Code 8 – Teil II

Nachdem Connor (Robbie Amell) seine Strafe wegen der schweren Raubüberfälle verbüßt hat, will er ein neues Leben anfangen, einfach und ohne Schwierigkeiten. Wenn es nach ihm ginge, hätte er auch keinen Kontakt mehr zu Garrett (Stephen Amell), der ihn seinerzeit zu den ganzen Straftaten überredet hatte. Der Traum vom redlichen Dasein hat aber ein vorzeitiges Ende, als er die 14-jährige Pavani (Sirena Gulamgaus) kennenlernt, die wie er zu der Minderheit gehört, die über besondere Fähigkeiten verfügt. Das wiederum macht sie zur Zielscheibe des korrupten Polizisten Sergeant King (Alex Mallari Jr.), der mit seinen Roboterhunden Jagd auf sie macht. Connor beschließt, dem Mädchen zu helfen. Doch dafür muss er sich ausgerechnet an die wenden, von denen er sich lossagen wollte …

Überraschende Fortsetzung des Sci-Fi-Actionfilms

Eines muss man Jeff Chan ja lassen: Er ist hartnäckig. Schon 2016 erzählte er in seinem Kurzfilm Code 8 von einer Welt, in der manche Menschen über besondere Kräfte verfügen, dafür aber ausgegrenzt werden und ein Leben in Armut führen. 2019 baute er zusammen mit seinem Co-Autor Chris Paré die Geschichte zu einem gleichnamigen Spielfilm aus. Aus dem zehnminütigen Szenario wurde ein ausgewachsener Action-Science-Fiction-Thriller, der auch durch eine Crowdfunding-Kampagne wahr wurde. Das Ergebnis war auf Festivals zu sehen, wurde bei uns auf DVD veröffentlicht. Ein bisschen Aufmerksamkeit erhielt der Genrebeitrag also schon. Dennoch ist es etwas überraschend, dass Jahre später mit Code 8 – Teil II noch eine Fortsetzung erscheint – diesmal direkt auf Netflix.

Die Veröffentlichungspolitik ist etwas kurios, umso mehr, da der erste Teil überhaupt nicht auf dem Streamingportal verfügbar ist. Andererseits braucht man nicht zwangsläufig Vorkenntnisse, um hier folgen zu können. Das grundsätzliche Szenario um die besonders begabten und besonders unterdrückten vier Prozent der Menschheit, die über solche Gaben verfügen, wird am Anfang durch eine Texteinblendung vermittelt. Das schwierige Verhältnis zwischen Connor und Garrett, deren Schauspieler Robbie und Stephen Amell im wahren Leben Cousins sind, erschließt sich nach einiger Zeit. Zumal Code 8 – Teil II das Mädchen Pavani in den Mittelpunkt stellt und damit eine Figur, die ganz neu ist. Dafür braucht es die vorangegangene Geschichte nicht unbedingt.

Nicht sonderlich interessant

Wobei Letztere durchaus ihre Momente hatte: Der Protagonist musste Verbrechen begehen, um seine schwerkranke Mutter versorgen zu können. Das war mit einer deutlichen Ambivalenz verbunden. Code 8 – Teil II macht es sich da einfacher. Eine Jugendliche vor einem ebenso brutalen wie korrupten Polizisten beschützen, wer kann dazu schon Nein sagen? Das verstärkt die Schwäche des ersten Teils noch weiter. Der hatte bereits mit langweiligen Figuren zu kämpfen, bei der Fortsetzung ist erst recht nichts zu holen. Die Menschen werden hier zu einem reinen Mittel zum Zweck, was bei einem Film, der die Unterdrückung und Ausnutzung von Menschen an den Pranger stellt, sicher nicht ganz glücklich ist.

Insgesamt ist der Film leider inhaltlich nicht sonderlich interessant geworden. Im Gegensatz zu den vielen anderen Werken um Superhelden versucht man hier zwar, sich auch irgendwie gesellschaftlich relevant zu geben. Wahnsinnig viel haben Chan und Paré aber nicht dazu zu sagen, obwohl sie diesmal beim Drehbuch von zwei weiteren Leuten Unterstützung erhalten haben. Da gibt es inzwischen einfach viel zu viele Werke, als dass Code 8 – Teil II wirklich noch mit einem solchen Szenario punkten könnte. Wobei dem Publikum das vielleicht sogar egal sein könnte, schließlich geht es hier auch maßgeblich um die Actionszenen. Aber selbst die hinterlassen keinen nennenswerten Eindruck, weder bei der Choreografie noch bei den Effekten. Wer gehofft hat, durch den Einstieg des Streaminggiganten hätte auch das Budget zugelegt, sieht sich enttäuscht. Selbst wenn das Projekt eine Herzensangelegenheit gewesen sein sollte, da ist nichts, wofür man unbedingt einschalten müsste.