Eugénie (Juliette Binoche), eine herausragende Köchin, arbeitet im Frankreich des 19. Jahrhunderts für Dodin (Benoît Magimel) den „Napoleon der Kochkunst“. Zusammen mit dem berühmten Gastronomen und ihren Küchenhilfen arbeitet sie in einer sommerlich beleuchteten Küche und bereitet Gerichte für andere zu. Dodin würde Eugénie gerne endlich heiraten. Die Köchin lehnt den Antrag jedoch ab, da die Beziehung doch auch ohne Hochzeit funktioniere. Da beginn Dodin, poetische Gerichte für sie zuzubereiten.
Vokabeltest – Die französische Küche
Regisseur Trần Anh Hùng serviert uns mit Geliebte Köchin ein filmisches Mahl über Kunst. Aber ist das Werk mit seinen ca. 135 Minuten auch sättigend? Heben wir die Servierglocke an und schauen, was sich unter dem heißen Dampf verbirgt. Zunächst ist die Übersetzung des Titels einen Blick wert. Während die deutsche Übersetzung Geliebte Köchin Eugénie, hervorragend gespielt von Juliette Binoche, in den Vordergrund rückt und auf eine möglicherweise klischeebeladene Liebesgeschichte schließen lassen könnte, schlüsselt der französische Originaltitel La passion de Dodin Bouffant schon eine andere, eine erweiterte Perspektive für das Publikum auf.
„Die Leidenschaft von Dodin Bouffant“; der „Napoleon der Kochkunst“, wie der Film erzählt, obwohl der kongeniale Koch, gespielt von Benoît Magimel, der Bezeichnung wenig abgewinnen kann. Das fast durchgehend sommergolden durchstrahlte Historiendrama handelt von Eugénie und Dodin und ihrer Liebe zueinander und zur Kunst des Kochens und Zubereitens. Eugénie spricht, heißt es im Film, durch ihre Gerichte. Jedes wohlige Seufzen, jeder Schmatzer der Gesellschaft wird zum Dialog. Ob man nach dem Schauen von Geliebte Köchin noch Hunger auf einen weiteren Liebesfilm hat? Wer einen Film sehen will, der voller dramatischer Wendungen, schnulziger Klischees und einer breiten Handlung ist, der wird hier kaum satt werden. Wer sich während einer sinnlichen Erfahrung über Essen und Liebe, die bekanntlich durch den Magen geht, in den Kinosessel sinken lassen will, wird am Ende nicht mal mehr Platz für ein Dessert haben – und einen Vokabeltest zur französischen Küche als Sahnehäubchen auch noch bestehen können.
Sommerliche Kochidylle mit etwas Drama
Da ist ein großer Porzellanteller namens „Sinnlichkeit“ und darauf liegt ein Hauch von Essen namens „Handlung“. Nicht jeder wird von dem wenigen Essen satt werden, dass Regisseur Trần Anh Hùng mit einer ähnlichen stilistischen Sicherheit zubereitet wie Dodin seine Gerichte. Zwar gibt es Handlung neben dem Akt des ästhetisierten Kochens und Verköstigens, der Gespräche über Heirat und das Leben, doch nicht alle Fäden werden ganz zu Ende erzählt. Das scheint auch gar nicht nötig zu sein, doch über die gesamte Lauflänge können sich schon Längen einstellen, wenn man darauf wartet, dass die Handlung Fahrt aufnimmt.
Es dampft, es brutzelt, es kocht. Es wird sehr viel gekocht, was teilweise schon etwas überladen wirkt. Ständig knacken irgendwelche Zutaten, die in verschwenderischer Fülle vorhanden zu sein scheinen. Kulissen und Kostüme beschwören einen auf Hochglanz polierten scheinbar ewigen Spätsommer im 19. Jahrhundert auf die Leinwand. Anekdoten einer Gesellschaft und Wein im Glas. Eine bewusst von der Köchin aufgelassene Türe und ein zugeworfenes Lächeln und interessante Gespräche über die Beziehung der Figuren. Vogelgezwitscher und garnierte Poesie auf dem Teller. Ein Schwindelanfall der Köchin führt schließlich dazu, dass die glückliche, sommerliche Idylle einen ernsteren Ton annimmt. Es wird selten so spannend, dass man bei den wortreichen Beschreibungen der Gerichte das Popcorn vor Schreck in die Lüfte wirft, doch der Regisseur entwickelt die Realität von Dodin und den anderen Figuren mit stilistischer Sicherheit.
OT: „La passion de Dodin Bouffant“
Jahr: 2023
Land: Frankreich
Regie: Trần Anh Hùng
Drehbuch: Trần Anh Hùng
Kamera: Jonathan Ricquebourg
Besetzung: Juliette Binoche, Benoît Magimel, Emmanuel Salinger, Patrick d’Assumçao, Galatéa Bellugi, Jan Hammenecker, Frédéric Fisbach, Bonnie Chagneau-Ravoire
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Cannes | 2023 | Goldene Palme | nominiert | |
César | 2024 | Beste Kostüme | Nu Yên-Khê Tran | nominiert |
Bestes Szenenbild | Toma Baqueni | nominiert | ||
Beste Kamera | Jonathan Ricquebourg | nominiert |
Amazon (DVD „Geliebte Köchin“)
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)