Als Jan (Stephan Luca) und Anne Börner (Ulrike C. Tscharre) mit ihren Kindern Lisa (Michelle Barthel) und Lukas (Oskar Müller) in ein Haus in einer Reihenhaussiedlung ziehen, bedeutet das für alle eine ziemliche Umstellung. So kann Anne ihrer Arbeit als Scheidungsanwältin besser nachgehen, was aber dazu führt, dass sie kaum noch zu Hause ist. Jan hingegen kommt kaum noch nach draußen, wird dafür aber von den ganzen Hausfrauen aus der Siedlung belagert. Pikant ist dabei vor allem, dass auch Maren Köhler (Felicitas Woll) dort wohnt, mit der er früher einmal zusammen war und die Interesse an einer Neuauflage hätte. Und das ist nur einer von mehreren Punkten, der beim Paar für Zündstoff sorgt …
Das komische Kreuz mit der Nachbarschaft
Sie sind uns nahe wie kaum jemand anderes, oftmals Teil unseres Alltags, ob wir es nun wollen oder nicht: die Nachbarn und Nachbarinnen. Das kann sehr hilfreich sein, wenn man mal Zucker braucht, jemand aufs Haus aufpassen soll oder es darum geht, ein Paket in Empfang zu nehmen. Gleichzeitig bedeutet die Nähe viel Potenzial für Zoff, wenn die Musik zu laut ist oder der Baum im Garten nicht so wächst, wie er es sollte. Das macht das Thema zu einem sehr dankbaren, wenn es um Szenarien für Komödien geht. Bad Neighbors wurde damit zum Hit. In Deutschland gab es beispielsweise die Serie Doppelhaushälfte. Und auch bei dem TV-Film Ein Reihenhaus steht selten allein wird die Nachbarschaft als Quelle für Komik herangezogen.
Wobei es in der Komödie nur bedingt zu richtigen Streitigkeiten kommt. Lediglich Werner Mazerath (Felix Vörtler), der seine Frau Kerstin (Susanne Böwe) unterdrückt und die anderen mit seinem geräucherten Fisch nervt, wird zu einem tatsächlichen Antagonisten. Bei den Frauen der Siedlung ist es eher so, dass sie sich an Jan heranschmeißen, etwa weil sie seine Dienste brauchen. Alternativ reicht es aus, dass er attraktiv ist, um seine Nähe zu suchen. Ansonsten versucht Ein Reihenhaus steht selten allein, das Publikum zum Lachen zu bringen, indem die Nachbarinnen zu neugierigen Klatschbasen gemacht werden. Mehr als das sind sie dann auch nicht. Die Charakterzeichnung ist da schon sehr bescheiden, die Figuren sind nicht mehr als Hintergrunddeko.
Mangel an Biss
Leider hat Drehbuchautor David Ungureit (Checkout) allgemein keine übermäßig großen Ambitionen demonstriert bei seinem Drehbuch. Weder holt er aus dem Setting noch den zwischenmenschlichen Geschichten viel heraus. Ein Reihenhaus steht selten allein ist frei von Überraschungen, man weiß hier ziemlich genau, was als Nächstes passieren wird. Ob es die obligatorische Aussöhnung des kriselnden Paares ist oder die Entsorgung des frauenfeindlichen Nachbarn, das geschieht alles streng nach Schema F. Enttäuschend gerade auch, wie wenig aus dem satirischen Potenzial gemacht wird, welches solche Siedlungen haben. Der Komödie fehlt von vorne bis hinten der notwendige Biss, das plätschert viel zu lange vor sich hin.
Das heißt dann nicht, dass der Film schlecht ist. Im Bereich deutscher Fernsehkomödien gibt es mehr als genug Übleres. Im Gegensatz zu vielen anderen Produktionen aus diesem Segment hat Ein Reihenhaus steht selten allein immerhin Witze, die auch klar als solche zu erkennen sind, anstatt einfach nur so zu tun, als sei man eine Komödie. Das ist besser als nichts. Aber nicht sehr viel besser: Im Anschluss bleibt nicht wirklich viel hängen, allenfalls die Umkehrung der Geschlechterrollen sticht etwas hervor. Beim Publikum kam das dennoch gut an, mehr als fünf Millionen Menschen schalteten ein. Und so gab es zwei Jahre später noch eine Fortsetzung mit dem Titel Neues aus dem Reihenhaus, welche verrät, wie es mit den Figuren weitergegangen ist.
OT: „Ein Reihenhaus steht selten allein“
Land: Deutschland
Jahr: 2014
Regie: Titus Selge
Drehbuch: David Ungureit
Kamera: Robert Berghoff
Besetzung: Stephan Luca, Ulrike C. Tscharre, Michelle Barthel, Oskar Müller, Felicitas Woll, Felix Vörtler, Susanne Böwe, Adnan Maral, Sandra Baumeister, Sascha Nathan, Floriane Daniel
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