Klezmer – Band 1: Die Eroberung des Ostens Comic

Klezmer – Band 1: Die Eroberung des Ostens

Klezmer – Band 1: Die Eroberung des Ostens Comic
„Klezmer – Band 1: Die Eroberung des Ostens“ // Deutschland-Start: 1. September 2007

Inhalt / Kritik

Eigentlich wollte Noah Davidovich nur mit den anderen aus seiner jüdischen Kapelle musizieren. Doch dabei geraten sie in einen Hinterhalt einer konkurrierenden Truppe, die skrupellos alle niederschießt und anschließend den Karren in Brand setzt. Lediglich Davidovich kommt mit dem Leben davon, muss sich nun aber allein durch das winterliche Russland schlagen. Dabei macht er die Bekanntschaft von Chava, die gegen ihren Willen verheiratet werden soll und deshalb eine Gelegenheit sucht, sich aus dem Staub zu machen. Zur selben Zeit steht auch bei Jaacov eine große Veränderung an. Zwar gilt der Schüler als sehr begabt, als Wunderkind gar. Als er beim Klauen erwischt wird, hat sein Lehrer dennoch keine andere Wahl, als ihn vor die Tür zu setzen. Dabei landet der Junge bei seinem Irrweg zufällig bei den Leichen der getöteten Musiker …

Musikalische Mörder

Joann Sfar ist sicherlich einer der bekannteren Namen des neueren französischen Comics. Titel wie Die Katze des Rabbiners, Desmodus oder Donjon haben ihn auch einem hiesigen Publikum bekannt gemacht. Hinzu kommen eine Handvoll von Filmen, die der Franzose inszeniert hat, zuletzt etwa den Animationsfilm Das große Abenteuer des kleinen Vampir, der es auch bei uns in die Kinos schaffte. Eine eher weniger bekannte Reihe dürfte hingegen Klezmer sein. Sfar begann diese 2005 mit dem Band Die Eroberung des Ostens. Bis 2014 erschienen vier weitere, die dankenswerterweise ebenfalls alle auf Deutsch erhältlich sind. Denn auch wenn der Comic in eine andere Richtung geht als die obigen Titel, ist auch dieser sehr lesenswert.

Wer die familienfreundlichen Geschichten des Franzosen kennt, darf anfangs irritiert sein. Da erschießt eine Musiktruppe die Mitglieder einer anderen und setzt diese dann in Brand, weil sie keine Konkurrenz will. Für Kinder ist das wenig geeignet, aber auch Erwachsene dürfen erst einmal schlucken. Explizit ist die Darstellung dabei nicht, es ist also nicht so, dass man sich auf große Gewaltexzesse einstellen muss. Aber es ist schon ein düsterer Einstieg. Weitere Morde geschehen im ersten Band von Klezmer zwar nicht. Doch auch ohne diese richtet sich Sfar an ein älteres Publikum. Selbst die ausgelassenen Momente, wenn sich die Figuren ganz der Musik hingeben, haben oft eine bedrohliche Note oder sind angespannt. Es ist zumindest offen, ob nicht doch jemand einem anderen ein Messer in den Rücken rammt.

Ausdrucksstarker Irrweg

Allgemein ist der erste Band von einer Ungewissheit geprägt, was passieren wird. Erst spät werden die verschiedenen Handlungsstränge zusammenkommen und so verraten, dass wir es mit dem Anfang einer neuen Musiktruppe zu tun haben. Wobei der Titel Klezmer das natürlich ein Stück weit ankündigt, handelt es sich dabei doch um eine Volksmusikstradition, die aus dem Judentum kommt. Wenig überraschend beschäftigt sich Sfar, der auch schon in Die Katze des Rabbiners das Thema Religion auf vielfältige Weise anging, in dem Comic dann auch stark mit der jüdischen Kultur. Immer wieder öffnet er den Lesern und Leserinnen die Tür zu einer fremden Welt in der für ihn typischen Mischung aus ehrlichem Interesse und satirischen Spitzen.

Aber auch die Bilder verraten eindeutig, mit wem wir es hier zu tun haben. So sind die Zeichnungen eher schlicht, arbeiten aber mit einer interessanten Farbgebung. Immer wieder gibt es monochrome Darstellungen, die von Panel zu Panel wechseln können. Was im einen Bild noch komplett gelb ist, ist im nächsten dann grün. Da wird dann auch nicht zwischen den Figuren und den Hintergründen unterschieden. Das macht Klezmer ein bisschen anstrengend, wenn man gar nicht so genau weiß, worauf man sich konzentrieren muss. Die ausdrucksstarken, manchmal auch surrealen Zeichnungen sind deswegen aber auch spannend. Die Geschichte um mehr oder weniger musikalische Irrwege durch die eingeschneite Provinz ist auf jeden Fall trotz der bekannten Elemente des Comic-Künstlers so eigen, dass es sich lohnt, den verschlungenen Pfaden eine Weile zu folgen.

Credits

OT: „Klezmer: La Conquête de l’Est“
Land: Frankreich
Jahr: 2005
Text: Joann Sfar
Zeichnungen: Joann Sfar

Kaufen

Comic (Amazon „Klezmer: Die Eroberung des Ostens“)

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.



(Anzeige)

Klezmer – Band 1: Die Eroberung des Ostens
fazit
„Klezmer: Die Eroberung des Ostens“ macht es einem zunächst nicht einfach, wenn man hier gar nicht weiß, worum es gehen soll. Doch die Geschichte um mehr oder weniger musikalische Irrwege durch die eingeschneite Provinz Russland ist sehenswert, auch wegen der ungewöhnlichen Bilder, die schlicht bis surreal sind.
Leserwertung0 Bewertungen
4