Schon früh begann die aus einer wohlhabenden Familie stammende Hilma af Klint (Tora Hallström) mit der Malerei. Sich künstlerisch auszudrücken, ist ihre ganze Leidenschaft. Ihr behütetes Leben wird jedoch auf den Kopf gestellt, als ihre jüngere Schwester Hermine früh stirbt. Seither hat Hilma ein Interesse für das Spirituelle entwickelt, nimmt auch an Séancen teil, in der Hoffnung, so den Kontakt zu Hermine herstellen zu können. Mit ihrer Kommilitonin Anna Cassel (Catherine Chalk), die zeitweilig auch ihre Partnerin ist, sowie drei anderen Frauen gründet sie eine Gruppe, die sich dieser spirituellen Seite hingibt. Dieses Interesse hat dabei auch Auswirkungen auf ihre Malerei, von der Hilma zunehmend überzeugt ist, dass sie von anderen geleitet wird …
Die Suche nach Visionen
Im Kunstbereich mussten sich Frauen wie in vielen anderen ihren Platz noch erkämpfen. Wo es jedoch bei der Schriftstellerei und der Musik schon früher Erfolgsgeschichten gab, ist das mit der Malerei so eine Sache. Stärker als bei anderen Richtungen ist der Kunstbetrieb noch fest in Männerhand. Eine der wenigen frühen Frauen, die nach und nach mehr Anerkennung bekommen, als es ursprünglich der Fall war, ist die Schwedin Hilma af Klint. Rund vier Jahre ist es her, dass der Dokumentarfilm Jenseits des Sichtbaren – Hilma af Klint bei uns in die Kinos kam. Nun steht fürs Heimkino Hilma – Alle Farben der Seele auf dem Programm, ein Spielfilm-Porträt der Malerin, die ihrer Zeit voraus war.
Während aber der erstgenannte Titel sich darauf konzentrierte, sie als Visionärin zu feiern, die lange vor der offiziellen Zeitrechnung abstrakte Gemälde schuf, da konzentriert sich Regisseur und Drehbuchautor Lasse Hallström (Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa) auf den biografischen Aspekt. Bilder der Schwedin gibt es zwar schon zu sehen. Es ist auch nicht so, dass nicht viel über Kunst gesprochen würde. Tatsächlich gibt es im weiteren Verlauf von Hilma – Alle Farben der Seele auch Diskussionen darüber, was Kunst eigentlich ist. Da betrifft gerade auch die Szenen mit Rudolf Steiner (Tom Wlaschiha), den Hilma af Klint als einen Seelenverwandten empfindet, der ihr aber eine Kunstfertigkeit abspricht, wenn sie die Inspirationen außerhalb von sich selbst sucht, wie es beim Spirituellen nun einmal der Fall ist.
Ungewöhnliches Thema konventionell umgesetzt
Auch dabei kommt die Sache mit den Geschlechtern durch. Zumindest ist es auffällig, wie abhängig die Protagonistin ist von dem Urteil eines einzelnen Mannes, der sie kaum kennt. Erst durch ihn findet sie eine Bestätigung und Rechtfertigung, die sie offensichtlich für ihre Kunst braucht. Richtig viel wird in der Hinsicht dann aber doch nicht gebracht oder thematisiert. Anders als beim Dokumentarfilm spielt in Hilma – Alle Farben der Seele das Patriarchische der Gesellschaft in der schwedischen Produktion nur eine untergeordnete Rolle. Dafür wird die Sache mit dem Spirituellen stärker betont, ebenso die Beziehung zu ihrer Kommilitonin Anna. Lesbische Beziehungen waren Ende des 19. Jahrhunderts nicht gerade alltäglich, auch wenn die Informationen zu dem Thema offensichtlich dünn sind.
Ansonsten ist der Film recht konventionell gehalten. Tatsächlich hat Hilma – Alle Farben der Seele zwar eine Reihe spannender Themen, ist für sich genommen manchmal aber etwas langweilig. Das liegt auch daran, dass die Protagonistin sehr viel weniger interessant ist, als man es von den Bildern und der Lebensgeschichte aus erwarten dürfte. Tove, ein Biopic über die ebenfalls eigenwillige Mumins-Erfinderin Tove Jansson, hatte da mehr zu bieten. Daran ändert auch die geballte Familienarbeit nichts: Hilma af Klint wird in fortgeschrittenen Jahren von Hallströms Frau Lena Olin gespielt, die gemeinsame Tochter Tora verkörpert Hilma als junge Frau. Das ist dann alles solide, aber nicht mehr als das. Am stärksten bleibt eben noch die Verbindung zu einer möglichen jenseitigen Welt in Erinnerung, was der Künstlerin nicht so wirklich gerecht wird.
OT: „Hilma“
Land: Schweden
Jahr: 2022
Regie: Lasse Hallström
Drehbuch: Lasse Hallström
Musik: Jon Ekstrand
Kamera: Ragna Jorming
Besetzung: Lena Olin, Tora Hallström, Lily Cole, Tom Wlaschiha, Emmi Tjernström, Catherine Chalk
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