Feuerwehrmann Sam gehört zu den langlebigen Helden in den Kinderzimmern. 1985 von dem walisischen Cartoonisten Rob Lee entwickelt, wurde er primär durch die 1987 gestartete Animationsserie zum Star. Seitdem hat sich zwar einiges getan, aus der anfänglichen Puppenshow, die auf Stop Motion setzte, wurde eine an Computern generierte Serie. Auch kamen immer mehr Figuren hinzu. An der Beliebtheit hat sich hingegen wenig getan, noch immer ist Sam weltweit gefragt. So gefragt, dass vereinzelt auch Kinofilme produziert wurden, damit Fans ihren Liebling auf der großen Leinwand sehen konnten. Unter anderem lockten Achtung Außerirdische! (2017) und Plötzlich Filmheld! (2018). Nachdem jahrelang nichts mehr zu holen war, gibt es nun mit Feuerwehrmann Sam: Tierische Helden, der sechste Langfilm.
Ein kurzes Vergnügen
Wobei man das gleich mehrfach in Anführungszeichen setzen müsste. Da ist zum einen die Laufzeit, die kürzer ausfällt als gemeinhin üblich. Waren die bisherigen Kinoausflüge eine knappe Stunde lang, sind es bei Feuerwehrmann Sam: Tierische Helden sogar nur 50 Minuten. Für einen Kinobesuch ist das ein bisschen wenig. Zum anderen handelt es sich auch nicht wirklich um einen Film. Stattdessen wurden fünf Folgen aus der kommenden 15. Staffel des Dauerbrenners genommen und werden einfach hintereinander gezeigt. Eine durchgängige Geschichte gibt es dabei auch gar nicht, die einzelnen Abenteuer sind unabhängig voneinander. Und sie sind eben sehr kurz, gerade mal zehn Minuten ist jedes einzelne.
Mit Tieren haben diese übrigens, auch wenn der Titel der Compilation anderes verspricht, eher weniger zu tun. Bei zwei der fünf Folgen geht es darum, Tiere zu sehen oder zu fotografieren, wodurch es zu einem Unglück kommt. Überhaupt funktionieren die Geschichten nach demselben Prinzip: Die Menschen begehen irgendeine Dummheit, Sam muss sie aus dem Schlamassel befreien. Richtig viel gelernt wird dabei nicht, weder von den Figuren noch den Zuschauern und Zuschauerinnen. Im Gegensatz zu anderen Produktionen, die sich an eine jüngere Zielgruppe richten, gibt es hier keine nennenswerten Aussagen oder Lebensweisheiten, die das Publikum mitnehmen kann. Die Serie setzt auf Unterhaltung, nicht auf Tiefgang.
Schlicht, mit einem gewissen Charme
Visuell ist das ohnehin alles sehr schlicht geworden. Da es sich nun einmal um einen Zusammenschnitt einer Fernsehproduktion handelt, kann man hier kein Kinoniveau erwarten. Wenn man etwa PAW Patrol: Der Mighty Kinofilm oder Miraculous: Ladybug & Cat Noir – Der Film dagegenhält, zwei weitere Kinofilme, die auf Animationsserien für Kinder basieren, liegen da Welten dazwischen. Die Figuren sind grob modelliert, die Hintergründe sind spärlich, die Texturen primitiv. Natürlich sind die Ansprüche an eine TV-Produktion geringer, vor allem eine, die sich an Kinder richtet. Dennoch, Feuerwehrmann Sam: Tierische Helden ist in der Hinsicht alles andere als zeitgemäß. Man hat hier das Gefühl, noch einmal zwanzig Jahre in die Vergangenheit gereist zu sein.
Das muss einen nicht stören. Fans wird es sicher nicht, sonst würde die Serie nicht weiterhin in dieser Form produziert. Und man kann dem Titel auch einen gewissen Charme nicht absprechen. Innerhalb des Formats versucht man zudem, die unterschiedlichsten Geschichten zu erzählen. Mal kommt es zu einer Überschwemmung, dann geht es um entdeckte Dinosaurierknochen, auch Themen wie soziale Medien werden angesprochen. In Kombination mit der kurzen Laufzeit der Folgen kommt so keine Langeweile auf. Ob man dafür nun unbedingt ins Kino muss, darüber lässt sich streiten. Feuerwehrmann Sam: Tierische Helden bietet aber nette Unterhaltung für Kinder.
OT: „Fireman Sam: Animal Heroes“
Land: UK
Jahr: 2023
Regie: Oskar Nilsson, William Gordon
Drehbuch: Laura Beaumont, Paul Larson
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