House of Ninjas – Staffel 1

Die Tawaras sind eine Familie mit einer sehr langen Tradition. Und einer sehr geheimen: Seit Jahrhunderten sind sie als Shinobis unterwegs, agieren in den Schatten der Gesellschaft, während sie nach außen hin ein ganz normales Leben führen. Doch damit soll nun Schluss sein. Nach dem Tod des ältesten Sohns Gaku (Kengo Kōra) wollen sie einen Schlussstrich ziehen. Einfach ist das aber nicht. Die Eltern Soichi (Yōsuke Eguchi) und Yoko (Tae Kimura) tun sich schwer mit dem Neuanfang, ebenso Tochter Nagi (Aju Makita). Der mittlere Sohn Haru (Kento Kaku) ist hingegen ganz froh, das mit dem Töten war nie so seins. Dafür hat er im Zwischenmenschlichen zu kämpfen, was bei Shinobis tabu war. Währenddessen hat der jüngste Sohn Riku (Tenta Banka), der von all dem keine Ahnung hat, das Gefühl, dass seine Familie ihm etwas verschweigt …

Der ganz normale Ninja-Wahnsinn

Bei japanischen Kämpfern dürften die meisten an Samurais denken. Zwar ist deren Zeit lange vorbei, die Faszination für die ehrenwerten Schwertkünstler ist ungebrochen. Netflix etwa hat vor einigen Wochen gleich zwei Animationsserien veröffentlicht, die in diesem Umfeld spielen: die Spiele-Adaption Onimusha sowie das hochgelobte Blue Eye Samurai. Nun nimmt der Streamingdienst eine weitere Serie ins Programm auf, diesmal Live-Action, die einer anderen ebenfalls berühmten japanischen Kämpfergattung gewidmet ist: den Ninjas. Das ist längst überfällig. Und doch könnten einige irritiert sein, denn House of Ninjas ist nicht ganz das, was man im Vorfeld vielleicht erwartet hatte – und das gleich in mehrfacher Hinsicht.

Der erste Punkt ist, dass die Geschichte eben nicht im alten Japan spielt, zu der Zeit, als es Ninjas noch gab. Stattdessen ist House of Ninjas in der Gegenwart angesiedelt. Das ist etwas seltsam, passt aber irgendwie gut zum Thema, wenn es maßgeblich darum geht, dass jemand ein geheimes Leben führt. Anfangs meint man noch, dass es sich dabei um eine Komödie handeln würde, vergleichbar zum Manga-Hit Spy x Family. Dort sind es ein Spion, eine Auftragsmörderin und ein telepathisch begabtes Kind, welches nach außen hin ein normales Familienleben vortäuschen. Hier sind es eben Ninjas, die bitteschön Shinobis genannt werden wollen, trotz des Titels. Auch sonst gibt es ganz viele Regeln, über deren Einhaltung eine eigene Organisation wacht.

Ein dunkler Mix aus allem

Diese komischen Momente werden mit der Zeit aber weniger, wenn dann doch stärker das Drama im Mittelpunkt steht. Die Serie erzählt viel von den zwischenmenschlichen Herausforderungen, sowohl innerhalb der Familie wie auch außerhalb. So würde Haru gern Karen (Riho Yoshioka) näherkommen, ist mit der Situation aber überfordert. Und dann wäre da noch die Sache mit dem toten Sohn, die wie ein Schatten über allem liegt. Damit verbunden ist auch die Frage, wie man um jemanden trauern kann, wenn man eigentlich keine Gefühle haben darf – bei Shinobis ist das nun einmal hinderlich. Neben diesen komischen und dramatischen Momenten kommt aber auch die Action nicht zu kurz. In House of Ninjas wird immer mal wieder gekämpft, was sich auch gut sehen lassen kann. Außer vielleicht in den sehr dunklen Szenen, wenn das mit den Schatten etwas zu dominant wird.

Die Mischung aus verschiedenen Genres ist in Kombination mit dem ohnehin schon originellen Szenario sicher etwas gewöhnungsbedürftig. Anderer werden sich an der Musik stören, die ebenfalls nicht den Erwartungen entspricht. Wer hingegen die Erwartungen einmal außen vor sein lässt, kann hier eine Menge Spaß haben. Man wird vielleicht nicht immer ganz schlau aus House of Ninjas, wenn da wild zusammengewürfelt wird. Die Serie ist aber gut gespielt, die Familie wächst einem ans Herz. Sie hat auch optisch etwas zu bieten. Außerdem sind Geschichten um Ninjas so selten, zumindest „echte“ aus Japan, dass man schon aus Prinzip dankbar sein darf, dass etwas Derartiges produziert wurde.