Aus der Animationsserie Avatar – Der Herr der Elemente wurde schnell ein Franchise. Nachdem bis Ende 2006 die ersten beiden Staffeln – Bücher genannt – ausgestrahlt waren, kam im Februar 2007 das erste Videospiel auf den Markt. Dass es gleich auf acht Plattformen erschien und sogar ein Launch-Titel für die Wii war, zeugt von der Popularität der Serie und wie viel sich von einer Erweiterung des Franchises versprochen wurde. Es stand aber auch zu befürchten, dass es sich bei dem Spiel um einen hingeschluderten Lizenz-Cashgrab handelt. So oder so sollte es nicht das letzte werden, 65 gibt es bis heute insgesamt (13 für Konsolen und PC, 50 Onlinespiele, 2 Mobile Games), die entweder direkt dazugehören oder wichtige Charaktere aus der Serie beinhalten; ein weiteres soll 2025 erscheinen.
Ein Spiel in vielen Versionen
Die PC-Version des gleichnamigen Spiels unterscheidet sich am meisten von den anderen, da dort eine komplett andere Story erzählt wird, die auf Buch 1: Wasser basiert. Ansonsten wird eine neue Geschichte erzählt, die zwischen Buch 1 und Buch 2: Erde stattfindet, vor allem zu Anfang aber eher wie eine Variation von Buch 1 wirkt. Die Handheld-Versionen weichen von den restlichen fünf in einigen plattformbedingten Aspekten ab. Bei der Wii-Version wiederum muss der Spieler in bestimmten Situationen ein Kalligraphie-Minigame mit der Wii-Fernbedienung absolvieren, während es in den restlichen rhythmusbasiert ist. Auch beim Combat kommt der Umgang mit der Fernbedienung zum Einsatz. Die unterschiedlichen Versionen mögen verglichen miteinander alle ihre Vor- und Nachteile haben. Besteht prinzipielles Interesse am Spiel, sollte es daher schlicht für die Plattform besorgt werden, mit der sich der Spieler am wohlsten fühlt. Getestet wurde hier die PS2-Variante.
Ein erster Indizienbeweis, der gegen die Lizenz-Cashgrab-Hypothese spricht, ist das Genre des Spiels. Wenn jemand ein Franchise dazu benutzt, ein uninspiriertes Game auf den Markt zu werfen, handelt es sich dabei doch recht häufig um einen Plattformer. Ein Action-Rollenspiel, wie Avatar – Der Herr der Elemente eines ist, gibt es da deutlich seltener. Da muss die Beweisführung aber leider fast schon wieder aufhören. Während es sich hier zwar tatsächlich nicht um reinen Lizenzmüll handelt, lässt das Spiel doch schon sehr zu wünschen übrig.
Unausgegorene Kämpfe
Die Grafik ist für ein PS2-Spiel sicher in Ordnung (die Treppen einmal ausgenommen, die einfach wie Rampen mit aufgemalten Linien aussehen). Das Sounddesign hingegen ist richtig misslungen. Außerhalb von Cutscenes ist es viel zu ruhig. Das bisschen Musik, was es gibt, ist überaus generisch. Dass Aang sich während Kämpfen immer einmal wieder zu Wort meldet, kann auf Dauer ganz schön nervig sein, vor allem weil seine Sätze oft unpassend sind. Die Dialoge mit NPCs finden fast ausschließlich über Texteinblendungen statt, hier und da sagt der jeweilige Gesprächspartner zwar auch etwas, das deckt sich aber nie mit dem, was auf dem Bildschirm steht, ist manchmal sogar kontextueller Unsinn. Von den Cutscenes gibt es sowieso eher wenige, außerdem bereichern sie das Spiel kaum. Lippensynchron sehen sie auch nicht immer aus.
Apropos Kämpfe, die meisten davon sind ziemlich langweilig. Früher oder später wird wohl jeder Spieler dazu übergehen, einfach an den normalen Gegnern vorbeizurennen wo es möglich ist, statt X oder R1 und X zu spammen. Da die meisten Gegner nach einer Weile respawnen, lässt sich gerade zu Beginn einiges an Erfahrung farmen, aber notwendig ist das nicht. Die Bosskämpfe wiederum sind deutlich härter und nerviger. Sonderlich ausbalanciert ist das alles nicht unbedingt.
Höchstens für Fans
Fans der Animationsserie mögen dem Spiel etwas abgewinnen können, wer jedoch nicht mit ihr vertraut ist, verpasst hier gar nichts. Es gibt vier spielbare Charaktere, wobei mit Aang begonnen wird. Sokka, Katara und Haru müssen nach und nach freigeschaltet werden. Warum Haru? Das wird im Laufe des Spiels zwar klar, aber da hätte die Wahl sicher auf jemand Passenderen fallen können. Es gibt übrigens noch einen fünften spielbaren Charakter, der sogar noch vor Sokka automatisch im Spielverlauf freigeschaltet wird: Momo, Aangs fliegender Lemur. Mit ihm lassen sich versteckte Gegendstände finden. Außerhalb von Quests, bei denen das nötig war, wurde sich hier aber nicht weiter damit aufgehalten, so nützlich oder spaßig ist das dann auch wieder nicht.
Die deutsche Übersetzung ist im Großen und Ganzen erträglich, vor allem kann sich dabei aber der Spaß gemacht werden, herumzurätseln, was „Du hast alle Satz Gegenstände in diesem Kapitel gefunden!“ wohl im Original heißt.
OT: „Avatar: The Last Airbender“
IT: „Avatar: The Legend of Aang“
Land: USA
Jahr: 2007
Design: Mark Grossman, Jeremy Hamilton, Mihajlo Naumovic, Tony O’Dempsey, Matt Ota, Gerald Poon, Trevor Smith, Rahni Tucker, Paul Twomey, Scott West
Music: Daniel Fournier
Vorlage: Michael Dante DiMartino, Bryan Konietzko
Publisher: THQ
Entwickler: THQ Studio Australia, Tose (DS, PSP), Halfbrick (GBA)
Plattform: Game Boy Advance, GameCube, Nintendo DS, PlayStation 2, PlayStation Portable, Xbox, Wii, Windows
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