetzt werden, gerne sogar mehrfach pro Jahr, dauert es hier etwas länger. So vergingen anderthalb Jahre zwischen den ersten beiden Auftritten des ungleichen Ermittlerpaars im Herbst 2020 und den folgenden zwei. Dieses Mal war es sogar ein bisschen mehr. Seit Zu jung zu sterben und Der Fluss ist sein Grab sind immerhin knapp 21 Monate vergangen. Da dürften manche vergessen haben, dass es diese Reihe überhaupt gibt. Dafür gibt es erneut gleich zwei Teile hintereinander. Zum Auftakt wartet auf Fans Zeit zu beten. Eine Woche drauf geht es mit Gier nach Gold nahtlos weiter.
Längere Wartezeiten können problematisch sein, wenn Filme aufeinander aufbauen. Hier ist das ein bisschen gemischt. Grundsätzlich ist der neue Fall zwar selbständig, man muss die vorangegangenen vier Teile nicht zwangsläufig kennen. Der fünfte Teil der ARD-Krimireihe baut nicht direkt auf den vorherigen Ereignissen auf. Allerdings sollte man zumindest mit der grundsätzlichen Situation der Hauptfigur vertraut sein, die im Rahmen eines Zeugenschutzprogramms untergetaucht ist. So setzt Zeit zu beten. Ein Krimi aus Passau die Kenntnis voraus, um die zwischenmenschlichen Verhältnisse besser einschätzen zu können. Das betrifft sowohl Mohn, dem Bader viel verdankt, aber auch Zankl, der nun mehr oder weniger offiziell der Geschäftspartner der ehemaligen Polizistin ist.
Zwischen Spaß und Ernst
Gerade das Zwischenspiel des ungleichen Duos trägt dann auch maßgeblich zur Unterhaltung bei. Es macht schon Spaß dabei zuzusehen, wie sie den Ermittlungen nachgehen. Der komödienerfahrene Michael Ostrowski bringt auch eine gewisse Leichtigkeit ins Geschehen, ebenso das Setting des Klosters. Um eine Komödie handelt es sich aber nicht. Es wird im Gegenteil im weiteren Verlauf von Zeit zu beten. Ein Krimi aus Passau sogar ziemlich ernst und brenzlig. Zu rätseln gibt es dabei zwar weniger. Man bekommt früh zu sehen, wer da auf der Seite des Bösen tätig ist und worum es so geht. Der Film wird mehr zu einem Thriller mit Katz-und-Maus-Elementen, wie es schon vorher bei Der Fluss ist sein Grab der Fall war. Das Szenario dort war jedoch perfider.
Dafür ist der neue Film insgesamt besser. Zumindest hin und wieder ist das ganz spannend. An die Glaubwürdigkeit darf man hingegen keine größeren Ansprüche haben. Da sind immer mal wieder Szenen, bei denen man großzügiger sein muss, auch bei einem Showdown später ergibt das nicht so wahnsinnig viel Sinn. In der Summe ist Zeit zu beten. Ein Krimi aus Passau solide. Wer sich die letzten beiden Donnerstage über Nord bei Nordwest: Der doppelte Lothar bzw. Nord bei Nordwest: Die letzte Fähre aufgeregt hat, die mit kuriosen Experimenten ihr Publikum nervten, könnte beim traditionelleren Krimi hier wieder auf seine Kosten kommen. Das gut aufgelegte Duo sowie stimmungsvolle Settings gleichen die teilweise mit vielen Klischees arbeitende Geschichte wieder wett.
OT: „Zeit zu beten. Ein Krimi aus Passau“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Johanna Moder
Drehbuch: Michael Vershinin
Musik: Manu Kurz
Kamera: Robert Oberrainer
Besetzung: Marie Leuenberger, Michael Ostrowski, Nadja Sabersky, Stefan Rudolf, Peter Fieseler, Davina Donaldson, Till Wonka, Mara Widmann, Bettina Mittendorfer, Alexander Gaida, Benjamin Chukwuani
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