Jedes Jahr im Juni Film TV Fernsehen arte Das Erste ARD Streamen online Mediathek Video on Demand DVD kaufen
© MDR/Marc Meyerbroeker

Jedes Jahr im Juni

Jedes Jahr im Juni Film TV Fernsehen arte Das Erste ARD Streamen online Mediathek Video on Demand DVD kaufen
„Jedes Jahr im Juni“ // Deutschland-Start: 9. August 2013 (arte) // 4. Oktober 2013 (DVD)

Inhalt / Kritik

Als die 26-jährige Verlagsangestellte Elke aus dem westdeutschen Coburg (Katharina Wackernagel) 1971 in die DDR reist, um Verwandte zu besuchen, lernt sie dort den Tischler Gregor (Peter Schneider) aus Dessau kennen. Obwohl beide bereits verheiratet sind und Kinder haben, finden sie schnell Gefallen aneinander. Und so beschließen sie, sich im Anschluss wiederzusehen. Zu diesem Zweck reist Elke auch in den Folgejahren immer wieder in den Osten, wo sie sich heimlich treffen. Einfach ist das nicht, da sich im Leben der beiden viel verändert. Immer wieder wird ihr Glück durch äußere Umstände bedroht. Doch sie wollen nicht aufgeben, finden in den gemeinsamen Stunden eine Möglichkeit alles hinter sich zu lassen – bis die Mauer fällt …

Liebe oder nicht Liebe?

Auch wenn der Schluss naheliegt, es handelt sich bei Jedes Jahr im Juni nicht um eine Adaption des gleichnamigen Romanbestsellers. Das wäre auch gar nicht gegangen, da Letzterer erst einige Jahre später auf den Markt kam. Film und Buch haben aber zumindest gemeinsam, dass in beiden je ein Mann und eine Frau sich einmal im Jahr treffen und es dabei um Gefühle geht und die Frage: Werden sie je ein Paar? Bei der TV-Produktion ist das eigentlich ausgeschlossen. Schließlich sind beide verheiratet und haben Kinder, da kann man nicht so einfach alles aufgeben und seinem Herzen folgen. Wobei es hier auch gar nicht klar wird, ob sie das überhaupt wollen oder ob die Zweisamkeit nicht allein deshalb funktioniert, weil sie eben kein Paar sein können.

Interessant ist an Jedes Jahr im Juni, wie es sich nicht an die Erwartungen regulärer Romanzen hält. Bei diesen sind Hindernisse dafür da überwunden zu werden, damit die beiden Hauptfiguren am Ende gemeinsam in den Sonnenuntergang reiten können. Elke und Gregor überwinden die Hindernisse, die durch die deutsche Teilung bestehen, aber nicht. Sie fallen von selbst weg, ohne dass die zwei etwas dazu beigetragen hätten. Wo bei anderen Filmen dann das Happy End beginnen kann, geht hier die Geschichte weiter. Die zwei müssen sich auf einmal tatsächlich damit auseinandersetzen, was sie füreinander empfinden und was sie von ihrem Leben erwarten. Ist der Traum tatsächlich möglich geworden, stellt sich heraus, dass er vielleicht gar nicht erstrebenswert war. Manchmal ist es die Unerfüllbarkeit eines Traums, die ihn erst wertvoll macht.

Beziehungsdrama und Zeitporträt

Der Film ist dabei nicht allein die Geschichte eines Paares. Er ist zugleich ein Zeitporträt. Das liegt auch an der Erzählstruktur: Vergleichbar zu Zwei an einem Tag oder Us and Them springt er bei jedem Szenenwechsel ein Jahr weiter. Wo es bei den genannten Titeln der 15. Juli bzw. Silvester ist, da ist es bei Jedes Jahr im Juni eben der Juni, die Zeit des jährlichen Treffens. Über viele Jahre hinweg begleitet das Drama die beiden. Die wiederkehrenden Schnappschüsse bedeuten für die beiden eine Kontinuität in einem Leben. Für das Publikum hingegen werden die zwei zu einem Spiegel für eine sich verändernde Welt, sowohl im Hinblick auf ihre persönlichen Schicksale wie auch die Gesellschaft, in der sie sich bewegen.

So wird der Mauerfall zu einem Bruch, der erstaunlich ambivalent ist, zwischen Aufbruch und Verlust. Das macht den Film mehr als zehn Jahre später auch nach wie vor interessant, da er nicht einseitig die Öffnung beklatscht, sondern von verschiedenen Seiten aus betrachtet. Dabei sollte man aber nicht zu viel erwarten, Jedes Jahr im Juni hat auch aufgrund der begrenzten Laufzeit gar nicht die Möglichkeit, richtig in die Tiefe zu gehen. Wer mehr als zwanzig Jahre in nicht einmal 90 Minuten abhandeln möchte, bleibt zwangsläufig an der Oberfläche. Manches ist nicht nachvollziehbar, an anderen Stellen wird es etwas kitschig. Und doch ist das Drama sehenswerter als viele andere Liebesfilme, die vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen produziert werden, weil hier tatsächlich mal die Grautöne beleuchtet werden und man es sich nicht mit einem einfachen Rosarot gemütlich machte.

Credits

OT: „Jedes Jahr im Juni“
Land: Deutschland
Jahr: 2013
Regie: Marcus O. Rosenmüller
Drehbuch: Silke Zertz
Musik: Gary Marlowe
Kamera: Roman Nowocien
Besetzung: Katharina Wackernagel, Peter Schneider, Katharina Spiering, Matthias Walter, Sebastian Nakajew, Ingrid Sattes, Ryszard Wojtyllo, Martin Reik

Bilder

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Jedes Jahr im Juni
fazit
„Jedes Jahr im Juni“ folgt über mehr als zwei Jahrzehnte einer Westdeutschen und einem Mann aus der DDR, die trotz ihrer Ehen eine Affäre beginnen. Der Film ist dabei gar nicht so romantisch wie erwartet, wenn die zwei selbst nicht wissen, ob sie ihre Träume wahrmachen wollen. Er ist zudem ein interessantes Zeitporträt, selbst wenn vieles notgedrungen an der Oberfläche bleibt.
Leserwertung8 Bewertungen
4.8
6
von 10