Eigentlich wollte Sarah Tobias (Jodie Foster) nur ein bisschen Spaß haben, nachdem sie sich mal wieder mit ihrem Freund gestritten hatte. Also geht sie in die Kneipe, wo ihre Freundin Sally Fraser (Ann Hearn) bedient. Dort trinkt sie ein wenig, kifft, flirtet mit einigen Männern, um abschalten zu können. Doch die Situation gerät außer Kontrolle: Nacheinander wird sie von drei der Gäste vergewaltigt, während die Menge drumherum steht und lauthals grölt. Erst nach einiger Zeit gelingt es ihr sich zu befreien und Hilfe zu holen. Im Krankenhaus lässt sie ihre zahlreichen Verletzungen verarzten. Dort trifft sie auch die Staatsanwältin Kathryn Murphy (Kelly McGillis), die sich ihres Falles annimmt. Einfach ist das nicht, denn von den Leuten aus der Kneipe will niemand reden …
Vergewaltigungen und die Frage nach Gerechtigkeit
Wie oft Frauen vergewaltigt werden, ist praktisch unmöglich festzustellen. Nicht nur, dass viele Fälle erst gar nicht angezeigt werden, sei es beispielsweise aus Scham oder Angst. Selbst wenn ein solcher Fall mal vor Gericht landet, ist nicht gesagt, dass am Ende auch ein Schuldspruch steht. Schließlich sind Vergewaltigungen oft schwierig zu beweisen. Immer wieder wird diese Problematik in Filmen thematisiert. Eines der berühmtesten Beispiele ist sicherlich Angeklagt von 1988. Das Drama um eine Frau, deren Kneipenbesuch in einem Alptraum endete, war an den Kinokassen in Relation zum Budget ziemlich erfolgreich. Es bedeutete zudem den endgültigen Durchbruch für Jodie Foster, die hierfür einen Oscar als beste Hauptdarstellerin erhielt, nachdem sie zwölf Jahre zuvor als Kind schon einmal im Rennen war. Damals ging es um ihre Nebenrolle in Taxi Driver.
Ihre Leistung ist dann auch einer der besten Gründe, warum man sich den Film anschauen kann. So ist Sarah zwar definitiv ein Opfer, ihr wird in vielerlei Hinsicht großes Übel angetan. Das bedeutet aber nicht, dass sie deswegen eine engelsgleiche Identifikationsfigur ist. Die Protagonistin ist nicht unbedingt sympathisch. Hinzu kommt, dass sie selbst mit den Männern geflirtet hat und davon sprach, mit einem von ihnen ins Bett zu gehen. Angeklagt zeigt auf, wie schnell eine Situation eskalieren kann. Was harmlos beginnt, entwickelt eine gefährliche Dynamik, bis sie sich nicht mehr kontrollieren lässt. Maßgeblichen Anteil daran haben die anderen Männer. Jahrzehnte, bevor toxische Männlichkeit zu einem allgegenwärtigen Schlagwort wurde, wird hier ein anschauliches und erschreckendes Beispiel gegeben.
Eindrucksvoll mit inhaltlichen Schwächen
Anders als Sie sagt. Er sagt., das nicht verraten wollte, ob die Vergewaltigung stattgefunden hat oder nicht, gibt es hier nie einen Zweifel. Die eigentliche Szene wird zwar erst sehr spät gezeigt. Der Film beginnt aber damit, dass ein junger Mann bei der Polizei anruft und den Vorfall meldet und die junge Frau schreiend auf die Straße läuft. Die Sache mit dem Anruf ist dabei einer der Schwachpunkte des Films, da Angeklagt hier sehr widersprüchlich ist. Auch andere Stellen muss man nicht unbedingt nachvollziehen können. So ganz durchdacht ist das nicht immer, was Autor Tom Topor, der sonst viel im Theaterbereich arbeitete, da ins Drehbuch gepackt hat. Da war die Emotionalität offensichtlich wichtiger als ein glaubwürdiges, konsequentes Verhalten.
Sehenswert ist das Drama aber ohne Zweifel. Es ist auch mehr als 35 Jahre später noch immer erschreckend aktuell. Gerade der Versuch einer Täter-Opfer-Umkehr kommt einem irgendwie bekannt vor, wenn Faktoren wie Sallys Kleidung eine Rolle gespielt haben sollen. Die Art und Weise, wie über sie hergefallen wird, darf einen ebenso anwidern wie die aufmunternden Kommentare der beistehenden Männer. Da sieht man dann auch darüber hinweg, dass Angeklagt letztendlich wenig Überraschungen bereithält, die Täter völlig undifferenziert sind und die Umsetzung durch Regisseur Jonathan Kaplan sehr konventionell ist. Der von einem realen Fall einer Gruppenvergewaltigung inspirierte Film geht einem noch immer nahe.
OT: „The Accused“
Land: USA
Jahr: 1988
Regie: Jonathan Kaplan
Drehbuch: Tom Topor
Musik: Brad Fiedel
Kamera: Ralf Bode
Besetzung: Jodie Foster, Kelly McGillis, Leo Rossi, Ann Hearn, Steve Antin, Tom O’Brien, Bernie Coulson
https://www.youtube.com/watch?v=W3r6mgJlXY8
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1989 | Beste Hauptdarstellerin | Jodie Foster | Sieg |
Berlinale | 1989 | Goldener Bär | nominiert | |
BAFTA | 1990 | Beste Hauptdarstellerin | Jodie Foster | nominiert |
Golden Globes | 1989 | Beste Hauptdarstellerin (Drama) | Jodie Foster | Sieg |
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)