Eigentlich war es ein sehr schöner Anlass, der Ulla (Michaela May) und Paul (Helmut Zierl) auf das Partyschiff „Alte Liebe“ gebracht hat: ihr 50. Hochzeitstag! Weniger schön ist, als Ulla erfahren muss, dass ihr Mann sie schon seit Längerem betrügt. Und das auch noch mit ihrer Freundin Rita (Angela Roy), die zusammen mit ihrem Mann Robert (Ernst Stötzner) ebenfalls bei den Feierlichkeiten dabei ist. Und was nun? Während Ulla noch davon überzeugt ist, dass dies nur eine Phase ist, will Paul die Ehe lieber gleich ganz beenden und sich auf sein neues Glück konzentrieren. Ritas Tochter Henriette (Katrin Ingendoh), die ohnehin kein besonders enges Verhältnis zu ihrer Mutter hat, schlägt sich dabei komplett auf die Seite der Betrogenen. Dabei weiß diese selbst nicht genau, wie es nun weitergehen soll …
Eine Komödie ohne Komik
Eigentlich ist der Freitagabend im Ersten ja dafür da, eher leichte Stoffe unters Volk zu bringen, nicht ohne Grund heißt der Programmplatz „Endlich Freitag im Ersten“. Da gibt es dann zwar hin und wieder auch Dramen, etwa die Teile aus der Reihe Käthe und ich. Bevorzugt produziert die ARD aber Komödien für diese Angelegenheit. Nachdem die letzten beiden Wochen etwas unerwartet Wiederholungen der alten Krimireihe Donna Leon liefen, gibt es nun wieder „richtigen“ Nachschub. Ich will mein Glück zurück ist ein ganz typischer Vertreter dieser Freitagabend-Filme, was je nach Ansicht eine gute oder eine schlechte Nachricht darstellt.
So handelt es sich offiziell um eine Komödie. Wer aber mit den Filmen der öffentlich-rechtlichen Sender vertraut ist, weiß bereits, dass das nicht viel heißen muss. Nur weil etwas als komisch verkauft wird, ist es das nicht unbedingt. Auch Ich will mein Glück zurück versagt bei der Aufgabe, das Publikum zum Lachen zu bringen. Zumindest werden die Erwartungen, dass es hier tatsächliche Witze gibt, enttäuscht. Wenn Ulla irgendwann den Baseballschläger auspackt, ist das schon der Höhepunkt. Drehbuchautorin Claudia Kratochvil (2 unter Millionen) versuchte nicht einmal, sich etwas Lustiges auszudenken. Wem es allein darauf ankommt, wird sich anderthalb Stunden lang langweilen, sofern man es überhaupt schafft, bis ans Ende wachzubleiben.
Auf der Suche nach sich selbst
Besser sieht es bei dem Aspekt Selbstverwirklichung aus. Als Ulla erkennt, dass sie betrogen wird und eventuell ein Leben ohne Paul wird führen müssen, wird das für sie zum Anlass, alles infrage zu stellen. Das geht mit einigen gesellschaftlichen Themen einher, seien es Geschlechterbilder oder auch Altersdiskrimination. So hatte Ulla viel aufgegeben, um für ihren Sohn, aber auch Ritas Tochter da zu sein – und bekommt kaum Anerkennung dafür. Ich will mein Glück zurück erinnert da an diverse Filme in den letzten Jahren, bei denen die Protagonistin im fortgeschrittenen Alter vom Mann betrogen wird und sich neu finden muss. Britt-Marie war hier und Tanz ins Leben fallen einem da beispielsweise ein, das Thema ist also sehr universell. Der Film bietet dem Publikum einiges an Identifikationsfläche.
Er bietet jedoch wenig Persönlichkeit. Während die Protagonistinnen in den beiden oben genannten Filmen etwas Neues ausprobierten und sich dabei selbst neu kennenlernten, will Ulla wieder zurück zur Schule und das machen, was sie früher schon getan hat. Das ist prinzipiell nicht verkehrt, ist aber symptomatisch für einen Film, der selbst jedem eigenen Einfall aus dem Weg geht. Da werden nur Standardsituationen abgespielt und alte Klischees aufgewärmt. Selbst die dramatische Wendung ist so müde, dass sie es verdient hätte, in Rente geschickt zu werden. Wenn dann auch noch langweilige Figuren vorgeführt werden, darf man sich endgültig fragen, warum man sich das anschauen sollte. Schlecht ist Ich will mein Glück zurück nicht, der Film tut, was er soll. Aber eben nicht mehr als das. Trotz der gut gemeinten Aufmunterung ist das Ergebnis recht nichtssagend.
OT: „Ich will mein Glück zurück“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Christina Adler
Drehbuch: Claudia Kratochvil
Musik: Colin Towns
Kamera: Aljoscha Hennig
Besetzung: Michaela May, Helmut Zierl, Angela Roy, Ernst Stötzner, Katrin Ingendoh, Sascha Goepel
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