Als der bayerische Energieminister Josef Wittmann (Johannes Zirner) und die Salzburger Landtagspräsidentin Susanne Zirner (Susanne Czepl) in einer gemeinsamen Pressekonferenz die Energiewende ankündigen, ist die Stimmung ausgelassen. Gemeinsam mit dem Unternehmer Gustav „Nussi“ Nussbaumer (Karl Fischer), der eine Biogasanlage betreibt, soll eine saubere Geschichte geschrieben werden. Die Feierlaune ist jedoch abrupt vorbei, als Wittmanns Chauffeur tot aus der Limousine fällt. Die Verwunderung ist groß: Warum sollte es jemand auf diesen Mann abgesehen haben? Oder war womöglich der Minister selbst das Ziel? Irene Russmeyer (Fanny Krausz) und der bayerische Hauptkommissar Hubert Mur (Michael Fitz) gehen der Sache nach und wollen eben das herausfinden …
Ein kommentarloser Abschied
Dass es in Fernsehkrimis zu Umbesetzungen kommt, ist keine Seltenheit. Zumindest bei längerfristigen Reihen lässt sich das kaum vermeiden. Gerade erst stieg in Tatort: Cash Hauptdarsteller Rick Okon aus. Andere Teams des Dauerbrenners wurden in den letzten Monaten sogar ganz aufgelöst. Üblicherweise gibt es dann Abschiedsfolgen, die auf die eine oder andere Weise thematisieren, warum es zu den Änderungen kommt. Bei Die Toten von Salzburg ist das jedoch schwierig: Wenn der Hauptdarsteller wegen des Besitzes von Kinderpornografie verurteilt wird, will man als öffentlich-rechtlicher Sender nach Möglichkeit nichts mehr mit ihm zu tun haben. In Schattenspiel wurde beim letzten Mal deshalb die Szene mit Florian Teichtmeister einfach herausgeschnitten. Bei Süßes Gift hat man von vornherein darauf verzichtet, mit ihm zusammenzuarbeiten, wollte den Abschied aber auch nicht thematisieren. Die Hauptfigur ist einfach weg, ohne dass jemand etwas dazu sagt. Man tut so, als wäre nie etwas gewesen – was gleichzeitig verständlich und irritierend ist.
Nachdem die letzten Teile ziemlich schwach war, durfte man skeptisch sein, ob die Reihe überhaupt fortgesetzt werden sollte. Alternativen gibt es schließlich so viele, dass man nicht zwangsläufig an dieser ZDF-Produktion festhalten müsste. Umso überraschender ist, dass der zehnte Teil der deutsch-österreichischen Coproduktion wieder ein Fortschritt ist. Auch wenn Teichtmeister ein wichtiger Bestandteil der Filme war und die mitunter schwachen Drehbücher mit Charisma ausglich, zeigt Die Toten von Salzburg: Süßes Gift: Es geht auch ohne ihn. Auf die Frotzeleien zwischen der österreichischen und deutschen Polizei muss man nicht verzichten. Mur hat jetzt eben andere Leute, denen er auf die Nerven gehen kann. Russmeyer, die zuvor eher Mitläuferin war, darf in die erste Reihe rücken. Dort ist sie zwar noch ausbaufähig, macht die Sache aber ordentlich.
Zwischen Humor und Willkür
So gibt es einige humorvolle Momente, sowohl mit ihr wie auch anderen. Wer die bisherigen Reibungen mochte, bekommt diese. Aber auch andere Punkte lassen einen daran zweifeln, wie ernst gemeint dieser Film ist. So macht sich Die Toten von Salzburg: Süßes Gift über Greenwashing lustig, wenn nach außen hin auf ökologisch gemacht wird, während in Wahrheit schmutzige Geschäfte getätigt werden. Der Film wird da zu einer Mischung aus Farce und Satire. Später spielen zudem Marionetten eine Rolle. Das hat dann zwar nicht wirklich etwas mit dem Thema zu tun. Aber es trägt doch dazu bei, dass der Film eine skurrile Note hat, die ihm guttut. Zumindest hin und wieder ist das ganz amüsant.
Als Krimi ist der Film jedoch weniger interessant. So gibt es zwar ein paar Wendungen, was manche freuen wird. Das Drehbuch greift auf das immer wieder nette Szenario zurück, dass lange gar nicht klar ist, ob der Tote denn nun das Ziel war oder jemand anderes. Denn das bringt jeweils ganz andere Motive mit sich. Allerdings ist der Film auch recht willkürlich. Die nächsten Schritte werden teilweise nur zufällig gefunden, Erkenntnisse werden kaum erarbeitet. Am Ende kommt man dann zwar zu einer Lösung. Aber das geschieht mehr aus einer Verpflichtung heraus, weniger, weil das auf einer Idee basieren würde. Dadurch kommt Die Toten von Salzburg: Süßes Gift letztendlich auch nicht aus dem Mittelmaß heraus. Das ist mehr, als man erwarten konnte, aber weniger, als möglich gewesen wäre.
OT: „Die Toten von Salzburg: Süßes Gift“
Land: Österreich, Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Erhard Riedlsperger
Drehbuch: Peter Koller
Musik: Dominik Giesriegl
Kamera: Kai Longorius
Besetzung: Michael Fitz, Fanny Krausz, Erwin Steinhauer, Susanne Czepl, Sebastian Edtbauer, Nikolaus Barton, Helmut Bohatsch, Natalie O’Hara
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