
Im Leben der Dorfhelferin Katja Baumann (Simone Thomalla) geht es mal wieder drunter und drüber. Nicht nur, dass sie sich um die Jugendlichen Greta (Theresia Vajkoczy) und Lotti Zerbe (Lilli Schweiger) kümmern muss. Es taucht auch noch ein Zebra auf, mitten in Frühling, vermutlich ein Tier vom Wanderzirkus, der in den Nachrichten stand. Entdeckt wurde es von Heidrun Niedermayer (Catalina Navarro Kirner), die sich damit an Pfarrer Sonnleitner (Johannes Herrschmann) gewandt hat. Allgemein scheint sie gerade an dem Pfarrer einen Narren gefressen zu haben, womit er überhaupt nicht klarkommt. Währenddessen hat Adrian Steinmann (Kristo Ferkic) eine andere Sorge, schließlich hat er bei seiner Angestellten Amelie Kreuser (Hanna Binke) eine dubiose Verletzung entdeckt und hat nun schlimmste Befürchtungen …
Sechsmal Frühling
Es gibt beim Herzkino zwar Reihen, die deutlich mehr Teile hervorgebracht haben als Frühling. So war dieses Jahr Inga Lindström: Die vergessene Hochzeit der 101. Film der Dramareihe nach der pseudoschwedischen Autorin, Rosamunde Pilcher: Frühstück bei Tessa war sogar der 162. Teil der Königin der Romanzen. Dafür sind die Geschichten um die Dorfhelferin Katja Baumann ganz besonders produktiv. Bereits das zweite Jahr in Folge wird es 2024 gleich sechs neue Filme geben, die im wöchentlichen Abstand ausgestrahlt werden, beginnend mit Ein Zebra im Gepäck. Das klingt eigentlich ziemlich nach Overkill. Aber dem Publikum scheint das dramatische Dauerfeuer im ZDF zu gefallen. So zeigte sich das letzte Sextett von einer bemerkenswerten Konstanz, jedes Mal schalteten zwischen 5,5 und 6 Millionen Menschen dabei sein.
Wenig überraschend hat man dann bei dem neuesten Film nichts am Konzept geändert. Wie immer herrscht im kleinen Dorf nur Sonnenschein, Regen gibt es in der Gegend höchstens mal, wenn er dramaturgisch gebraucht wird. Dafür tun sich regelmäßig Abgründe auf, wenn ein Großteil der Leute, denen wir begegnen, irgendwelche Probleme mit sich herumtragen. Frühling: Ein Zebra im Gepäck ist da ebenfalls gern dabei. Zumindest bei den Nebenfiguren geht es tragisch zu. Etwas irritierend ist der Strang um die mutmaßliche Misshandlung von Amelie, weil der nicht zu Ende erzählt wird. Gut möglich, dass hiermit wieder eine Geschichte eröffnet wird, die sich über mehrere Filme erstreckt. Beispielsweise wird auch die seltsame Sache mit Katjas Stalker wieder angesprochen und gleich wieder fallen gelassen. Die Nebenfigur der Reporterin, bei der man anfangs das Gefühl hat, sie könne relevant ist, ist letztendlich ebenfalls überflüssig.
Von allem ein bisschen
Deutlich mehr Aufmerksamkeit bekommt das Zebra, das eines Tages in dem Dorf auftaucht. Eine wirkliche Geschichte ist damit aber nicht verbunden. Man wollte wohl nur ein bisschen Exotik drin haben. Man hätte sicherlich daraus etwas machen können, etwa zu der Frage, ob solche Tiere in einem Zirkus gehalten werden sollten. Dafür interessierte sich Dauer-Autorin Natalie Scharf aber nicht, Tiefgang ist nicht so wirklich ihr Ding. Stattdessen gibt es anstrengenden Humor bei der Sache mit der aufdringlichen Bäckerin. Frühling: Ein Zebra im Gepäck gleicht damit einem All-You-Can-Eat-Buffet, bei dem wahllos irgendwelche Sachen auf einen Haufen geworfen wurden. Für ein anspruchsvolles Publikum ist das nichts.
Der interessanteste Aspekt ist noch der um die Jugendliche, die eigentlich keinen Alkohol trinken will, sich aber aus einem Gruppenzwang heraus diesem hingibt – mit unangenehmen Folgen. An der Stelle zeigt sich zumindest das Potenzial der Reihe, wenn man mal ein bisschen näher am Alltag dran ist, als es bei den oft überzogenen Geschichten der Fall ist. Frühling: Ein Zebra im Gepäck kommt da dem Porträt eines Dorflebens, als das sich die ZDF-Produktion gern verkauft, noch am nächsten. Aber nicht nahe genug, der Film ist letztendlich auch nur ein weiterer mäßiger Teil dieser Fließbanddramen.
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