Seit dem verheerenden Angriff auf das Haus Atreides, bei dem auch dessen Oberhaupt gestorben ist, sind dessen Sohn Paul (Timothée Chalamet) und Mutter Jessica (Rebecca Ferguson) auf der Flucht. Eigentlich hätten sie die Kontrolle über den Planeten Arrakis übernehmen und den Abbau von Spice überwachen sollen. Stattdessen schweben sie in Lebensgefahr. Zu ihrem Glück werden sie jedoch bei dem einheimischen Volk der Fremen aufgenommen. Während Paul sich dem Kampf gegen die Unterdrücker anschließt, soll Jessica die Rolle der im Sterben liegenden ehrwürdigen Mutter übernehmen. Aber auch Paul selbst wird verehrt, als gemunkelt wird, er wäre der Messias aus der alten Legende. Die Einheimische Chani (Zendaya), die Gefühle für ihn entwickelt hat, zweifelt daran, hat insgesamt nicht viel für den alten Glauben übrig, muss aber hilflos zusehen, wie sich die Religion immer weiter ausbreitet. Während sie noch nach einem weg suchen, die Harkonnen zu vertreiben, schmiedet die Gegenseite längst an neuen Plänen …
Epischer Genrebeitrag
Man konnte schon den Eindruck haben, dass ein Fluch auf Dune liegt, zumindest im Hinblick auf filmische Adaptionen. Der erste Versuch, den 1965 veröffentlichten Roman von Frank Herbert auf die große Leinwand zu bringen, scheiterte schon im Vorfeld. Über Jahre wurde daran in den 1970ern gearbeitet, Alejandro Jodorowsky hätte Regie führen sollen. Am Ende wurde das Projekt eingestellt. Da war Dune – Der Wüstenplanet schon erfolgreicher. Der Film von 1984 genießt auch einen gewissen Kultstatus, gilt aber gemeinhin als gescheitert, Regisseur David Lynch will auch nichts mehr davon wissen. Ab 2008 begannen die Arbeiten an einer neuen Verfilmung, die ebenfalls scheiterten. Das machte nicht unbedingt Mut für weitere Anläufe. Bei Dune herrschte im Vorfeld dann auch eine gewisse Skepsis. Aber auch Vorfreude, Regisseur Denis Villeneuve hatte zuvor schließlich mit Blade Runner 2049 bewiesen, dass er für alte Science-Fiction-Klassiker der richtige Mann ist.
Gewaltig, aber mit Mankos
Bei Dune: Part Two muss der Kanadier nun nichts mehr beweisen. Im Gegenteil: Kaum ein Film dürfte 2024 sehnsüchtiger erwartet werden, er ist aktuell die große Hoffnung bei den Kinobetreibern. Ob der epische Genrebeitrag wirklich die Kassen klingeln lassen wird, bleibt zwar abzuwarten. Das erhoffte Highlight ist dieser aber allemal geworden, auch wenn es erneut einige Schwächen gibt. Zu diesen gehört mal wieder, dass die Geschichte nie ganz mit dem betriebenen Aufwand schritthalten kann. Es gibt zwar sehr spannende Abschnitte, wenn es etwa um den entstehenden Kult geht. Und natürlich wird auch wieder eifrig intrigiert, wenn es zahlreiche konkurrierende Gruppierungen gibt, die alle eigene Pläne betrieben. Aber es dauert, bis da dann wirklich etwas geschieht. Zwischendurch ist Villeneuve so sehr in diese Welt verliebt, dass er dabei völlig vergisst, auch mal etwas zu erzählen. Hinzu kommt, dass manche Figuren nicht übermäßig interessant sind oder ohne jede Kontur bleiben. Feyd-Rautha Harkonnen (Austin Butler) kommt als Psychopath beispielsweise einer Karikatur nahe.
Ein anderer Punkt, bei dem mehr wünschenswert gewesen wäre, sind die Actionszenen. Das betrifft nicht nur die Quantität, es wird im Laufe der knapp drei Stunden erstaunlich wenig gekämpft. Uns wenn es dann doch einmal so weit ist, sind die Szenen kurz und zum Teil etwas einfallslos. Wenn beispielsweise Feyd-Rautha als großer Kämpfer beklatscht wird, darf man sich schon fragen: warum eigentlich? Demonstriert wird das nicht. Ernüchternd ist auch die große Schlacht am Ende, wenn es zu einem Mehrfrontenkampf kommt, der sofort wieder vorbei ist und bei dem von den vorher besprochenen Plänen kaum etwas zu sehen ist. Bei den Spezialeffekten kann man da zwar nicht meckern. Dennoch, bei einem Großprojekt wie Dune: Part Two ist es schon etwas enttäuschend, wie wenig Eindruck diese Szenen hinterlassen.
Ein schauspielerisches Fest
Dafür gibt es genug andere, bei denen es definitiv der Fall ist. Die Gestaltung der Welt ist überwältigend. Die Einblicke in die fremde Kultur sind spannend, der religiöse Faktor darf es einem eiskalt den Rücken hinunterlaufen lassen. Dune: Part Two ist da zuweilen einem Horrorfilm nahe. Und dann wäre da noch das erstklassige Ensemble. Einige hochkarätige Schauspieler und Schauspielerinnen werden zwar verschwendet, darunter solche Größen wie Florence Pugh, Christopher Walken und Léa Seydoux, die nur wenige Szenen bekommen. Noch schlimmer hat es Anya Taylor-Joy erwischt, die gerade mal als Vision auftreten darf. Aber selbst damit ist es ein schauspielerisches Fest, das hier veranstaltet wird.
Unter den vielen sehr guten Szenen stechen die mit Rebecca Ferguson hervor, die als neues religiöses Oberhaupt eine direkte Konkurrenz zu Charlotte Rampling wird. Beide verstehen es, mit minimalen Mitteln großen Eindruck zu hinterlassen. In Kombination mit den erneut unglaublichen Kostümen und Settings ist da so viel drin, dass sich ein Kinobesuch auf jeden Fall lohnt. Umso gemeiner ist es, dass der Film analog zu der Buchvorlage kein wirkliches Ende hat, man jedoch nicht sagen kann, ob es einen dritten geben wird.
OT: „Dune: Part Two“
Land: USA
Jahr: 2024
Regie: Denis Villeneuve
Drehbuch: Jon Spaihts, Denis Villeneuve
Vorlage: Frank Herbert
Musik: Hans Zimmer
Kamera: Greig Fraser
Besetzung: Timothée Chalamet, Rebecca Ferguson, Josh Brolin, Stellan Skarsgård, Dave Bautista, Zendaya, Charlotte Rampling, Javier Bardem, Austin Butler, Florence Pugh, Christopher Walken, Léa Seydoux
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