Maggie Prescott (Kay Thompson) hat genug von den ganzen austauschbaren Models, die zwar gut aussehen, aber frei von Persönlichkeit und Intelligenz sind. Die Herausgeberin des US-Modemagazins „Quality“ will mehr als das, will jemanden, der etwas auf dem Kasten hat. Zufällig stolpern sie und der Modefotograf Dick Avery (Fred Astaire) über die junge Buchhändlerin Jo Stockton (Audrey Hepburn), die genau diese erwünschten Qualitäten mit sich bringt. Sie soll das neue Aushängeschild werden. Dummerweise kann sie mit der Welt der Mode aber nicht sonderlich viel anfangen. Letztendlich sagt sie dennoch zu, da die Aufnahmen in Paris stattfinden sollen, was ihr die Möglichkeit gibt, den angesehenen Professor Émile Flostre (Michel Auclair) zu treffen, der ein Idol von Jo ist …
Ein Hit mit Startschwierigkeiten
Eigentlich brachte Ein süßer Fratz seinerzeit alles mit für einen großen Hit. Regie führte Stanley Donen, der mit Singin‘ in the Rain zuvor eines der erfolgreichsten Musicals aller Zeiten inszeniert hatte. Die Musik stammte zum Teil von den legendären Brüdern George und Ira Gershwin. Hauptdarsteller Fred Astaire ist einer der Namen schlechthin, wenn es um Musicals ging, gerade seine Tanzeinlagen haben ihn unsterblich gemacht. Und auch Audrey Hepburn war 1957 bereits ein Star. Und doch, die Resonanz war gemischt. Zwar gab es gute Kritiken, dazu vier Nominierungen bei den Oscars. An den Kinokassen enttäuschte der Film jedoch, war zunächst ein Verlustgeschäft. Erst als My Fair Lady, ein weiteres Musical mit Hepburn in der Hauptrolle, Jahre später zu einem Kassenschlager wurde, wurde auch das frühere Werk wieder in den Kinos gezeigt und erhielt noch einmal einen gehörigen Schub.
Handelt es sich also um ein verkanntes Meisterwerk? Ganz so weit muss man nicht gehen. So stand zwar auch das das Drehbuch von Leonard Gershe auf der Oscar-Nominierungsliste. Was es dort zu suchen hatte, wird aber kaum klar. Die Geschichte um eine unscheinbare Intellektuelle, die auf einmal zum umwerfenden Schwan wird, war damals schon nicht erwähnenswert. Mehrere Jahrzehnte später ist das Ganze nicht unbedingt gehaltvoller geworden. Klar, da sind ein paar kleinere Spitzen, wenn sich der Film etwa über die Modeindustrie lustig macht. Auch der intellektuelle Professor, der im Zweifel dann doch ein Mann des Fleisches ist, bekommt sein Fett ab. Man sollte in der Hinsicht aber nicht viel erwarten. Ein süßer Fratz ist rein inhaltlich gesehen ziemlich langweilig, auch beim Humor ist nicht viel zu holen. Die Witze sind nett, mehr nicht.
Viel zu sehen, wenig zu spüren
Beim Romantikteil sieht es dann richtig düster aus. Die Geschichte behauptet zwar, dass die beiden Hauptfiguren Gefühle füreinander entwickeln. Sollte das der Fall sein, geschah dies aber abseits der Kamera. Wie so oft paarte man einen gestandenen Mann mit einer deutlich jüngeren Frau, zwischen Astaire und Hepburn lagen 30 Jahre. Dass das nicht ganz zusammenpasst, ist klar. Man versuchte aber auch gar nicht erst, diese Diskrepanz irgendwie zu überwinden. Es entsteht keinerlei Chemie zwischen den beiden Stars, sie tanzen einfach nur nebeneinanderher. Am Ende von Ein süßer Fratz sind sie dann ein Paar, auch wenn niemand sagen kann weshalb. Bei kaum einem Genre ist es derart wichtig, dass zwei Menschen miteinander spielen, wie bei einer Liebeskomödie. Fällt das weg, funktioniert das Konstrukt nicht mehr.
Das mag nach einem Totalausfall klingen. Aber auch das würde dem Film nicht gerecht. Schließlich ist dieser nicht allein eine Liebeskomödie, sondern ein Musical. Und als solches ist Ein süßer Fratz durchaus sehenswert. Es gibt einige rasant in Szene gesetzte Tanzeinlagen, eingängige Lieder sorgen für Stimmung. Und auch bei der Optik wird einiges geboten, ob es die farbenfrohen Kostüme sind, die Original-Schauplätze in Paris oder die aufwendige Ausstattung, da finden sich schon einige Gründe, für die es sich lohnt, diese Zeitreise anzutreten. Aber selbst dann würde man den Film kaum als einen der großen Klassiker des Genres bezeichnen. Trotz der vielen großen Namen: Gesehen haben muss man das hier nicht.
OT: „Funny Face“
Land: USA
Jahr: 1957
Regie: Stanley Donen
Drehbuch: Leonard Gershe
Musik: George Gershwin, Ira Gershwin
Kamera: Ray June
Besetzung: Audrey Hepburn, Fred Astaire, Kay Thompson, Michel Auclair, Robert Flemyng
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1958 | Bestes Original-Drehbuch | Leonard Gershe | nominiert |
Beste Kamera | Ray June | nominiert | ||
Bestes Szenenbild | Hal Pereira, George W. Davis, Sam Comer, Ray Moyer | nominiert | ||
Beste Kostüme | Edith Head, Hubert de Givenchy | nominiert | ||
Cannes | 1957 | Goldene Palme | nominiert |
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