Dreamers
© Intermezzo Films
„Dreamers“ // Deutschland-Start: 8. Februar 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

2.475.669 Menschen wurden im Jahr 2023 an der US-mexikanischen Grenze vorläufig festgenommen. Trumps Wahlversprechen, eine Mauer zu bauen, blieb im Wesentlichen genau das: ein Versprechen. Die Zahl illegaler Einwanderung in den USA hat seit seiner Amtszeit stetig zugenommen. Die Regierung unter Joe Biden setzt sich für Reformen der Einwanderungsgesetze ein, allerdings herrscht derzeit ein de facto Stillstand. Dementsprechend ist illegale Immigration auch eines der Hauptthemen für die nächste US-Wahl 2024 und wird politisch ausgeschlachtet. Menschen, Familien und Kinder sind hierbei nur noch Statistiken und Zahlen, die von der Politik instrumentalisiert werden, aber kaum noch individuell Beachtung finden. Dreamers von Stéphanie Barbey und Luc Peter blendet die politische Debatte weitestgehend aus und fokussiert sich viel mehr auf das alltägliche Leben von über 2,5 Millionen der so genannten Dreamer in den USA, stellvertretend dargestellt am Beispiel von Carlos und seiner Familie.

Dreamer?

Nicht alle illegalen Einwanderer in den USA sind sogenannte Dreamer. Dieser Ausdruck bezeichnet speziell Menschen, die als Minderjährige in die Vereinigten Staaten gekommen und dann geblieben sind. Sie sind in den USA aufgewachsen, haben amerikanische Schulen besucht, begannen danach zu arbeiten und identifizieren sich in den meisten Fällen als Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika. Allerdings besitzen sie keinen amerikanischen Pass, keine offizielle Aufenthaltsgenehmigung und keine Sozialversicherungsnummer.

Ist der „American Dream“ tot?

Mit neun Jahren flogen Carlos und seine drei Brüder mit ihren Eltern in die USA. Ihnen wurde gesagt, es handle sich lediglich um einen Urlaub, allerdings war eine Rückkehr nach Mexiko nie geplant. Inzwischen steht Carlos mitten im Leben; er absolvierte die Highschool und fand einen Job im Baugewerbe, arbeitete sich hoch bis zum Vorarbeiter. Mit Stolz zeigt er im Verlauf des Films die Vielzahl an Gebäuden, an deren Bau er maßgeblich beteiligt war. Dennoch hat er kaum Chancen, jemals offizieller Bürger der USA zu werden. Sein jüngster Bruder, Julio, ist der einzige, der durch Heirat und die Bürgschaft seiner Frau die amerikanische Staatsbürgerschaft erlangen konnte. Sein ältester Bruder, George, wurde bereits vor 15 Jahren verhaftet und nach zwei Jahren Gefängnis wieder nach Mexiko abgeschoben; eine Rückkehr in die USA würde ihn bis zu 30 Jahre ins Gefängnis bringen.

Spätestens seitdem leben Carlos und der dritte Bruder, Jesus, in ständiger Angst, das gleiche Schicksal zu erleiden. Eine vermeintlich harmlose Verkehrskontrolle könnte für beide zu einer sofortigen Abschiebung führen. Diese allgegenwärtige Bedrohung und die damit verbundene Angst vor einer Abschiebung belasten das Familienleben schwer. Jesus kämpft mit Depressionen. Carlos arbeitet an einem neuen Flughafengebäude und zittert jedes Mal, wenn die dort anwesende Immigrationspolizei vorbeischlendert. Gemeinsame Familienfeiern müssen ohne seinen ältesten Bruder stattfinden, und ein Urlaub in Mexiko, um ihn und entfernte Verwandte zu besuchen, ist undenkbar; das Risiko bei erneuter Einreise enttarnt zu werden, ist viel zu groß.

Intime, wirkungsvolle Einblicke

Es mag durchaus sein, dass der Film damit die grobe Situation des alltäglichen Lebens von sehr vielen dieser Dreamer wiedergibt, allerdings ist herauszustellen, dass es sich nicht um eine Dokumentation über die Thematik an sich handelt. Dreamers erzählt nie aus der Vogelperspektive, sondern bleibt außer bei generellen Begriffserklärungen immer individuell auf Carlos und seine Familie fixiert. Allerdings wird dadurch ein sehr intimes und sehr ergreifendes Bild gezeichnet, das den Zuschauer mehr fesselt als eine herkömmliche Dokumentation. Der Film ist durchgehend schwarz-weiß gehalten, was eine passende Hommage an das Leben im Schatten ist, welches die Dreamer gezwungenermaßen führen müssen.

Credits

OT: „Dreamers“
Land: Schweiz, Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Stéphanie Barbey, Luc Peter
Drehbuch: Stéphanie Barbey
Musik: Louis Jucker
Kamera: Nikolai von Graevenitz

Bilder

Trailer

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Dreamers
fazit
Stéphanie Barbey und Luc Peter geben den betroffenen Dreamers stellvertretend durch Carlos eine Stimme und erinnern uns mit dieser sehenswerten, intimen und unkonventionelleren Dokumentation daran, dass Immigranten keine Statistiken und politischen Werkzeuge sind, sondern Menschen.
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