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Habsburgs verkuppelte Töchter

„Habsburgs verkuppelte Töchter“ // Deutschland-Start: 5. Februar 2024 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Mit historischen Stoffen hat Netflix gute Erfahrungen gemacht, sei es im fiktionalen oder dokumentarischen Bereich. Ob nun in Alexander der Große: Wie er ein Gott wurde mit zahlreichen nachgestellten Szenen der makedonische Herrscher wiederbelebt wird oder Der Zweite Weltkrieg von der Front mittels persönlicher Geschichten den Schrecken des Krieges begreifbar machen möchte, diese Titel sind oft ziemlich gefragt. So gefragt, dass der Streamingdienst des Öfteren auch fremde Produktionen lizensiert, um damit die Bedürfnisse des Publikums zu befriedigen. Ist günstiger und den Zuschauer und Zuschauerinnen ist es egal, woher der Nachschub kommt.

Die Frau als Handelsware

Für Habsburgs verkuppelte Töchter schaute man sich in Österreich um, genauer bei der Produktionsfirma Ranfilm, die neben einer Reihe von Naturdokus vorrangig Filme über die heimische Historie im Sortiment hat. Der Titel gibt mehr oder weniger bereits vor, worum es hier geht. Regisseurin Stephanie Ninaus, auch sie ist auf die österreichische Geschichte spezialisiert, erzählt von den Schicksalen mehrerer Frauen aus dem Habsburger Geschlecht. Die hatten nicht wirklich ein Mitspracherecht, erfüllten in ihrer Familie aber eine wichtige Funktion. So wurden regelmäßig die weiblichen Familienmitglieder im Rahmen strategisch wichtiger Partnerschaften verheiratet, gegen ihren Willen und oft Jahre im Voraus.

Habsburgs verkuppelte Töchter erinnert an diese Frauen, erzählt deren Geschichten, die zwar immer individuelle Einzelschicksale waren, aber doch stellvertretend für ein ganzes System waren. Richtig überraschend sind diese Ausführungen dabei nicht. Selbst wer sich nicht in diesem Bereich auskennt oder von den einzelnen Protagonistinnen noch nie etwas gehört hat, wird sich kaum darüber wundern, dass Hochzeiten seinerzeit nur bedingt mit Gefühlen verbunden waren. Sie waren alle nur ein Mittel zum Zweck, sei es, um Nachkommen zu zeugen oder sich mit anderen Familien zu verbünden. Nach und nach klappert Ninaus mit ihrem Team die einzelnen Beispiele ab, gibt Hintergründe und verrät, wie es mit diesen weitergeht.

Informativ, aber kurz

Die Umsetzung ist dabei ziemlich traditionell, es gibt einen Mix aus Interviewsituationen, bei denen Expertenstimmen ihr Wissen teilen können, und nachgestellten Szenen. Diese sind aber sehr kurz und ohne größere dramatische Momente. Da unterscheidet sich der Film doch deutlich von den Eigenproduktionen von Netflix, wo diese gespielten Momente oft dominieren. Habsburgs verkuppelte Töchter ist dadurch deutlich nüchterner als viele historische Dokus, die mehr Wert auf Unterhaltung legen und dafür dann auch schon mal bei den Fakten etwas großzügiger sind. Hier gibt es einen tatsächlichen Anspruch auf Information, selbst wenn einige der Interviewten sich Mühe geben, mehr als nur eine trockene Geschichtsstunde zu bieten.

Wobei der Film aufgrund der Laufzeit zwangsläufig nicht zu sehr in die Tiefe gehen kann. Gerade einmal 50 Minuten beträgt die Doku, weshalb man bei Hintergrundinformationen Abstriche machen muss, da wird zwangsläufig einiges nicht ausformuliert. Wer sich gar nicht in der Geschichte auskennt, wird so bei Habsburgs verkuppelte Töchter Probleme haben, alles richtig einordnen zu können. Als grober Einblick funktioniert das aber, das Prinzip solcher Zweckehen und deren Bedeutung seinerzeit wird anschaulich vor Augen geführt. Es ist auch interessant genug, um Lust auf eine Vertiefung zu machen.

Credits

OT: „Habsburgs verkuppelte Töchter“
Land: Österreich
Jahr: 2019
Regie: Stephanie Ninaus
Drehbuch: Stephanie Ninaus
Musik: Julian Schuller
Kamera: Anna Hawliczek

Trailer

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Habsburgs verkuppelte Töchter
fazit
„Habsburgs verkuppelte Töchter“ erinnert an mehrere Frauen aus dem Habsburger Geschlecht, die gegen ihren Willen verheiratet wurden, um so die Macht der Familie zu vergrößern. Das ist ganz informativ, auch wenn die Laufzeit von 50 Minuten zwangsläufig bedeutet, dass vieles nicht ausformuliert wird.
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