Zurück in ihrer alten Heimat Glasgow übernimmt Detective Inspector Annika Strandhed (Nicola Walker) eine ebenso wichtige wie schwierige Aufgabe: Sie soll die neue Leiterin der Marine-Mordkommission der schottischen Polizei sein und gemeinsam mit ihrem Team Verbrechen in den schottischen Gewässern aufklären. An Fällen mangelt es ihr dabei nicht. So wird in einem Fluss ein Mann mit einer Harpune im Kopf gefunden. Aber wer könnte es auf ihn abgesehen haben und dabei zu einer derart ungewöhnlichen Waffe greifen? Für Strandhed bedeutet das, dass sie sich früh beweisen muss. Einfach ist das nicht, zumal es im Team zunächst etwas knirscht. So ganz kommen die anderen mit ihrer Art zunächst nicht zurecht, sie selbst weiß auch noch nicht, ob das mit der Führungsposition das richtige für sie ist. Und dann wären da die Konflikte mit ihrer Tochter Morgan (Silvie Furneaux) …
Spurensuche im Wasser
Eigentlich ist das ZDF ja ganz gut ausgelastet mit der Produktion eigener Krimititel, seien diese nun im Filmformat oder als einstündige Serienfolgen. Dennoch lizensiert der Sender immer mal wieder ausländische Titel. Neben diversen skandinavischen Produktionen finden sich so am Sonntagabend bevorzugt Serien aus dem Vereinigten Königreich und Irland. Das bekannteste Beispiel ist dabei zweifelsfrei das englische Urgestein Inspector Barnaby, das es auf weit mehr als 100 Filme bringt. Aus Irland wiederum kam Harry Wild: Mörderjagd in Dublin. Nun steht mit Annika: Mord an Schottlands Küste – der Titel verrät es bereits – ein Ausflug nach Schottland an, wo nicht minder eifrig gemordet wird als in den anderen.
Die eigentliche Besonderheit im Hinblick auf den Schauplatz betrifft dabei weniger die Nationalität. Spannender ist, dass die Morde immer in irgendwelchen Gewässern stattfinden, wir es also mit einer Art Küstenpolizei zu tun haben. In der ersten von sechs Folgen wird der Tote in einem Fluss gefunden. Später stehen unter anderem ein See und die Docks auf dem Programm. Immer wieder ist man deswegen in Annika: Mord an Schottlands Küste im Boot unterwegs, was zumindest bei einer europäischen Produktion Seltenheitswert hat. Optisch hebt sich die Serie da schon von der zahlreichen Konkurrenz ab.
Blick in die Vergangenheit
Eine weitere Besonderheit betrifft eine Eigenart von Strandhed. Die redet nicht nur wiederholt in die Kamera und durchbricht damit die Vierte Wand. Sie hat vor allem auch einen Fimmel für alte Geschichten. So nimmt sie in der ersten Folge Bezug auf den Roman-Klassiker Moby Dick später werden irgendwelche Sagen und Mythen thematisiert. Mit den eigentlichen Fällen hat das alles dann nur bedingt zu tun, weshalb das oft etwas erzwungen wirkt. Zumindest hilft es aber dabei, der Protagonistin und damit auch der Serie selbst ein wenig mehr Kontur zu verleihen. Annika: Mord an Schottlands Küste versucht also durchaus, sich in dem überlaufenen Geschäftsfeld des Fernsehkrimis eigene Akzente zu setzen und auf sich aufmerksam zu machen. Bei anderen Punkten ist das weniger der Fall, gerade im zwischenmenschlichen Bereich kommt einem vieles bekannt vor.
Die erste Staffel ist in der Summe ganz ordentlich geworden. Ob es die auf einer Radioserie basierende TV-Produktion unbedingt im deutschen Fernsehen gebraucht hätte, darüber kann man sich zwar streiten. Die kurze Laufzeit der Folgen – 47 Minuten – erlaubt keine übermäßig große Komplexität. Dafür sind die kurzweilig und man muss sich nicht über Willkürlichkeit ärgern. Im Gegensatz zu diversen deutschen Krimiserien ist das alles auch recht ausgewogen, die Zeit wird gut genutzt, ohne zu stolpern. Das heimische Publikum sah das wohl auch so und bescherte Annika: Mord an Schottlands Küste so gute Einschaltquoten, dass bereits eine zweite Staffel folgte und diese vergangenen Herbst im Vereinigten Königreich und in den USA ausgestrahlt wurde.
OT: „Annika“
Land: UK
Jahr: 2021
Regie: Philip John, Fiona Walton
Drehbuch: Nick Walker, Lucia Haynes, Frances Poet
Musik: Dot Allison, Anton Newcombe
Kamera: Nic Lawson
Besetzung: Nicola Walker, Jamie Sives, Katie Leung, Ukweli Roach, Silvie Furneaux
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